Als grau empfinde ich zumindest die deutschen Großstädte nicht immer, aber sie sind zumeist nicht mehr nach Schönheit (und mit Stolz) gebaut worden, sondern nur noch nach Funktionalität. Das hat aber schon nach dem 1.Weltkrieg angefangen und hat sich nach dem 2.WK weiter verschlechtert. Auch historische Gebäude, die während des 2.WK nicht zerstört wurden, wurde abgerissen, z.B. für Kaufhäuser und überhaupt Kommerz. Und seit dem 2.WK haben Funktionalität und Profitdenken den Faktor Schönheit auch immer mehr verdrängt. Man baut es nicht mehr als Stolz, sondern ist nur noch ein Projekt und wenn man damit fertig ist, kommt halt das nächste Projekt.
Übrigens gibt es schöne Städte nicht nur in oder in der Nähe von Bayern. Das ist Hinterwäldler-Denken.
Und teilweise ist es der Zeitgeist, wo man nach dem 1.WK und vor allem nach dem 2.WK sich von zu viel Formen/zu viel Schnörkel und Altem "befreien" wollte. Und dann ab den 80ern hat man dann gemerkt, dass es doch nicht so eine kluge Idee war, alles abzureißen. Dies ist allerdings auch bei Möbeln so. Was meinst du, wie viele schöne und kunstvoll angefertigte Möbelstücke ab den 50er Jahren für den Müll an die Straße bereit gestellt wurde und entweder verbrannt wurde oder sich die Gastarbeiterfamilien kostenlos geholt haben. Auch da haben sich viele ab den 80er Jahren geärgert, dass sie so wertvolle Möbel verramscht haben, während viele Möbel der 50er bis 70er Jahre schon nach kurzer Zeit auseinander fielen. Nur in ländlichen Gebieten in Süddeutschland, Österreich und Schweiz waren die Menschen klüger und haben es mehr wert geschätzt und an den Traditionen fest gehalten, anstatt immer nur blind der Mode zu folgen (auch wenn zumindest einige Möbelstücke der 50er bis 70er Jahre auf eine einfache Art und Weise chic aussahen).
Ich war auch entsetzt als ich unsere Frankfurter Paulskirche von innen sah, wo dort in diesem für die deutsche Geschichte wichtigem Saal nur billige Plastikstühle standen und karge Wände (also total öde und lieblos) und nicht mehr so schöne Holzbänke und schön geschmückter Saal wie zur Revolutionszeit 1848/49 und danach. Das Denke war halt radikal bei den Deutschen: zuerst bis 1945 stolz auf die Vergangenheit und das Alte und später hat man sich dafür geschämt oder zumindest nicht mehr öffentlich gezeigt.