Corona-Leugner wähnen sich im WeltWeltkriegin ehemaliger Bundespolizist spricht von einem Staatsstreich, fanatische Impfgegner wähnen sich im "3. Weltkrieg": Angesichts solcher Äußerungen warnen Fachleute vor einer Radikalisierung von Corona-Leugnern.
Fanatische Impfgegner und Corona-Leugner radikalisieren sich offenkundig weiter und setzen zunehmend auf militante Rhetorik. Ein suspendierter Bundespolizist sprach im "Corona-Ausschuss" bei den Corona-Maßnahmen von einem "Staatsstreich". Es liege ein gewalttätiger Umsturz durch die Regierung vor. Die Polizei werde für diesen Staatsstreich missbraucht.
Der sogenannte Ausschuss ist ein selbst ernanntes Gremium, das in mehrstündigen Sitzungen teilweise krude Thesen über die Pandemie verbreitet. Die Videos der "Sitzungen" werden im Netz verbreitet. Der "Ausschuss" bewirbt unter anderem Videos des Verschwörungsideologen Rainer Fuellmich, der im Frühjahr beispielsweise behauptete, 25 Prozent der Geimpften würden umgehend sterben. Weitere 36 Prozent hätten wohl so schwere Nebenwirkungen, dass man nicht wisse, ob sie es schaffen würden. Von einer "organisierten Massentötung" war die Rede. Demnach müsste es bei einer Impfquote von mehr als 60 Prozent bereits Millionen Impftote in Deutschland geben.
Der russische Staatssender RT berichtete ausführlich über die "Sitzungen" des Ausschusses.
Fachleute warnen vor Radikalisierung
Die Publizistin Karolin Schwarz beobachtet seit Jahren Radikalisierungsprozesse in sozialen Medien. Zuletzt steuere sie eine Analyse für eine Untersuchung über Verschwörungslegenden und Antisemitismus im Auftrag des American Jewish Comitee bei. Schwarz sieht in dem Video aus dem "Corona-Ausschuss" eindeutig eine Radikalisierung: "Viele 'Querdenken'-Influencer sprechen immer wieder von einem 'Dritten Weltkrieg', in dem man sich aktuell befinde." Während die Mobilisierung zu Demonstrationen eher schlecht laufe, werde "gleichzeitig aber rhetorisch aufgerüstet". Dies sei besonders gefährlich, weil sie auch als Verteidigung von Gewalttaten herhalten könnte: "Man sagt dann, man habe sich eben verteidigen müssen", erläutert Schwarz.
Die Berufung auf vermeintliche Notwehr war auch im Kontext der Flüchtlingspolitik immer wieder aufgetaucht. Es war die Rede davon, man müsse das Land vor feindlichen Invasion schützen, es sei legitim und notwendig, sich zu verteidigen.
Es habe in Deutschland wie auch in anderen Ländern immer Impfgegner und Impfkritiker gegeben. "Die waren aber auf das Impfen oder die Pharmaindustrie fokussiert". "Mit der Pandemie haben sich viele der Impfgegner mit der 'Querdenker'-Bewegung identifiziert und diese Identifikation geht mit der Übernahme von Verschwörungserzählungen, Ideen von Widerstand gegen den Staat und eben einer Radikalisierung einher." In solchen Bewegungen gründeten sich dann radikale Gruppen und Zellen aus. Polizei, Sicherheitskräfte und Medien würden "immer aggressiver angegriffen".
https://www.tagesschau.de/investigativ/impfgegner-corona-101.html