Meinung des Tages: Wie bewertet Ihr die Ergebnisse der Europawahl in Deutschland und habt ihr diese verfolgt?
Die Aufrufe zur Europawahl waren vielfältig – auf den Straßen, im Radio und auch auf Social Media ploppten immer wieder Erinnerungen auf. Ob nun diese Aufrufe oder die politisch angespannte Situation oder etwas anderes der Grund sind, darüber lässt sich vermutlich nur spekulieren, aber es steht fest: Die Beteiligung war deutlich höher als 2019. Dieses Jahr wählten 64,8 Prozent der Wahlberechtigten (zum Vergleich 2019: 57,2 Prozent). Die Ergebnisse sorgen für Jubel und lange Gesichter zugleich.
Vorläufige Ergebnisse
Noch sind die Ergebnisse vorläufig, eine klare Tendenz lässt sich allerdings erkennen. Die Union steht mit 30 Prozent als stärkste Partei da. Sie steigerte sich im Vergleich zu 2019 somit um 1,1 Prozent. Die zweitstärkste Partei nach der Union ist die AfD. Laut derzeitigem Stand erreichte die umstrittene Partei 15,9 Prozent und somit ihr bislang bestes Ergebnis bei einer bundesweiten Abstimmung. Zum Vergleich: 2019 erhielten sie 11 Prozent der Stimmen. Die SPD verlor einige stimmen und rutschte von 15,8 auf 13,9 Prozent, die Partei erhält somit das bisher schlechteste Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl. Deutlich verloren haben die Grünen: Von 20,5 Prozent fielen sie auf 11,9 Prozent. Die FDP blieb beinahe gleich und erreichte 5,2 Prozent (2019: 5,4).
Die Linke erreichte 2,7 Prozent (2019: 5,5), die neue Partei BSW 6,2. Die Freien Wähler steigerten sich auf 2,7 Prozent (2019: 2,2). Deutlich an Zuspruch gewann auch die Partei Volt, welche 2019 noch 0,7, 2024 jedoch 2,6 Prozent erlangte.
Anders als Bundestags- und Landtagswahlen gibt es bei der Europawahl in Deutschland keine Sperrklausel – die Fünf-Prozent-Hürde entfällt somit.
Deutliche Unterschiede im Wahlverhalten
Erstmals durften dieses Jahr schon 16-jährige bei den Wahlen teilnehmen.
Die Union erlangte bei Wählern unter 25 lediglich 17 Prozent – zum Vergleich: Die Wähler 60+ gaben den Schwesterparteien 39 Prozent ihrer Stimmen.
Die zweitstärkste Partei u25 ist die AfD mit 16 Prozent (ü60: 12 Prozent). BSW, FDP und SPD landeten bei den Jungwählern im einstelligen Bereich (sechs, sieben und neun Prozent). Bei den älteren Wählern sieht es etwas anders aus: Die genannten Parteien erreichten in der Reihenfolge fünf, sieben und 20 Prozent. Etwas mehr Vertrauen setzten die Jungwähler in die Grünen im Vergleich zu den Wählern ü60: elf vs. neun Prozent bekam die Umweltpartei in diesen Gruppen. Im Vergleich zu 2019 erfuhr die AfD bei den Jungwählern einen deutlichen Zuwachs von 11 Prozentpunkten. Klarer Verlierer hingegen sind die Grünen – sie verloren 23 Prozentpunkte.
Auch die Gründe für die getätigte Wahl fiel unterschiedlich aus: Besonders bei den Wählern der AfD und der BSW wurde häufig „Wahlentscheidung erfolgte aus Enttäuschung“ angegeben: 44% der AfD-Wähler gaben diesen Grund an (Überzeugung wurde mit 51 Prozent angegeben), beim BSW gaben sogar 46 Prozent der Wähler Enttäuschung als Grund an (ebenfalls 51 Prozent Überzeugung).
Am überzeugtesten von der gewählten Partei scheinen die Grünenwähler gewesen zu sein, hier gaben 85 Prozent an, dass sie die Partei aus Überzeugung gewählt haben (Enttäuschung 12 Prozent). Auf Platz zwei landet die SPD, bei denen in 76 Prozent der Fälle Überzeugung die Motivation war (Enttäuschung in 21 Prozent der Fälle).
Gefragt wird auch nach dem Bildungsstatus der Wähler. Unterschieden wird hier in „Einfache“ und „Hohe“ Bildung. 39 Prozent der Union-Wähler verfügen über eine Einfache Bildung (Hohe Bildung: 26 Prozent). Bei der AfD gaben 20 Prozent an, eine Einfache Bildung zu haben, zehn Prozent eine Hohe.
Bei der SPD ist das Verhältnis 18 zu 13 Prozent (Einfach zu Hoch), bei den Grünen fünf zu 19 Prozent (selbe Reihenfolge).
Auch die wirtschaftliche Situation spielt eine Rolle: Klarer Sieger scheinen hier die Grünen zu sein, wenn es um die finanzielle Situation der Wähler geht – 92 Prozent gaben an, eine gute wirtschaftliche Situation zu haben, acht Prozent eine schlechte. Ähnlich ist es bei der FDP: Hier ist das Verhältnis 91 zu neun Prozent. Es folgt die Union mit 90 zu neun Prozent, die Schlusslichter bilden BSW und AfD-Wähler mit Verhältnissen von 78 zu 21 Prozent (BSW) und 70 zu 29 Prozent (AfD).
Ein weiterer Unterschied zeigt sich bei den Geschlechtern: Obwohl Männer und Frauen gleich häufig die Union wählen (je 30 Prozent), gibt es bei der AfD einen Unterschied: 19 Prozent der Männer entschieden sich für die Partei, bei den Frauen sind es ganze sieben Prozent weniger.
Im Osten Deutschlands war darüber hinaus ein anderes Bild zu sehen als im Westen: Die Union bekam hier nur 19,9 Prozent der Stimmen, die AfD hingegen 29 Prozent. Zum Vergleich: Im Westen bekam die Union 32,3 Prozent der Stimmen, die AfD nur 13,5 Prozent.
Unsere Fragen an Euch:
- Wart Ihr gestern wählen oder bevorzugt Ihr Briefwahl?
- Habt Ihr die Ergebnisse verfolgt?
- Überraschen Euch die Resultate? Wie erklärt Ihr Euch die starken Unterschiede im Wahlverhalten?
Wir freuen uns auf Eure Antworten!
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
184 Stimmen
39 Antworten
Ich hätte mich gern weniger damit beschäftigt, aber es ist wie das Sprichwort mit dem Autounfall, von dem man nicht weg schauen kann.
Ich hab heute Nacht nicht gut geschlafen, aus Angst. Ich habe wirklich Angst davor, was jetzt passiert, wo etwa fünfzig Prozent der deutschen Vertreter in der EU ein Problem mit meiner Existenz als nichtbinäre Person haben.
Ich hab Angst davor, was das für die nächste Bundestagswahl heißt.
Irgendwie fühlt sich das an wie ein böser Traum, aus dem ich nicht aufwachen kann. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die nächsten Tage einen weiteren Tiefpunkt meiner Depression erleben werde.
Aber hey, ich existiere doch gar nicht. Nichtbinäre Personen, Menschen die im Gesundheitssystem arbeiten und psychisch kranke Personen haben keine Rechte nötig! Oder so.
Ich bin ein Standard Mann und mir geht es nicht anders, kannst du also mal die Laier lassen. Warum tut ihr immer so als wäre ständig einer hinter euch her?
warum wie du dich privat, in deinen vier wänden siehst, interessiert doch keinen menschen
...ich gehofft habe, dass mehr Menschen vernünftig sind, leider war es nicht so.
Rechtsruck, weil viele Leute irgendwie denken, dass das Sündenbock-Prinzip gut sei und Probleme lösen würde, die Realität ist, das hat in der ganzen Geschichte noch nie gestimmt und noch nie funktioniert. Es haben nicht irgendwelche Ausländer etwas mit den wesentlichen, bestehenden Problemen im Inland zu tun, deren Ursachen oft schon Jahrzehnte zurück liegen. Und wer seine Identität bedroht sind, weil auf einem Platz mit 100 Leuten vielleicht 20-30 oder so eine klar andere Hausfarbe haben, der sollte mal tiefer über die Probleme im eigenen Haushalt, der eigenen Familie etc. nachdenken und überlegen wo Frust und Wut ihr Ursachen haben.
Zudem finde ich es schade, dass die rückwärts gewandten Antworten der CDU/CSU wieder Anklang finden, die waren doch genau diejenigen, die über Jahrzehnte viele Probleme verursacht haben... Und die v. a. sehr viele Korruptionsskandale etc. hatten - und die gleichen Leute sind da - was sollten die bitte jetzt besser machen als früher...? Meine Vorhersage: Gar nichts, die machen es ggf. weiter schlimmer und profitieren tun nur sie selbst.
Ich war am Wahlsonntag vor Ort wählen.
Die Ergebnisse haben mich interessiert.
Die Resultate haben mich überrascht.
Ich frage mich, wie viele der Wähler (alle Altersklassen) in die Parteiprogramme der Partei geschaut haben, die sie gewählt haben. Wahrscheinlich erschreckend wenige. Eine Partei ist meines Wissens sogar ohne Parteiprogramm zur Europawahl angetreten und wurde trotzdem von einigen gewählt. Das ist sehr strange.
Zu den starken Unterschieden im Wahlverhalten denke ich, dass viele junge Menschen sich über "Social Media Hypes" "informiert" haben und viele ältere "ihre Bestandspartei" gewählt haben (Wozu das Risiko von etwas Neuem eingehen, wenn man weiß, was man am Bisherigen hat"?).
Ich war gestern gegen 15:00 Uhr wählen. Und mich haben, als dann die ersten Prognosen im Fernsehen waren, diese überwältigt. Ich wusste, dass die Rechten/Rechteren Parteien wahrscheinlich Zuwachs haben, aber so extrem hätte ich nicht vermutet. Mich enttäuscht das Wahlergebnis sehr und ich hoffe die nächste Wahl wird besser. Sonst werden Personen mit Migrationshintergrund und queere Menschen es immer schwerer haben als ohnehin schon.
Ich war gegen 12 Uhr in meinem angestammten Wahllokal und es herrschte gähnende Leere. BSW war auf dem Stimmzettel schwer zu finden, die AfD hingegen unübersehbar. Umso mehr freut mich der raketenartige Start des BSW. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine so junge Partei ohne ausgebaute Strukturen und mit bundesweit bisher nur 650 Mitgliedern jemals geschafft hat aus dem Nichts 6,2% der Stimmen zu holen.
Ich habe dementsprechend die Hochrechnungen am gestrigen Wahlabend mit großer Spannung verfolgt.
Es gab für mich dabei enttäuschende Momente, denn meine ursprüngliche politische Heimat ist die SPD inklusive eines kurzen Ausfluges in Die Linke. Mich freut deren schlechtes Abschneiden demnach nicht - auch wenn ich es absolut nachvollziehen kann.
Gefreut hat mich hingegen der Absturz der Grünen, mit deren Politik ich bis auf das Deutschlandticket absolut nicht einverstanden bin.
Dass die AfD trotz der Skandale zulegen konnte war hingegen zu erwarten und es scheint weltweit in der DNS vieler Wähler rechtspopulistischer Parteien zu liegen, dass diesen Wählern Skandale schlicht egal sind.
Die FDP erzielt ein psychisch wichtiges Ergebnis von unter 5% - eine Strack-Zimmermann als Zugpferd fand ich auch eher abschreckend.
Am meisten wundert mich die Stabilität der Union. Wenn das so bleibt kann man fast schon fest damit rechnen, dass der nächste Bundeskanzler Friedrich Merz heißen wird. Söder forderte vor ein paar Stunden dann auch gleich Neuwahlen im Bund. Dazu wird es allerdings nicht kommen. Deutschland ist nicht Frankreich.
Zum Schluss möchte ich noch auf die Gründe eingehen warum BSW so viele Menschen angesprochen hat und warum ich mich klassisch in die beiden größten Gruppen der gewanderten Wähler einreihe - diese kommen nämlich von SPD und Linker.
Es hat tatsächlich hauptsächlich mit privater Ökonomie zu tun.
Auch die wirtschaftliche Situation spielt eine Rolle: Klarer Sieger scheinen hier die Grünen zu sein, wenn es um die finanzielle Situation der Wähler geht – 92 Prozent gaben an, eine gute wirtschaftliche Situation zu haben, acht Prozent eine schlechte. Ähnlich ist es bei der FDP: Hier ist das Verhältnis 91 zu neun Prozent. Es folgt die Union mit 90 zu neun Prozent, die Schlusslichter bilden BSW und AfD-Wähler mit Verhältnissen von 78 zu 21 Prozent (BSW) und 70 zu 29 Prozent (AfD).
Die Regierung meint sie habe die Krisen gut gemanaged. Aber die Stimmung ist mies und viele Menschen haben weniger Geld im Portemonnaie gemessen an der Kaufkraft. In dieser Situation auch noch mit z.B. Sanierungszwang von funktionierenden Heizungen zu kommen ist einfach unsensibel.
Man kann ja sagen wenn der Lebenszyklus der bisherigen Heizung am Ende ist muss sie durch eine Wärmepumpe ersetzt werden. Aber noch recht neue Gasheizugen zwangsweise ersetzen zu müssen und die Kosten dann auch noch auf die Mieter umlegen zu dürfen ist maximal rücksichtslos von den Grünen. Und das ist nur ein Beispiel von Vielen.
Die Inflation hätte sich angeblich abgeschwächt, aber davon merke ich im Supermarkt nichts. Die Preise bleiben so hoch und das ist mein Hauptärgernis bezüglich Ukraine.
Gegen die Wohnungsnot wird auch zu wenig unternommen während weiterhin Migranten als Konkurrenz einströmen.
All dieser Themen nimmt sich BSW hingegen an.
P.S. Den Aspekt: Unterschied zwischen Ost und West habe in meiner Antwort noch vergessen, weil für mich als Wessi die Stimmungslage der ostdeutschen Mitbürger ein Buch mit sieben Siegeln ist und ich deren Mentalität kaum verstehe.
Ich möchte aber noch zwei eindrucksvolle Grafiken posten, auch wenn diese während der gestrigen Hochrechnungen entstanden sind und nicht das Endergebnis widerspiegeln. Aber die Unterschiede werden eindrucksvoll dargestellt.
Warum das so ist mag jemand Anderer beantworten.
Ich bin mir nicht sicher, ob man die BSW wirklich als stabil einstufen kann. Sie erinnert mich ein bisschen an die Piratenpartei und dient vermutlich nur als Sprungbrett für Wechselwähler bzw Fremdgeher.
Es könnte jedoch auch sein, dass diese Partei mehr Aufmerksamkeit bekommt und ihren Mundwerk entwickelt. Darum geht es den deutschen Wählern: um viel Propaganda und viel Gosh. Das war schon immer so und wird nie anders sein.
Die Piraten haben doch einige Zeit länger gebraucht um bekannt zu werden. Vor dem Hype existierten si ein paar Jahre als 2%-Partei.
Und dann war es plötzlich hip Mitglied zu sein, weil man bei denen online abstimmen konnte.
Sie sind dann an eigenen Skandalen kaputtgegangen. Im heutigen rmedialen Umfeld wären die Grünen, wie sie bei der Gründung waren genauso gescheitert wie die Piraten. Die hatten nur Glück, dass das Medienumfeld Anfang der 80er anders war als heute. Es ist ein Naturgesetz, dass neu gegründete Parteien Irre und Querulanten anziehen. Daran sind die Piraten kaputtgegangen.
Das weiß Wagenknecht auch und deshalb sind die 650 Mitglieder handverlesen. Die führen monatelange Hintergrundchecks durch um - so wird es ganz offiziell gesagt, keine Nazis oder gescheiterte Existenzen aufzunehmen. Und das funktioniert scheinbar gut. Den Wählern ist es wohl egal ob eine Partei 200.000, 800.000 oder nur 650 Mitglieder hat.
Zumindest eins kann man sagen: BSW ist die Partei mit der differenziertesten Herangehensweise!
Wer von den Politikern kann einer Sarah Wagenknecht schon intellektuell das Wasser reichen?
Viele denken das beste was man tun kann ist sich einseitig ideologisch zu positionieren! Leben, Natur ist aber ein Balanceakt.
Aber das ist auch dass was viele verunsichert wenn sie verzweifelt eine Schublade suchen aber keine finden!
BSW ist natürlich vom Start weg gut, weil sie der Linken Stimmen abnahm, aber auch der AfD als Protestpartei gegen unkontrollierte Immigration. Bei Wagenknecht weiß man grob, was man wählt. Sie ist sympathisch und verbiegt ihre Meinung nicht nach dem Wind. Boris Palmer hätte Ähnliches geschafft.
Sie ist nicht volkstümlich und über sympathisch lässt sich auch streiten, aber sie ist authentisch und ich kenne sie nicht erst seit gestern, zudem mit Lafontaine verheiratet, den ich noch mehr schätze als Wagenknecht.
Ich bin alter Sozialdemokrat und schon 99 gegen die Bundeswehrbeteiligung am Krieg im Kosovo gewesen sowie gegen die neoliberale Agenda.
Für mich ist BSW aus meiner politischen Biographie und Meinung schlüssig und keine Eintagsfliege und ich gehöre zu den 51% Überzeugten.
P.S. Sie könnte sich auch Sahra Lafontaine nennen, das wäre noch näher an Rosa Luxemburg, aber widdrspräche wohl ihrer vernünftig-feministischen Einstellung.
Im Osten spielen zwei Dinge eine große Rolle.
Zum einen ist da die klassische Parteibindung sehr viel geringer als im Westen. Das hat historische Gründe.
Zum anderen empfinden sich viele Menschen im Osten nach wie vor als Bürger zweiter Klasse. Daher ist dort das Protestpotenzial sehr viel größer als im Westen
BSW darf man nicht unbedingt als Parteineugründung ansehen. Mit Wagenknecht hat hier das Zugpferd der Linken einfach sein eigenes Ding gemacht und die Linke gespalten. Zudem war BSW auch ein Magnet für Unentschlossene, die ohne dieses Angebot die AfD gewählt hätten. Ohne BSW wäre die AfD sicherlich um ein paar Punkte stärker gewesen.
Dem letzten Abschnitt Deines Kommentars steht die Wählerwanderung gegenüber.
Die meiste Wanderung zum BSW gab es von SPD und Linker
Das ist wohl Definitionssache.
Die Menschen, die SPD und Linke nicht mehr gewählt haben, suchten sich andere Parteien.
Die AfD hat zugelegt. Und sie hätte wohl noch deutlich mehr zugelegt, wenn das BSW hier nicht so viele Stimmen eingesammelt hätte.
Diesen Punkt zeigt natürlich keine Wählerwanderung. Er ergibt sich aber logischerweise aus der Gesamtkonstellation.
Das BSW hat vielen Unzufriedenen eine Alternative zur AfD geboten.
Angeblich sind 520.000 Wähler von der SPD zum BSW gewandert aber nur 140.000 von der AfD zum BSW.
Das ist wohl korrekt.
Die Frage auf die ich hinaus will ist, wie viele der 520.000 Wähler tatsächlich bei der SPD abgesprungen wären und wie viele davon zur AfD gegangen wären, hätte sich das BSW nicht von der Linken abgespalten.
Da kann ich natürlich nur für mich selbst sprechen und ich bin ein untypischer Westdeutscher, der nie Hemmungen vor PDS oder Linker hatte - wie Lafontaine.
Trotzdem maße ich mir nicht an Ostdeutsche zu verstehen.
Aber die AfD käme aus velerlei Gründen nicht für mich infrage. Bevor es BSW gab habe ich die woken Kröten der westdeutschen Linken eben mitgeschluckt und bei der Bundestagswahl immer Erststimme SPD, Zweitstimme die Linke gewählt.
Die Zweitstimme wird künftig durch BSW ersetzt. Weitere Änderung gibt es nicht.
Ich bin da wie ein FDP-Wähler. Ich wähle egoistisch nach meiner wirtschaftlichen Situation. Und da ich nicht auf der Sonnenseite stehe und trotzdem nicht dumm bin kommen Afd, Union, FDP und Grüne für mich eh nicht infrage.
Ich habe jahrelang im Osten gelebt und habe auch Verwandtschaft dort. Ich kenne daher die Sichtweisen recht gut.
Im Osten hat ein starker Staat der alles regelt, einen hohen Stellenwert.
Im Osten wurde seinerzeit der Westen mitunter als Bedrohung wahrgenommen. Daher erklärt sich auch die klassisch starke Position der Linken.
Vor allem das Thema Migration treibt die Menschen im Osten um. Sie sehen diese in mehrfacher Weise als Bedrohung. Die einzige Partei, die wirklich gegen Migration ist, war bisher die AfD. Mit dem BSW ist hier eine Partei aufgetaucht, die Migration ebenfalls kritisch sieht.
Damit wurde Wagenknecht eine Alternative für Menschen, die Migration kritisch sehen aber eigentlich mit den Rechten um Höcke und Co ein Problem haben.
Vielleicht würden die Rechten Wähler, die Skandale ja ernst nehmen wenn man nicht ständig künstlich welche erschaffen würde.
Immer dieses Argument... "öhhh sie werden ja vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist eingestuft" ich kann es nicht mehr hören, als wäre der Verfassungsschutz eine unfehlbare unabhängige Behörde
Man braucht auch bei vielen keinen Verfassungsschutz um zu erkennen ob es Rechtsextremisten sind
Ich finde deinen Beitrag sehr gut! Ich kann jede Silbe unterstreichen.