Wie macht man jemandem mit Minderwertigkeitskomplexen klar, dass das Verdrängen von Depressionen zur Bewahrung des guten Ansehens der falsche Weg ist?

3 Antworten

Da kommen so viele Probleme und Eigenschaften des Menschen zusammen, die man kompensieren, erklären müsste. Aussagefähige Argumente finden müsste und Überzeugungsarbeit leisten müsste.

Wenn man den Versuch unternehmen möchte einen derart komplizierten Fall der Depression mit mangelndem Selbstbewusstsein zu helfen, muss man selbst sehr stark sein und darf sich auch durch die ständigen widerlegenden Aussagen nicht aus der Kurve tragen lassen.

Ein Argument wäre eine Reha, die psychologisch gelagert ist für 4-6 Wochen, wo er auch unbezahlten Urlaub nehmen könnte, um überhaupt mal die Körperkraft aufzutanken.

Das wäre kein Gesichtsverlust.

Wenn er immer weniger Leistung bringt, für die gleiche Arbeit noch Arbeitszeit dranhängen muss, so fällt das doch sowieso auf und der Vorgesetzte wird das bemerken und sich fragen, was da los ist. Das sehe ich eher als auffällig an.

Eine Schwäche zuzugeben ist eine Stärke und kein Gesichtsverlust.

Letztendlich weint er sich aus, will aber Rat nicht annehmen, alles bleibt beim Alten.

Es zerrt sehr an Deinen Nerven, denn scher investierst Du viel Zeit und Emotion, um helfen zu können.

Die knallharte Methode ist, ihn auflaufen zu lassen, bis der Leidensdruck so gross ist, dass er von sich aus Hilfe annehmen will.

Alles in allem eine Mammutaufgabe, bei der ich Dir viel Kraft und Glück wünsche

War bei mir auch so, ich fürchte, du musst warten.

Wenn er nicht mehr kann , wird er merken, daß er es ohne Hilfe nicht schafft. Das ist ähnlich wie bei Suchtkranken. Zeig, daß du da bist , aber nicht noch weiter stressen , sonst verlierst du ihn. Man muß erst ganz unten sein, um sich einzugestehen , daß man krank ist und es nicht nur eine Phase ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Rosenmary 
Beitragsersteller
 16.07.2024, 08:29

Also nicht mehr auf das Thema Depressionen eingehen? Denkst Du, wenn er unten ist, fällt ihm ein, wer ihn diesbezüglich unterstützen wollte?

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Luziemonster73  16.07.2024, 09:03
@Rosenmary

Es muss ihm nicht" einfallen ".

Man sagt diesem Menschen einfach: Ich bin da, egal was du tust, ich gehe nicht weg.Und im entscheidenden Moment fängt man ihn auf.

Ohne meinen Mann, von dem ich mich damals eigentlich getrennt hatte, würde ich heute vielleicht nicht mehr leben.

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Rosenmary 
Beitragsersteller
 16.07.2024, 09:12
@Luziemonster73

Ich wohne aber 260 km weg und kann nicht vor Ort sein..ich sehe nicht, was da passiert.

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Ich denke, dass er ein Opfer falscher Erziehung und eines falschen Umfelds ist, da kann ich phasenweise aus eigener Erfahrung sprechen und mitfühlen. Ich habe den Absprung soweit gepackt, so ganz schafft man es ggf. nie, weil das einfach zu viel an Prägung ist - aber man kann dran arbeiten.

Wie vermittelt man jemandem das, der seit der Kindheit darauf gepolt ist, gesellschaftlich was darstellen zu müssen?

Bei mir war es genauso, aber ich habe es insofern soweit überwinden können, dass ich dieses kontaminierte Umfeld verlassen habe und die Kontakte alle rigoros abgebrochen habe - es sind sicher noch vereinzelte "Allüren" in mir da, die man auch nicht mehr rauskriegt in diesem Stadium, aber damit kann ich leben und es belastet mich auch nicht mehr.

Es hilft eigentlich nur der komplette Bruch mit diesem Umfeld, das einen krank macht. Wenn ein anderer es einem sagt, ist es ggf. nett gemeint, aber es wird wirkungslos sein, weil man es selber glauben muss und dieses Umdenken in der Regel nie einsetzen wird, solange man sich in diesem emotional verminten Terrain befindet und sich immer noch hier und da tatsächlich beweisen muss, sei es über Jobs, Autos, Kleidung, exklusive Hobbys oder sportliche Erfolge oder Engagement und Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.

Das Zugeben der Depression wäre also Gesichtsverlust.

Das hängt aber auch wieder mit diesem Umfeld zusammen - zum Thema "Apotheken Umschau" ist diesbezüglich alles gesagt und in einem solchen Ambiente gilt man sowieso als erledigt, wenn man "krank" ist - erst recht, wenn es psychischer Natur ist, weil die Leute da einen dann für geistesschwach halten und nicht mehr ernst nehmen; den Schuh zieht sich keiner freiwillig an.

Er müsste eigentlich weg von dort gehen und sich irgendwo hin begeben, wo man es gut mit ihm meint, er Abstand hat und diese ganzen Fratzen nicht mehr sieht, egal ob Familie oder sonstiges Umfeld, und wo er niemandem was beweisen muss, weil er gemocht wird, wie er ist. Möglicherweise wird ihm der Absprung auch in diesem neuen Milieu nicht auf Anhieb gelingen, aber es braucht immer Zeit - es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Was er nicht bedenkt, ist, dass wenn er so weiter macht vielleicht irgendwann ein Zusammenbruch kommt, vielleicht ein mehrwöchiger Klinikaufenthalt und vielleicht längere berufliche Ausfallzeiten, während er jetzt noch diskret zu einem Therapeuten oder Neurologen gehen könnte.

Er wird das wissen, eventuell will er es in seinem Herzen sogar und möchte es angehen, ist aber nciht stark genug und auch hier muss die Problematik in seinem Umfeld gesucht werden. Da kriegt man es sowieso raus, wenn er zum Nervenarzt etc. geht und es spricht sich rum, dann ist er auch erledigt und das wird ihn den Ruf kosten - ich habe auf dem Land und in der Vorstadt schlimmste Indiskretionen bis rauf zu undichten Arztpraxen erlebt "weil man sich ja kennt" und wer weiß, ob ihm das auch blühen würde. Ich habe wegen so einer Arztsache eine juristische Auseinandersetzung geführt - das zehrt stark an einem und verlangt einem alles ab - und für ihn wäre das eventuell der emotionale Kahlschlag, der alles auf die Spitze treibt.

Wenn er auf Kur geht, nicht da ist und den Leuten das auffällt, egal ob man weiß wo er ist oder nicht, wird genauso getratscht und gemutmaßt und irgendein bauernschlauer Dödel kommt dann auf den Gedanken ... "na ja, net, der war ja scho immer was tranig, net, der wird scho nervlich was ham, net" ... und schon geht's wieder los und ist er endgültig erledigt, ohne dass Konkretes die Runde macht. Genau das wird er wissen und das Umfeld dürfte auf dem Dorf oder in der Vorstadt genau so wie beschrieben reagieren. Und die Trachtengruppe singt dazu, nimmt es an Fasching auf die Schippe und alle lachen im Chor. Ich kenn's.

Letztlich ist dieser Zeitgenosse ein Beispiel dafür, dass Land, Dorf und Vorstadt gespaltene Persönlichkeiten erziehen oder zumindest psychische Leiden forcieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung