Was haltet ihr von dieser Kurzgeschichte?

Hi was haltet ihr davon?

Durchatmen

Die Sonne scheint, ich laufe den Waldweg entlang. Um mich herum zwitschern Vögel, ich sehe Schmetterlinge flattern, es ist still und ruhig. Hier kann man flüchten. Flüchten vor dem Alltagsstress, vor seinen Sorgen und Problemen. Das Dunkle verdrängen. Ich atme tief ein, lasse die kühle, frische Luft durch meine Lungen strömen. Leben fließt durch meinen Körper. Hier kann ich durchatmen, die Luft ist frisch, nicht so abgestanden wie die Luft die ich sonst Atme. Nicht so wie die Luft voll mit Problemen und Sorgen, die mich nur müde macht anstatt mir Lebenslust zu geben. Ich laufe an einem kleinen Bäumchen vorbei, dass gerade kleine, zarte grüne Blättchen bekommen hat. Neues Leben. Genau das, was die Natur mir gibt. Neues Leben, neue Chancen. Ich atme noch ein paar mal tief ein und schaffe es tatsächlich für kurze Zeit meine Ängste, Sorgen und Nöte zu vergessen. Die Sonne geht langsam unter, ich mache mich auf den Heimweg. Unter mir inzwischen rauer Beton, neben mir Straßenlärm. Ich seufze. Alles fühlt sich plötzlich so viel schwerer an, die Luft ist dicker, ich kann sie nicht mehr in mich hineinströmen lassen. So auch am nächsten Tag, die drückende Dunkelheit in mir nimmt mich wieder fast vollständig ein. Das Atmen fällt mir schwer, meine Lunge fühlt sich wie ein vollgesaugter Spülschwamm an. Mir wird schwindlig, ich presse die Hand auf meine Brust. Atme schneller und schneller und schneller. Zu schnell. „Einatmen, Ausatmen. Ganz ruhig.“, sagt eine Stimme. Ich öffne die Augen, sehe eine Hand auf meiner Brust, die nicht meine ist. Ich blicke in dunkle, besorgte Augen. Er hält mich. Atmet mit mir, solange bis ich wieder durchatmen kann.

Schmerzen, Schreiben, Text, atmen, Kurzgeschichte, trost, Wort

Meistgelesene Beiträge zum Thema Atmen