Wurden in Deutschland vor 1941 Deutsche (Sütterlin) und Lateinische Schreibschrift parallel an Schulen gelehrt und angewandt?

Die Deutsche Schreibschrift (die Sütterlinschrift fällt in diese Kategorie) wurde 1941 im Deutschen Reich verboten. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde sie jahrhundertelang in Schulen im deutschsprachigen Raum gelehrt. Meine Mutter hatte im Schuljahr 1940/41 noch die Sütterlinschrift in der ersten Klasse gelernt, musste 1941 im neuen Schuljahr dann auf Lateinische Schreibschrift (also die Schrift, die wir heute lernen) umstellen. Eine meiner beiden Großmuttern, Jahrgang 1908, schrieb bis zu ihrem Tod 1988 Briefe ausschließlich in Lateinischer Schreibschrift. Sie hat diese mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits in der Schule, also ca. 1914-1922, gelernt, und nicht erst nach 1941 (ich kann sie leider nicht mehr fragen). Sowohl meine Mutter als auch die genannte Großmutter gingen in dieselbe Volksschule am selben Ort, aber höchstwahrscheinlich bei unterschiedlichen Lehrern.

Nun meine Frage: wo und in welchen Schulen wurde im deutschsprachigen Raum vor 1941 die Lateinische Schreibschrift gelehrt? Hing das vom Lehrer oder von der Schule oder der Region ab? Angenommen, im Deutschunterricht wurde die Deutsche Schreibschrift angewandt. Wurde diese dann auch im Englisch- oder Französischunterricht verwendet? Kann ich mir kaum vorstellen - aber ließe sich daraus schließen, dass in Schulen, in denen eine Fremdsprache gelehrt wurde, immer auch die Lateinische Schreibschrift (parallel zur Deutschen) gelehrt wurde?

Unterricht, Schreibschrift, Sütterlin
Fragen zur (wahrscheinlich) Sütterlinschrift?

Meine Schwester hat heute in unserem Garten in der Erde folgenden Brief gefunden:

Da mir das überhaupt nicht nach lateinischer Schrift aussieht, vermute ich, dass es sich um Sütterlinschrift handeln muss. Ich sehe jedenfalls große Ähnlichkeiten. Was meint ihr?

Ich habe den Brief folgendermaßen transkribiert:

Liebe Jose befor ich geche möchte ich dir ein Geschenck geben ♡
Mit grüsen Roberto
– ein schritt

Ist das korrekt? Es ergibt jedenfalls Sinn.

Und nun die interessante Frage: Wie alt ist der Brief?

Wir leben in Braunschweig. Sütterlin löste laut Wikipedia in den 1920er-Jahren die Kurrentschrift ab. Im offiziellen Lehrplan Deutschlands stand sie wohl 1935-1941. Dann wurde sie verboten.
Ich gehe davon aus, dass der Brief von einem Kind geschrieben wurde – geschätzt 8-12 Jahre alt. Das Kind wird den Brief also wahrscheinlich vor etwa 80 Jahren geschrieben haben, oder?

Das Papier sieht mir jedoch dafür, dass es in der Erde lag, ziemlich unbeschädigt aus. Natürlich ist es stark geknickt, aber es gibt kaum Risse und zu viele Stellen sind ziemlich weiß. Meine Unterlagen aus früheren Klassen, die ich stets in Ordnern gelagert habe, sind gelblicher als dieser Brief. Das macht mich stutzig. Kann Papier so lange so weiß bleiben?

Lag der Brief wirklich all die Zeit dort und hat es bis heute so heile überstanden? Oder hat ihn vielleicht kürzlich jemand verloren, sodass ihn der Wind hergeweht hat? Oder kann es sein, dass das jemand gefälscht hat. Aber warum? Ich meine, heute schreibt kein Kind mehr so. Das muss von einer älteren Person geschrieben worden sein, denn das Schriftbild ist recht sauber.

Was meint ihr zu meinen Überlegungen? Es würde mich wirklich interessieren, etwas mehr darüber herauszufinden. Es kann sein, dass ich mich total irre, bitte nicht totlachen ;-)

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