Warum wird so häufig vergessen den Zimmermädchen auch etwas Trinkgeld zu geben?

Hallo Leute,

Ich hab das vermeintliche Vergnügen dort arbeiten zu dürfen, wo andere Urlaub machen. In Wahrheit ist es eher so, dass mir die Lust auf Erholung und Relaxen schnell vergehen würde, wenn ich immer genau wüsste, was da so hinter den Kulissen manchmal abgeht. Da ist längst nicht alles Gold was glänzt, vielleicht höchstens die Urinrückstände an den Händen beim Zubereiten des Salats. Davon bekommt der Gast selbstverständlich nichts mit, sondern sieht nur das schöne Ergebnis auf dem Teller.

Eigentlich kann der Service meist auch nur recht wenig für das Gepantsche, was er da rausträgt, dennoch bekommt er als erstes den Unmut des Gastes zu spüren, wenn das Fleisch tot gebraten oder man schnell merkt, dass die TK-Ware nicht lang genug in der Mikrowelle heiß gemacht wurde, dafür wird er aber in aller Regel auch mit reichlich Trinkgeld entlohnt, ganz gleich wie inkompetent er auch sein mag. Spitzenreiter, was Trinkgeld angeht ist und bleibt aber der Hausdiener, welcher kurz mal für ein paar Minütchen seinen Ranzen in Bewegung setzen muss, um ein paar Koffer zu tragen und für diesen kleinen Aufwand das Geld schon hinterhergeschmissen kriegt, um anschließend im besten Fall wieder die Tür zu bewachen.

Da ich selber auch für ein paar Monate Hausdiener war hatte ich dagegen nichts einzuwenden, was insofern auch in Ordnung ist, da der Beruf nicht der bestbezahlte ist. Trotzdem könnte die Trinkgeldverteilung kaum ungerechter sein, da die allermeisten Gäste schlichtweg vergessen, dass es im Hotel einen Job gibt, der noch mieser bezahlt wird, aber deswegen nicht weniger wertvoll ist. Ich spreche hier von der Arbeit der Zimmermädchen, die sich jeden Tag den Buckel krumm schuften für ein paar Kröten, die gerade so reichen, um über die Runden zu kommen. Die Reinigung eines Zimmers dauert im Schnitt 20 Minuten, bei besonderen Ferkeln, welche es schaffen eine Bleibe innerhalb weniger Tage in eine Messie-Bude zu verwandeln auch schon mal über eine Stunde. All das wird als selbstverständlich angesehen und fällt erst dann auf, wenn mal irgendwo ein Fleck übersehen wird oder ein Haar liegen bleibt, aber dafür ist das Geschrei umso größer. Die Mädchen fühlen sich teilweise wie Kakerlaken, die von keinem geschätzt werden und noch nicht einmal einen Gruß wert sind.

Ich selbst durfte ebenfalls schon die Erfahrung machen, wenn ich aushilfsweise im Housekeeping gearbeitet habe und von einigen Gästen keines Blickes gewürdigt wurde, dieselben Gäste, welche mir am nächsten Tag höchsten Respekt zollten als ich wieder im Anzug an der Rezeption stand.

Die Zimmermädchen aus meinem alten Hotel sind mir wirklich ans Herz gewachsen und taten mir als häufig so leid, dass alle von dem vielen Trinkgeld schwärmen, aber sie leider oftmals mit leeren Händen dastehen, trotz guter Arbeit. Darum meine Frage, warum werden gerade sie meistens vergessen, wenn es um eine kleine Aufmerksamkeit geht und wieso sparen die allermeisten Gäste ausgerechnet am falschen Ort?

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Wie soll man als Gast reagieren, wenn die Bedienung mir eine Bierdusche verpasst hat?

Langsam wird es Sommer, die Sonne scheint und die ersten Kroküsse sprießen. Nun stellt euch vor, ihr sitzt in einem gemütlichen Café auf der Terrasse, bestellt euch eine kühle Blonde und genießt einfach das schöne Leben. Es könnte alles kaum besser sein, doch dann kommt so ein tollpatschiger Kellner daher, der bereits beim Anmarsch an meinen Tisch so rumstorcht als würde er auf Stöckelschuhen laufen, visiert noch kurz sein Ziel an und ergießt über mir ein kalte Brause hopfenhaltigen Getränks. Sicherlich wird das arme Würstchen von Kellner das nicht mit Absicht gemacht haben (zumindest hoffe ich das für ihn) und auch sonst hab ich gegen einen Wet-T-Shirt Kontest prinzipiell nichts einzuwenden, dumm nur wenn ich mein teures Armani-Hemd zuvor nicht durch eine billige H&M-Marke ausgetauscht habe. Falls der Gute, dem dies Malöhr passiert ist sich nicht schon vor Schuld- und Schamgefühlen ganz betröpelt irgendwo unter der Tischdecke versteckt bzw. gleich das Weite gesucht, sondern sich höflichst für sein Unvermögen entschuldigt hat, kann man ihm ja eigentlich kaum mehr böse sein, doch was mache ich mit meinem in Gerstensaft getränkten Hemd und wäre es unverschämt zumindest die Kosten für die Reinigung zu verlangen?

 

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