Normal, wenn der Kontakt zu den Eltern einschläft?

Ich bin 22 Jahre alt und lebe seit einigen Jahren in anderen Bundesländern.

Seit kurzem habe ich das Gefühl, dass alles zu Sagende gesagt ist. Dass meine Eltern ihre Aufgabe erfüllt haben. Irgendwie fühle ich mich mit ihnen und meinem alten Umfeld gar nicht (mehr) verbunden. Seit Mai habe ich nicht mit ihnen telefoniert und sie schon seit Ostern nicht mehr gesehen. Selten schreiben wir noch Textnachrichten über belanglose Dinge. Unterhalt beziehe ich nicht von ihnen.

Schon zur Schulzeit hatte ich öfter den Gedanken, abzutauchen. Das hatte aber mit diversen psychischen Leiden zu tun. Meine Behinderung liegt darin, reziproke soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten und in einer Eigenwelt zu versinken. Meine Mutter leidet auch unter leichten Depressionen mit fast Messie-Tendenzen. Sie hat Schwierigkeiten, Personen und Plunder (z. B. alte Kindersachen von mir) gehen zu lassen. Beide arbeiten sehr viel. Mit meinen jüngeren Geschwistern, die noch zuhause leben, verbindet mich rein gar nichts. Sie waren nie böse zu mir oder so. Nur ein anderes Familienmitglied braucht mich noch.

Da ich bald umziehe, hadere ich damit, ihnen überhaupt meinen neuen Wohnort mitzuteilen. Eigentlicher Auslöser war, dass sie vor einigen Monaten ziemlich Druck aufgebaut hatten wegen Unterlagen für das Kindergeld, und ich diverse Akten verschlampt oder gar nicht da habe.

Oft werfe ich mir selbst vor, dass sie 200.000 € und 18 Jahre in mich gesteckt haben, und ich das ihnen im Alter schulde. Ein Erbe ist mir egal.

Auf der einen Seite denke ich mir - im Tierreich ist es auch nicht anders. Auf der anderen Seite befürchte ich, meine Familie zu entsorgen wie Müll.

Bin ich eine egoistische, undankbare Göre? Schulde ich ihnen etwas? Oder ist das nur ein Symptom der Depression? Versuche ich nur Konflikte und Verluste (Tod) zu verdrängen? Wie soll ich mich verhalten, wenn Notfälle (Pflegebedürftigkeit...) eintreten und ich mir Vorwürfe anhören muss?

Was ist eure Meinung zum Geschriebenen?

Familie, Beziehung, Eltern, Psychologie, Depression, Psyche

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