Hallöchen. Im November habe ich eine Lehre als Systemgastronom bei McDonald‘s begonnen. Am Anfang war das Neuland für mich, weil ich bisher nur zur Schule gegangen bin (und in zwei Berufsschulen - die eine einjährige Berufsschulklasse habe ich vollständig mit guten Noten beendet, während ich in der anderen nur ein halbes Jahr war, wegen einem versuchten Amoklauf, was mich in Panik versetzte, und auch wegen den inkompetenten Lehrern, 9 von 11 Schülern sind gegangen) und ich mich in der Arbeitswelt gar nicht auskannte.
Gleich am ersten Probetag wurde ich von einer Schichtleiterin, die einen sehr schlechten Ruf bei den anderen und bei dem Restaurantleiter hat, vor den Kunden im Restaurant vorne an der Kasse angeschrien, weil ich fast das Rückgeld falsch gegeben hätte. An meinem allerersten Probetag, wo ich noch nie zuvor in meinem gesamten Leben an einer Kasse gestanden hatte. Als ich mich dagegen gewehrt habe, indem ich das dem Restaurantleiter mitgeteilt habe, wurde sie wiederum wütend auf mich, weil sie ein wenig Ärger von ihm bekam. Vielleicht war das kein schlauer Schachzug von mir, ich hätte einfach nichts sagen sollen. Doch ich dachte, Ehrlichkeit, Authentizität und sich gegen solche Dinge zu wehren, wäre richtig. Nun, ich habe auf jeden Fall alles getan, was von mir verlangt wurde, wie es sich in einer Ausbildung als Azubi gehört. Diese Menschen haben mehr Erfahrung als ich, wissen mehr als ich, und natürlich muss man sich als Azubi hocharbeiten, um ihren Respekt zu erlangen. Ich habe alles freiwillig angepackt, ich habe großes Interesse gezeigt und immer wieder gefragt, wo ich behilflich sein kann.
Ich dachte, wenn ich mich ihnen unterwerfe, dann kann ich durch meine harte Arbeit Respekt und Wertschätzung von ihnen erlangen. Ich habe versucht, direkt auf die anderen Kollegen einzugehen, auch wenn das mit der Sprache schwierig war und immer noch ist. Mich wundert das sehr, weil ich eine aufgeschlossene Person bin und auch auf neue fremde Menschen ( auf der Straße, im Café, im Fitnessstudio etc. ) zutreffe und es mir überhaupt nicht schwerfällt, auf andere zuzugehen. Ich führe sehr gerne ( insbesondere tiefgründige ) Gespräche und andere würden mich als freundlich, selbstsicher und 'anziehend' bezeichnen.
Stattdessen haben sie sich abgewendet, mich teilweise ignoriert und in ihrer eigenen Sprache gesprochen, sodass ich alleine dastand. Ich wurde immer griesgrämig angeguckt, und ich dachte, das liegt wohl ganz allein an mir. Weil ich etwas falsches gemacht habe. Deshalb wurde mein Selbstbewusstsein sofort gering, ich bekam das Gefühl, nicht gebraucht zu werden. Also strengte ich mich noch mehr an. Ich habe immer wieder "Danke, dass du mir geholfen hast!" gesagt, habe versucht, Smalltalk zu führen. Stattdessen haben einige mich vor den Kunden ausgelacht, wenn mir z.B. beim McCafe die Kuchen ( 5 Erdbeerkuchen) heruntergefallen sind. Aber es brachte nichts.
Irgendwann platzte mir der Kragen, und ich gab auf, so zu tun, als wäre ich jemand, der ich gar nicht bin. Ich begann nicht mehr zu lächeln, nicht mehr mit ihnen zu sprechen, außer es war notwendig. Sie alle sind seit Jahren gut miteinander befreundet, und neue Menschen können sie nicht ausstehen. Ich mag es nicht, wenn ich private Dinge von mir erzähle, also dachte ich, ich muss nur an mein Ziel denken, an meine Zukunft, an die Arbeit und den Kunden, und grenzte mich freiwillig aus. Heute bei dem Urteilungsgespräch hat der Bezirksleiter mir den Bogen vorgelesen. Umgang vor den Kunden und den Vorgesetzten habe ich eine Eins bekommen. Die deutsche Sprache kann ich perfekt beherrschen. Eine Eins. Großes Interesse wurde auch positiv bewertet, eine Eins. Nur bei den Mitarbeitern habe ich eine glatte 5 bekommen. Und mich überraschte das nicht. Wenn man bedenkt, wie die mit meiner anderen Aushilfskraft-Kollegin ( die einzige, die wirklich lieb und nett zu mir war) umgehen, die konstant beleidigt und ignoriert wird, dann möchte ich mit solchen monströsen Menschen natürlich nichts privat zu tun haben.
Einige andere Kollegen, die dasselbe durchmachen wie ich und ausgegrenzt werden, aber etwas länger da sind, wegen dem Personalmangel, machen ihren Mund nicht auf, trauen sich kaum, sich dagegen zu wehren. Sie sagten mir, dass "die alle dort krank sind". Ich habe noch zwei Wochen Zeit, um alles zu ändern. Wie soll ich das bitte machen? Ich habe bereits alles versucht, bin nach all dem, was man mir angetan hat, wieder zu ihnen gegangen und habe versucht, Gespräche zu führen.
Ist es fair, dass man mich genau deshalb entlässt, nur weil ich mein eigenes Ding durchziehe und von den anderen nicht gemocht werde? Ich nenne das Ausgrenzung.
Btw die sind dort alle "erwachsen". Die meisten ü26. Einige haben Kinder die im selben Alter wie ich sind.