Ist es für Dich etwas Besonderes, wenn jemand einen Doktortitel hat (nicht Dr. med, sondern Dr. phil. etc)?
Ist es für Dich ein Zeichen besonderer Intelligenz einen Doktortitel zu haben oder findest Du eine normale Ausbildung ist genauso viel wert?
Gemeint ist nicht nur der Doktor der Medizin, sondern auch Dr. der Philosophie, Dr. in Naturwissenschaften, Volkswirtschaft, Landwirtschaft, Theologie, Politikwissenschaft...
Ist solch ein Doktortitel etwas, was in Deinen Augen den Menschen aufwertet und gesellschaftlich höher ansiedelt, oder nur ein Zeichen dafür, dass sich jemand in seinem Lieblingsfach richtig ins Zeug gelegt hat?
Doktorarbeiten kann man sich ja inhaltlich aussuchen.
Bin gespannt.
48 Stimmen
13 Antworten
Ich bin mir etwas unschlüssig... Ein Doktortitel zeugt in der Regel schon von einer gewissen Intelligenz, vor allem aber auch von Fleiß, Ehrgeiz und Wissen. Er gibt somit eine Art "Vorschussvertrauen" in die (kognitiven) Fähigkeiten der Person.
Ein Doktortitel bedeutet den nahezu höchsten akademischen Abschluss (getoppt nur noch von der Habilitation, die noch mal Mehrarbeit bedeutet), somit ist eine gewisse gesellschaftliche Anerkennung gegeben und gerechtfertigt.
Abgesehen davon macht der Doktortitel eine Person nicht "besser". Und es gibt sicher viele, die auch die fachlichen Voraussetzungen mitbringen würden, aber sich gegen eine solche Laufbahn entscheiden. Und der Charakter einer Person ist im persönlichen Umgang dann noch mal wesentlich entscheidender, als der akademische Grad.
Sagen wir's mal so: Ich bringe niemandem seines Titels wegen Respekt und Ehre entgegen, aber es zeugt zumindest von Fleiß, Ehrgeiz und langer Ausdauer, da ja bis zum Erlangen eines akademischen Grads oft schon doch etliche Jahre ins Land ziehen. Beeindruckend finde ich es dennoch nicht - zumindest nicht in dem Sinne, dass jemand, der den Doktortitel vorneweg hat, etwas Besseres sei.
Ich finde es im Allgemeinen menschlich gesehen nicht korrekt bzw. es zeugt oft von nicht besonders hohem innerem Selbstwertgefühl, wenn man sich über Titel definiert oder über sonstige materielle Güter. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jemand, der wirklich selbstbewusst ist und "zufällig" einen Titel hat, den Titel nicht raushängen lässt, sondern wirklich eher "zufällig" Doktor oder Magister oder EPHK (Erster Polizeihauptkommissar) oder sonstiges ist - das erfährt man mitunter erst dann, wenn man Visitenkarten austauscht. Ein Freund von mir ist etwa EPHK und Revierleiter - allerdings beruft er sich nicht drauf; es sind die kleinen, schlecht bezahlten Innendienst- und Streifenpolizisten, die nach dem Motto "aber ich bin Polizist" die Leute anfahren und negativ auffallen. Auch beim Bund ist es so, dass die ranghöchsten Soldaten oft die Umgänglichsten sind. Die Allüren verarmter Adliger haben immer die, die sich beweisen müssen oder unzufrieden sind - auch wenn etwa ein "von" im Namen ist; beruflich hatte ich Anfang Januar mit einem "von" zu tun, der sich darauf total was einbildete und den ich dann in die Schranken verwies nach dem Motto ... ich bestimme hier, wohin die Reise geht und DU nicht, egal ob du dich "von" schreibst.
Aber manche beanspruchen das tatsächlich chronisch für sich: Einige Bekannte und Freunde meines Opas, jahrgangsmäßig zwischen 1920 und 1940 etwa - drei müssten noch leben, von einem weiß ich, dass er seit Kurzem im Heim ist; vom anderen weiß ich zumindest nicht, dass er gestorben wäre und zu einem habe ich noch Kontakt, der ist recht rüstig und wird demnächst 89 - beriefen sich auch gern auf ihre Titel, ließen sich nicht damit im Telefonbuch eintragen, privates Briefpapier und Stempel mit "Ing. grad." drucken und wollten auch im Alltag damit kokettieren - aber andererseits behaupteten sie ständig, das sei nicht so wichtig. Hätte jemand aber den Titel unterschlagen oder "nicht gewusst, wen er vor sich hat", wäre man bitter enttäuscht gewesen. Der demnächst 89-jährige "Ing. grad." in der Verfahrenstechnik war aber einer, der nie besonders kompetent war, EDV nicht ganz verstanden hat, gegen Ende der 80er zusehends überfordert war und dann nur noch geduldet und mit einfachen Aufseherdiensten im Technikum und Arbeitsplanung oder mit Auszubildenden versorgt worden ist, bis er ca. 1997 in Rente gegangen ist - der bekam eine Gnadenfrist, weil man ihn durch lange Verweildauer nicht einfach kündigen konnte und wusste, das klärt sich, weil er absehbar in Rente geht. Er hat aber auch bei uns zuhause immer die größten Töne gespuckt, wenn er mal da war und allein deswegen dafür gesorgt, dass man ihn nicht durchweg so sah, wie er gesehen werden wollte.
Ein Doktortitel ist doch nicht vergleichbar mit einem Adelstitel. Ein Adelstitel ist wirklich zufällig, man wird eben damit geboren. Einen Doktortitel zu bekommen, kann super anstrengend sein und erfordert in manchen Fächern fast unmenschlichen Aufwand. Ich habe keinen Doktortitel, aber ich könnte mir nicht vorstellen, vor so viel Leistung, Intelligenz, dem Bereitsein, seine eigenen Bedürfnisse für den Erkenntnisgewinn der Menschheit aufzugeben, und der Disziplin keinen Respekt zu haben. Das ist doch alles ziemlich krass.
Eine Promotion ist eigentlich nichts anderes wie Sklavenhaltung^^
Man arbeitet jahrelang teilweise absurd viel und das für einen absoluten Hungerlohn - nur um an Schluss irgendeinen akademischen Grad zu bekommen der einem nichts bringt xD
Übrigens ist der Dr. med. nicht zu vergleichen mit anderen Doktor-Graden. Der Dr.med. ist von den Anforderugen stark abgeschwächt und erfüllt in aller Regel nicht die Mindestvoraussetzungen einer wissenschaftlichen Promotion, ist daher auch auch international nicht als Doktorgrad anerkannt. Irgendwie grotesk dass gerade der Dr.med. in der Bevölkerung besondres gut angesehen ist.
akademischen Grad zu bekommen der einem nichts bringt
Der kann schon etwas bringen und ist für einige wenige Berufsfelder sogar Voraussetzung.
Wobei eine eine Promotion in einigen Fächern noch etwas beeindruckender finde, als in anderen. Eine Promotion in Fächern wie Physik oder Bio finde ich z.B. beeindruckender als die Promotion eines Mediziners. (Mir sagte sogar selbst mal ein junger Assistenzarzt, dass eine Promotion in der Humanmedizin eher der Masterarbeit vieler anderer Fächer entspricht und es nichts ist, worauf er groß stolz wäre)
Insgesamt finde ich eine Person mit Promotion (und auch nicht mit Habilitation) aber nicht pauschal beeindruckender als jemanden, der eine Ausbildung abgeschlossen hat. Zumal wir alles brauchen.
Ich habe viele Freunde, die einen Titel haben, bei einem hatte ich sogar die Ehre, in einem Skiurlaub eine sehr interessante Dr.-Arbeit Korrektur zu lesen. Ich habe einen ordentlichen Respekt vor dieser Leistung
Wer heilt, hat Recht (was die Heilmethode betrifft) und bekommt Anerkennung. Ich habe zwei, drei dieser Dotter kennengelernt, die ihre Kunden über den Tisch ziehen (finanziell).