Vor etwas über einem halben Jahr lernte ich auf einer Studentenparty einen Jungen kennen. Anfangs waren wir beide etwas schüchtern, allerdings verflog die Anspannung dank guter Musik und zugegebenermaßen auch etwas Alkohol recht schnell. Obwohl wir länger als die anderen blieben und die meiste Zeit nur zu zweit verbrachten, hatte ich noch nie so viel Spaß auf einer Party gehabt. Schließlich kam es auch zu einem Kuss und weil wir erst um 5:00 Uhr morgens den Club verließen und mein Bus noch lange nicht fuhr, er hingegen nur wenige Meter entfernt wohnte, übernachteten ich bei ihm. Auch da blieb es nicht nur bei "braven" Nebeneinanderliegen.
Um ca 13:00 Uhr fuhr ich dann nach Hause. Mittlerweile war ich wieder nüchtern und dachte mir bei all dem was passiert war nichts. Nach dem Motto: Bei Alkohol und guter Laune kommt sowas mal vor und solange es für beide Seiten nur Spaß war, wie sollte da ein Problem sein?
Dabei blieb es aber nicht. Eine Woche später gingen wir zusammen- dieses Mal vollkommen nüchtern- auf ein Straßenfest und da merkte ich, dass sich bei mir so etwas wie Gefühle entwickelten. Ihm schien es zunächst ähnlich zu gehen. Wir verbrachten einen schönen Nachmittag, auch wieder mit viel Körperkontakt.
Weil ich die folgenden drei Tage nichts mehr von ihm hörte, schrieb ich ihn an und einige Stunden später beendete er das ganze plötzlich mit der Begründung, dass ihm irgendetwas gefehlt hätte. Auch wenn das extrem unerwartet kam und mich ziemlich getroffen hatte, akzeptierte ich seine Entscheidung natürlich. Für ihn muss es so ausgesehen haben, als hätte ich damit keine/kaum Probleme, in Wirklichkeit aber litt ich sehr. Ich hatte ihn kaum gekannt, weshalb es mich auch wunderte, dass da so schnell Gefühle gewesen waren, welche mich in einen heftigen Liebeskummer schubsten. Eben weil ich ihn doch erst 2x getroffen hatte, kam ich mir meine Enttäuschung obendrein albern vor und bis heute bin ich der Meinung, dass ich mich nicht in die Person an sich, sondern einfach in die wunderschöne Zeit mit ihr verliebt hatte. Den Menschen selbst, mit all seinen Facetten kennenzulernen ist in so einem geringen Zeitraum ja fast unmöglich.
Nach einigen Wochen Kummer ging es mir allmählich besser und mittlerweile glaubte ich, über das Ganze hinweg zu sein, weil ich kaum noch daran zurückdachte. Bis ich vergangenen Nacht sehr intensiv von ihm geträumt habe, bzw davon, wie er mich wieder zu einer Veranstaltung einlädt, dann aber nicht erscheint. Seitdem bin ich wieder etwas wehmütig. Zwar geht es mir nicht ansatzweise so schlecht wie damals, aber es schlägt schon auf meine Stimmung.
Bin ich insgeheim doch noch nicht über die Abweisung hinweg?
