Widerspricht ein islamischer Staat bzw. ein Kalifat dem Islam?

Es gibt in der islamischen Welt mehrere Staaten, die eine islamische Regierung haben. Zumindest behaupten sie es von sich. Und es gibt heutzutage auch viele Strömungen (z. B. Salafisten), die einen islamischen Staat errichten wollen mit einer islamischen Führung. Bei genauer Betrachtung der islamischen Quellen kommt aber die Frage auf, ob das überhaupt im Sinne des Islam ist:

Sulaim Ibn Qais berichtete, dass Imam Ali (a.) sagte: „ Der Gehorsam gehört nur Gott und Seinem Gesandten (s.) und den Befehlenden (4:59) und es wurde nur befohlen, den Befehlenden zu gehorchen, weil sie unfehlbar und in vollkommener Weise rein sind (33:33) und nicht den Ungehorsam zu Ihm befehlen.“ [Al-Khisal von As-Saduq, Seite 139, Hadith 158]

Gemäß der Überlieferung, die sich wiederum auf einen Vers im Quran beruft, steht nur Gott bzw. von ihm beauftragten Personen (z. B. Propheten) der Befehl zu. In einer weiteren Überlieferung wird sogar ausdrücklich darauf verwiesen, dass Regierende verflucht seien:

Isma’il Ibn Bazi’ berichtete, dass Imam As-Sadiq (a.) sagte: „ Verflucht sei jener, der Führerschaft antrat, verflucht sei jener, der es versuchte und verflucht sei jener, der sich selbst damit ansprach.” [Al-Kafi von Al-Kulaini, Band 2, Seite 298, Hadith 4]

Es wird auch vor dem Verderben, das Regierende verursachen, gewarnt:

Abdullah Ibn Muskan berichtete, dass Imam As-Sadiq (a.) sagte: „Nehmt euch vor diesen Führern in Acht, die Führerschaft ausüben, denn bei Gott, keiner folgte den Fußstapfen von einem, außer dass er sich und andere ins Verderben stürzte.” [Al-Kafi von Al-Kulaini, Band 2, Seite 297, Hadith 3]

Sind islamische Regierungen wie die in Iran oder Saudi-Arabien, aber genauso salafistische Strömungen oder islamistische Politiker wie Erdogan, die ein Kalifat errichten wollen, gegen den Islam?

Denn sie widersprechen ja eindeutig dem Quran und den Überlieferungen, die vor irgendwelchen selbsternannten Führern warnen.

Religion, Islam, Geschichte, Politik, Iran, Islamismus, Koran, Salafismus, Ethik und Moral, Kalifat, Philosophie und Gesellschaft
Bekämpfen die Wahabiten und die Salafisten den Islam?

Heute ist das Bild des Islam nicht gut. Die Hauptschuld haben die Salafisten, die Bombenanschläge verüben, in Menschenmengen fahren, oder die in Syrien und im Irak Tausende Muslime ermorden.

Bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, kurz bevor Saudi-Arabien gegründet wurde, haben Wahabiten Menschen ermordet. Wikipedia schreibt:

Der Aufstand der Ichwan, der Kampfverbände der Wahhabiten auf der arabischen Halbinsel, dauerte von 1927 bis 1930. [...] Dabei kam es zu Massakern an der Zivilbevölkerung, der Zerstörung von Heiligengräbern und auch regelmäßig zu Plünderungen. [...] 1924 eroberten die Ichwan Taif, wo sie mehrere hundert Einwohner massakrierten. [...] Die Ichwan widersetzen sich in ihrem Glaubenseifer auch der Einführung aller technischen Neuerungen wie etwa Automobilen und Telegraphen, die sie als „unerlaubte Neuerungen“ (bid'a) strikt ablehnten.

Saudi-Arabien ist auch wahabitisch. Die kranken Bestrafungen in dem Land sind brutal und menschenfeindlich. Im Textabschnitt wird auch die Zerstörung von Heiligengräbern angesprochen. Wikipedia schreibt:

Die Zerstörung des islamischen Kulturerbes in Saudi-Arabien findet hauptsächlich in der saudi-arabischen Region Hedschas statt, insbesondere in den heiligen Städten Mekka und Medina. Sie betrifft vor allem alte Moscheen, Friedhöfe, Häuser und Stätten mit Bezug zum Religionsstifter Mohammed und weiteren führenden Persönlichkeiten des frühen Islams.

Als Muslim würde man niemals die Zerstörung von Moscheen oder Gräbern, in denen unter anderem Teile der Familie Muhammads begraben ist, befürworten. Auch heute setzt sich die Zerstörung fort:

Eine der meistverehrten heiligen Stätten des Islam, das Grab des Propheten Mohammed in Medina, könnte einem Zeitungsbericht zufolge zerstört werden.

In Saudi-Arabien werden diese wichtigen Orte zerstört, damit die dort schicke Hochhäuser und Luxushotels bauen können:

Im 21. Jahrhundert werden Kulturstätten in Mekka und Medina in einem bisher unerreichten Ausmaß durch saudische Behörden beseitigt, wobei gleichzeitig Hotels, Restaurants und Einkaufszentren im Luxusbereich errichtet werden.

Als Muslim würde man niemals die Zerstörung von Moscheen, schon gar nicht der Prophetenmoschee befürworten, damit dort irgendwelche Hotels gebaut werden.

Kann es sein, dass die Wahabiten und die Salafisten die Feinde des Islam sind? Sie scheinen den Islam von innen heraus zu bekämpfen, indem sie islamische Geschichte zerstören und Nicht-Muslime durch Anschläge gegen Muslime aufbringen.

Religion, Islam, Geschichte, Politik, Psychologie, Islamismus, Ethik und Moral, Islamfeindlichkeit, Philosophie und Gesellschaft
Fremd im "eigenen" Land (Migrationshintergrund)?

Hallo liebe Community(:,

Ich habe folgendes Problem und zwar:

Ich bin südländisch und trage ein Kopftuch und aus genau diesen Gründen fühle ich mich irgendwie ständig "beobachtet" in der Öffentlichkeit. Obwohl ich logischerweise fließend deutsch spreche (hier aufgewachsen), Deutschland als meine Heimat betrachte und studiere, habe ich ständig Angst, dass andere schlecht von mir denken:

Aufgrund des Kopftuchs habe ich ständig das Gefühl, mich vor anderen beweisen und rechtfertigen zu müssen, weil ich denke, dass sie sonst an meinen Deutschkenntnissen, meiner fachlichen Kompetenz (auf der Arbeit/Praktikum im Rahmen des Studiums) zweifeln oder mich sogar als potenzielle Terroristin/Extremistin einstufen, auch wenn letzteres eigentlich rational unbegründbar ist.

Ich will meinen Beitrag zur deutschen Gesellschaft leisten und mich hier zu Hause fühlen, aber irgendwie stresst mich fast jede Situation, in der ich den Blicken anderer ausgeliefert bin. Das geht so weit, dass ich keine Motivation mehr für mein Studium aufbringen kann, weil ich denke, dass ich sowieso zum Scheitern verurteilt bin, aufgrund meines Migrationshintergrunds, meines Glaubens und meines mangelnden Selbstvertrauens.

Gibt es unter euch Menschen, die ähnlich wie ich empfinden/empfanden?

Habt ihr vielleicht Tipps für mich...?

Danke schon mal

LG

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