Bester Freund ist seit mehreren Jahren mit seinem Leben und Job überfordert und hat zunehmend Depressionen - lohnt es sich nach der Nachricht auf ihn zu warten?

Mein bester Freund hat seit ich ihn kenne, psychische Probleme, Minderwertigkeitskomplexe und kein Selbstwertgefühl.

Über die Jahre wuchs die Überforderung in seinem Leben, er fühlte sich, als ob er nie ankommt, alles zerdenkt und dass Freunde schlecht über ihn denken, da er meint, nichts hinzubekommen.

Er wurde als Kind wegen einer Persönlichkeitsstörung und Neurodiversität viel kritisiert und es wurden Leistungen gefordert, die er nicht erbringen konnte.

Nun hat er, nach mehreren selbst gekündigten Jobs wegen Überforderung, erneut einen neuen Job, der ihm zu viel wird.

Zudem hat er sein gesamtes Leben umgekrempelt, neue Beziehung, neue Immobilie, Baustress, durch die neue Beziehung neue Bekannte (die nichts von seinen Problemen wissen), neue Hobbies (die er wegen der Depressionen fast alle nicht oder nur selten verfolgt) . Er ist vom Dorf in die Großstadt gezogen, dort mit der neuen Partnerin zusammengezogen und von der Stadt wieder in ein völlig anderes Dorf, in dem er außer seiner Partnerin niemanden kennt.

Alles wurde teuer eingerichtet, aber die Baustelle wird nicht fertig, die Kosten steigen, er will eigentlich in dem neuen Job nach der Probezeit nicht bleiben, das ist aber ein Großteil des Familieneinkommens.

Sein Vater und der Schwiegervater werden zunehmend krank, sein bester Freund ist bei einem Unfall gestorben und er kann nicht mehr.

Früher hat er viel mit mir über seine Probleme gesprochen, seit die Probleme stärker werden, zieht er sich insgesamt von vielen Freunden zurück, macht selten was, ist unzuverlässig und sagt kurzfristig Treffen ab.

Er geht nicht ans Telefon und meldet sich teils Tage, teils Wochen nicht.

Er selbst hat nie gesagt, dass er Depressionen hat, er nennt es "negatives Denken, Lustlosigkeit, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Tiefs, Gedankenkarussell, sich nicht aufraffen können, an vielen Tagen sei ihm alles nur noch egal."

Da er seit Mitte April auf fast gar nichts mehr reagiert, Telefonate wegdrückt, da er auf der Arbeit sei und Treffen kurzfristig absagt, gleichzeitig immer aufzählt, was ihn alles bedrückt (die Liste wird immer länger), habe ich ihm nun gesagt, dass er aus meiner Sicht Depressionen hat und sowohl deshalb, als auch wegen der Neurodiversität, die nie behandelt wurde (und vermutlich Auslöser der Depressionen ist) eine Therapie erwägen sollte.

Ich habe ihm viel Infomaterial geschickt, alles erläutert, Kontaktadressen in seiner Nähe rausgesucht und ihm erklärt, wie in etwa eine Therapie aussehen könnte.

Ich habe ihn auch darauf aufmerksam gemacht, dass sein Zustand sich seit 3J. immer mehr verschlimmert und unsere Freundschaft eigentlich praktisch so gut wie nicht mehr existent ist.

Daraufhin sagte er, er möchte meine Hilfe, sei aber gerade auf der Arbeit.

Dann kam wieder 2 Wochen nichts. Eigentlich sind wir BF.

Ich antwortete, als wieder nichts kam, dass ich mich jetzt zurückziehen werde, da er im Grunde gar nicht mehr auf mich reagiert, aber mit anderen Leuten an seinem Wohnort noch Freizeitaktivitäten unternimmt.

Allerdings ausschließlich mit Leuten, die nichts von seinen Depressionen wissen und ihn somit auch nicht auf schwierige Themen und deren Lösung ansprechen würden.

Seine Frau ist hilflos und ruft seine Eltern bzgl. Hilfe an, die aber bereits in seiner Kindheit nicht durch Empathie oder Verständnis für seine Neurodiversität reagiert und ihn damit alleine gelassen haben.

Von dort kommt nur finanzielle Unterstützung oder Hilfe auf der Baustelle. Emotional unterstützt wird er dort nicht. Er hat Existenzangst, sagt er.

Auch verwöhnt seine Frau ihn dermaßen mit Kuchen usw., dass er extrem zugenommen hat (12kg in 1J).

Er jammert bei mir immer, dass er "eine Plauze" bekommen habe, sich unwohl fühle, Rückenschmerzen und Bluthochdruck habe und beim Sport schlapp mache und diesen deshalb mittlerweile ganz weg lasse. Er sagt, er müsse unbedingt wieder was für sich tun... und das seit 3 Jahren.

Ein Treffen zum Cardio hat er vor 1M. abgesagt, da es ihm mental nicht gut gehe.

Viele Infos über Depressionen liest er nicht, scrollt drüber hinweg - sagt zwar, er will Hilfe, setzt aber nichts um.

Mitte Juni sagte ich ihm dann, dass von ihm eigentlich seit Mitte April so gut wie nichts mehr kommt, er wochenlang meine Nachrichten nur in der Vorschau liest und kein echter Kontakt mehr zustande kommt.

Ich verabschiedete mich mit der Begründung dass es für mich zu belastend ist, Probleme aufgezählt zu bekommen, aber nicht helfen zu können, bzw. dass Hilfe ignoriert wird, ohne dass er sich darauf einlässt.

Ich bedankte mich für die schöne Zeit und wünschte ihm alles Gute.

Sagte, dass mich die Situation belastet und ich jetzt an mich denken muss und nicht an jemanden, der sich tot schweigt, obwohl er mir früher alles anvertraut hat.

1 Woche später kam diese Antwort:

"Ich muss erstmal klar kommen gerade und rappel mich auch hoch … bitte geb mir Zeit und bitte nicht Kontakt abbrechen"

Hört sich das so an, als ob es Sinn macht zu warten?

Ich schrieb zurück, dass ich seit 3J auf Besserung warte.

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