Kann mir jemand diesen Brief von 1916 in Kurrentschrift oder deutscher Schrift übersetzen?

Brief 1  - (Sprache, Geschichte, Krieg) Brief 2 - (Sprache, Geschichte, Krieg)

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Brief lautet folgendermaßen:

Bild 1, rechte Seite

Schützengraben 31. Dez(ember). (19)16

Meine l(ie)b(e) Mutter!

Zum zweitenmale stehe

Ich mitten im Getöse des Weltenbrandes,

wo Ihr das hohe Namensfeste

feiret. Ich sehe mich deshalb ver-

anlaßt, aus Pflicht und Dank-

barkeit, Euch meine Wünsche

Bild 2, linke Seite

Aus Feindeslanden entgegen

Zusenden.

Vorallem wünsche ich Euch,

Glück, Gesundheit und langes

Leben, frohe und glückliche Tage, und,

falls es in der Macht des Allerhöchsten

stehet, einstens das Zeitliche zu segnen,

möge er für all das, was Ihr mir

schon in dieser 2jährigen Dienstzeit,

geschweige von meinen Jugendjahren

gebetet, gesorget u(nd) gelitten habt, mit

mit seinen höchsten Gütern segnen.

Das ist mein innigster Wunsch, ver(-)

Bild 2, rechte Seite

bunden mit der Hoffnung, daß

wir uns nach diesem Kriege, froh

und glücklich wiedersehn, das wünscht

von Herzen Euer dankbarer

Sohn Michl!

Liebe Schwester Rosi!

Auch Dir wünsche ich Dir (!) recht viel

Glück und Segen zum Namensfeste,

daß viele Jahre noch in bester Ge-

sundheit erlebst, und nach diesem

Leben die Freuden des Himmels ge-

Bild 1, linke Seite

niest.

Dein Bruder Michl!

Neues kann ich sonst nichts

Schreiben, als meine Wünsche noch-

mals wiederholend, verbleibt Euer

Sohn + Bruder

Michl.

------------------------------------------------------

Ich hätte noch eine Frage an den Fragesteller: hat der Soldat Michl den Krieg überlebt? Der Brief ist so kurz und beinahe unpersönlich, er klingt fast schon wie ein Abschiedsbrief, als ob er gewisse Vorahnungen gehabt hätte bzw. schreckliche Erlebnisse hintersich gebracht hätte, die ihn am (Über-)Leben verzweifeln ließ. Da er den „Schützengraben“ als Ortsangabe verwendet, gehe ich davon aus, dass er in Frankreich stationiert war. War er vielleicht in Verdun?

MfG

Arnold


bibiyolo 
Beitragsersteller
 31.07.2017, 17:47

Also ich habe gerade nach geschaut: Er hat den 1. Weltkrieg überlebt, ist aber am 22.10.1942 in Russland im 2. Weltkrieg gestorben.

ArnoldBentheim  31.07.2017, 19:27
@bibiyolo

Vielen Dank für die Information. Also doch ein tragischer Fall: als ganz junger Mann hat er den furchbaren Grabenkrieg des Ersten Weltkriegs überlebt, um dann im Zweiten Weltkrieg zu sterben. Möge er erlangt haben, was er seiner Familie gewünscht hat: "die Freuden des Himmels"!

Bitte schmeiße die Briefe nicht weg, sondern überlasse sie, wenn du zu ihrem Schreiber keine familiäre Beziehung hast, deinem örtlichen Archiv oder Geschichtsverein. Das würde mich freuen.  🙂

bibiyolo 
Beitragsersteller
 31.07.2017, 19:41
@ArnoldBentheim

Er ist mit mir Verwandt. Ich schätze mein Großgroßonkel oder Groß Groß Großopa. Ich habe noch mehr Sachen, wie Kleider, Bücher, Gotteslob, Ketten, Bilder etc. aus den Kriegen und werde sie behalten, um ein Andenken an meine Vorfahren zu haben.

bibiyolo 
Beitragsersteller
 31.07.2017, 19:58
@ArnoldBentheim

 Ich habe gerade sogar noch ein Bild von Michael gefunden!

bibiyolo 
Beitragsersteller
 31.07.2017, 17:16

Vielen lieben Dank! Leider kann ich dazu nicht viel sagen, da ich es selber nicht weiß. In unserem Haus lebten früher Flüchtlinge beider Weltkriege, also weiß ich nicht mal, ob er mit mir verwandt ist.

Hallo,

meine lb. (lieben) ...?

Zum zweitenmale stehe ich mitten im Getöse des Weltbrandes,

wo ? das hohe Herrenfest feiern.

Ich sehe mich deshalb veranlaßt, 

aus Pflicht und Dankbarkeit,

euch meine Wünsche ...

Linke Seite:

Neues kann ich sonst nicht schreiben,

als meine Wünsche nochmals (wiederholend)? 

verbleibt Euer Sohn und Bruder

Michl

Herzliche Grüße,

Willy


Duseltier  31.07.2017, 12:16

meine lb. (lieben) ...?

Meine lb. Mutter!

Ich habe eine Bekannte, die solche Arbeiten auf Honorarbasis ausführt.

Sie gibt auch VHS-Kurse, um die Schrift zu erlernen.

Du kannst es selbst lernen (autodidaktisch oder in Kursen).

Alles, was jemand kann, ist KÖNNEN - und das hat seinen Preis.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sprachen machen Spaß!

Michele47  01.08.2017, 12:00

Hättest du die Zeilen nicht übersetzen können? Wir arbeiten hier alle ohne Bezahlung.

Spielwiesen  01.08.2017, 12:10
@Michele47

Ich selbst kann es nicht - daher habe ich auf meine Bekannte verwiesen. Nur sie kenne ich, die das offiziell macht.

Inzwischen wurde ja schon eine Transkription geliefert. - erschütternd. Ansonsten kleiner Tipp: in Seniorenheimen sind viele alte Leutchen und können das noch und würden den Text vorlesen können. Geistig rege sind sehr viele dort noch.

Da hast Du ein sehr schönes Zeitdokument ... ein Brief aus dem Schützengraben von 1916!

Mit etwas Geduld kannst du das selbst entziffern - habe ich auch geschafft. Im Internet findest Du Zeichentabellen. Das ist erst mal etwas frustrierend, aber irgendwann läuft es.


Duseltier  31.07.2017, 12:13

habe ich auch geschafft

So? Dann lass uns doch bitte an deinem Wissen teilhaben....

ein Brief aus dem Schützengraben von 1916

Das dürften die einzigen Textstellen sein, die selbst ein Halbblinder erahnen kann. Den Rest nehm ich dir nicht ab.

Cwmystwyth  31.07.2017, 15:22
@Duseltier

Gibt es einen Grund dafür, mich hier anzufeinden? Wir sind uns, so glaube ich, noch nicht begegnet.

Das hat zu wenig Kontrast, um es überhaupt lesen zu können.

Und, bei allem Verständnis für deinen Wunsch: Die Textmenge ist, ehrlich gesagt, eine Zumutung. Wie lange soll man denn daran sitzen?