Bei uns in der Abteilung gibt es nachmittags regelmäßig Torte; oft ohne Anlass, aber immer an Geburtstagen.
Ohne ins Detail zu gehen: eine Kollegin hat auf meine Kosten eine Erniedrigende Bemerkung gemacht — und die gesamte Runde (15 Mitarbeiter + Abteilungsleiterin) lachte begeistert, in größter Dankbarkeit und ohne Ausnahme darüber. Vor allem macht mir Sorgen, dass in diesem Moment alle Anwesenden auf eine sonderbare Weise jegliche Empathie und Kollegialität mir gegenüber verloren haben. Ich war auf eine überraschende Weise eine gelungene Zielscheibe des Spotts. Mich hat die Sache getroffen. Ich, ein freundlicher Mensch, stets gut mit anderen auskommend und nie das Opfer, auch keine Mimose, habe damit nicht gerechnet.
Wieder bei der Arbeit, kam eine Kollegin, die noch vor einer halben Stunde genüsslich lachte, alleine zu mir und sagte „mach dir nichts draus“ und dass diejenige, die den Witz gemacht hat, für ihren aggressiven Humor bekannt ist. Zudem hörte ich sie später mit einer anderen Kollegin über den Zwischenfall kritisch reden.
Abends verabschiedete sich eine Kollegin etwas verlegen.
Aber ich möchte solche anschließenden „Entschuldigungen“ oder Relativierungsgesten nicht. Ich möchte, dass das, was geschah, nicht passiert und dass wirklich kollegiale Kollegen in dem eigentlichen Moment wie dem beschriebenen, Courage zeigen und nicht lachen. Mir macht nicht derjenige, der den Witz macht, Bedenken, sondern die ansonsten scheinbar so normale, „vernünftige“ Mehrheit, die bei gegebenen Anlass beim feindseligen Spaß schwärmend mitmacht. Kurzum: es war eine Fallstudie für Faschismus im Kleinen.
Jetzt habe ich einige Tage frei und denke nach, wie ich in den nächsten Arbeitstagen richtig reagieren soll.
Ich habe vor, bei diesen Zusammenkünften nicht mehr zu erscheinen und zu verlautbaren, dass ich in einer Runde mit Menschen, die mich gemeinschaftlich auslachen, kein Törtchen mehr esse und schon gar nicht meinen Geburtstag feiern werde. Wie pervers wäre das denn! Aber bereits dieser Schritt macht mich zu einem Aussenseiter.
Soll ich jetzt niemanden an meinem Arbeitsplatz grüßen? Alle schneiden? Aber würde das mich nicht erst recht in Isolation treiben? Vielleicht danach sogar zu Mobbing?
Soll ich mich bei der Betriebsleitung beschweren? Eine große Sache daraus machen? Einen Krieg beginnen?
So tun als ob nichts gewesen ist? War nur einmal. Aber wie viele kränkende Einmals muss man ertragen?
Gar nicht reagieren? Das würde mir in Augen aller einen Stempel aufsetzen.
Ich möchte nicht öffentlich beleidigt schmollen, aber doch auf eine gekonnte, elegante Weise klarstellen, dass Witze über einen Kollegen, den man zuvor in eine Feier eingeladen hat, über die der Betreffende nicht lachen kann, sondern ausgegrenzt wird, nicht mein Niveau ist. Ich möchte, dass diese Menschen über sich selbst nachdenken, ihr Verhalten in Frage stellen.
Wie würdet ihr euch verhalten?