Ich bin nicht für die Arbeitswelt gemacht?

Ich (30) bin jetzt seit 12 Monaten als Softwareentwickler in einer Firma tätig. Am Anfang und auch jetzt ist alles bestens. Meine Leistung ist sehr gut und ich fühlte mich anfangs auch noch wohl.

Allerdings wenn ich daran denke, dass ich jede Woche 40h arbeiten muss, und das nicht nur für 1 Jahr lang, sondern Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt bis ich 70 bin, ohne Aussicht, wann ich fertig mit der Arbeit bin, dann werde ich richtig depressiv.

Jeden Tag muss ich die gleichen Gesichter sehen, die Kunden nerven langsam, ich muss auf Knopfdruck 8h lang funktionieren und vertrete nur die Interessen der Kunden/des Arbeitgebers.

Erschwerend kommt bei mir hinzu, dass ich mit meinen autistischen Zügen und einseitigen/unpopulären Interessen nunmal keinerlei Sozialkompetenz habe und seit Jahren (bzw. noch nie) eine Freundin hatte. Somit sind die Aussichten sehr gering, dass ich wenigstens demnächst als Ausgleich eine Partnerin und Familie zu Hause hätte.

Mein Alltag würde bis ich 70 bin so aussehen: Aufstehen, 8h auf Arbeit rumgammeln, nach Hause gehen, vor Müdigkeit schlafen, dringende Sachen noch erledigen, schlafen bis zum nächsten Tag. Dazu würde ich dauernd über irgendwas rumgrübeln. Zudem bin ich noch nicht richtig erwachsen geworden, sondern verhalte mich in vielerlei Hinsicht noch wie ein Kind, was es noch schwerer macht, mit so einem Alltag zurechtzukommen.

Der ganze Pseudo-Optimismus wie, dass irgendwann die richtige Frau kommt oder dass der Beruf für mich nicht ist usw. ist Humbug. Ich mag meinen Beruf, aber will es nicht für andere auf Knopfdruck machen, sondern meine ganz eigenen Ideen umsetzen (welche allerdings leider nicht wirtschaftlich sind, womit es auch schwer ist, sich damit selbständig zu machen)

Könnt ihr mir was raten?

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Wie macht man jemandem mit Minderwertigkeitskomplexen klar, dass das Verdrängen von Depressionen zur Bewahrung des guten Ansehens der falsche Weg ist?

Jemand hat Depressionen, gesteht sich selbst und anderen gegenüber das aber nicht ein, da er extreme Minderwertigkeitskomplexe und ein labiles Selbstwertgefühl hat und extrem auf Anerkennung von anderen angewiesen zu sein glaubt.

Das hat zur Folge, dass er seine Depressionen mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Lustlosigkeit oder angeblichen Infekten zu tarnen versucht, damit niemand weiß, was er tatsächlich hat.

Er quält sich extrem und auch schon mehrere Jahre, will aber von psychischen Problemen nichts wissen und legt denen den Hörer auf, die ihn darauf ansprechen.

Er sagt dann, er will nicht auf seine Probleme reduziert werden und es mache ihn kaputt, darüber nachdenken zu müssen. Er bekommt teils regelrechte Beklemmungen, wenn etwas angesprochen wird und beendet sofort teils mit einer Art Schnappatmung, das Gespräch.

Die Ursachen des Ganzen will er schon gar nicht ansprechen, spricht aber teils über seine Kindheit und Familie und was dort alles vorgefallen ist. Sobald man näher darauf eingehen will, wechselt er abrupt das Thema und sagt, komm, lass uns bitte über was Anderes reden.

Er lehnt Therapie ab und sagt, bitte lass mich selbst aufraffen, obwohl er mittlerweile auch beruflich nicht mehr leistungsfähig ist.

Er ackert sich tot, um fehlende Leistungen zu kompensieren, bleibt ständig länger und fällt früh abends total müde ins Bett, zieht sich vor Freunden zurück usw.

Für ihn scheint der Gedanke, sich mit seinen Depressionen zu befassen oder diese gar behandeln zu lassen und zuzugeben, dass er diese hat, wie der komplette Gesichtsverlust und das negative i-Tüpfelchen auf sein bereits nicht vorhandenes Selbstwertgefühl.

Nach dem Motto, er muss die Contenaince bewahren und allen zeigen, dass es ihm gut geht, damit er weiter Anerkennung bekommt und ja bloß keiner irgendwas "von ihm denkt".

Das Zugeben der Depression wäre also Gesichtsverlust.

Was er nicht bedenkt, ist, dass wenn er so weiter macht vielleicht irgendwann ein Zusammenbruch kommt, vielleicht ein mehrwöchiger Klinikaufenthalt und vielleicht längere berufliche Ausfallzeiten, während er jetzt noch diskret zu einem Therapeuten oder Neurologen gehen könnte.

Wie macht man ihm klar, dass nicht derjenige der starke Max ist, der Depressionen vertuscht und immer alles überlächelt, sondern der, der für sich selbst Verantwortung übernimmt?

Wie vermittelt man jemandem das, der seit der Kindheit darauf gepolt ist, gesellschaftlich was darstellen zu müssen?

Der sich immer ausweint, dass für seine Familie nur Ansehen und Titel was galten und der das dennoch wie besessen nachexerziert?

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