Wie findet Ihr die Kampagne gegen die AfD von Edeka?


30.08.2024, 10:30

Edeka ist ein Zusammenschluss unabhängiger Einzelhändler, natürlich mit gemeinsamem Einkauf um günstige Einkaufspreise aushandeln zu können. Aber jeder Markt gehört einem anderen Inhaber. Erste Inhaber von Edeka-Märkten distanzieren sich von der Kampagne.

5432112345  30.08.2024, 08:50

Wenn blau keine gute Wahl ist, warum ist dann das E im Logo blau? Ich frage für einen Freund.

vanOoijen 
Beitragsersteller
 30.08.2024, 08:53

Das kann ich Dir nicht beantworten. Meine Frage ist nicht das Edeka-Kontaktformular.

35 Antworten

Wie findet Ihr diese Anzeige und die Kampagne von Edeka?

Weder gut, noch schlecht. Das berührt mich in keinster Weise. Ich lasse mich auch von Celebrities nicht beeinflussen. Ich glaube, dass es den meisten Menschen geht wie mir.
Wäre schon erbärmlich, wenn ich meine Wahlentscheidung anhand einer EDEKA-Werbung treffen würde.
Ich denke nicht, dass es EDEKA mehr bringt, als eine normale Werbung.

Wird diese Kampagne der AfD schaden oder nutzen?

Sie wird ihr eher ein bisschen nutzen. Die AfD sagt ja schon lange, dass ein "System" im Staat sich gegen sie gestellt hat. Wenn sogar Supermärkte gegen diese Partei bashen, dann erzeugt dass genau diesen Eindruck.

Sollten sich Supermärkte in die Politik einmischen?

Also ich bin Doppelstaatsbürger (Österreich-Deutschland) und beobachte die Politik in beiden Staaten. Ob sich Unternehmen einmischen sollten oder nicht, sollte den Unternehmen überlassen sein. Auch in Österreich haben sich schon Unternehmen gegen oder sogar für die FPÖ ausgesprochen. Red Bull ist z. B. ein Unternehmen, dass gerne und viel an die FPÖ spendet.

Unternehmen jeglicher Art brauchen sich aber nicht wundern, wenn sie bei einer Machterlangung der Parteien, gegen die sie sich ausgesprochen haben, einer gewissen "Gängelung" unterliegen könnten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

vanOoijen 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 17:14

Danke für Deine ausführliche Antwort und den Blick nach Österreich.

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ich finde sie nicht gut und ich persönlich würde mich niemals von solchen Aktionen leiten lassen, genauso wenig wie ich Influencern folgen würde oder irgendwelchen Celebrities - das gilt für alle politischen Parteien !!

warum nicht gut? die Wirtschaft sollte sich aus der Politik möglichst heraushalten und die Politik sollte sich aus der Wirtschaft möglichst heraushalten

Ich bin kein AFD-Wähler, und ich persönlich halte die AFD auch nicht für Wählbar (für mich), da sie sich zu wenig von Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus distanziert und leider auch einige Radikale in ihre Reihen hat.

Dennoch - Die AFD ist legal und eine Demokratie muss sich auch selbst aushalten.
Zumal die wenigsten AFDler in meinen Augen wirklich antidemokratische Positionen vertreten.

Deswegen halte ich diese Kampagne von EDEKA für problematisch.

Vermutlich wird sie der AFD zudem nur nutzen - Wie so ziemlich alle Kampagnen gegen die AFD.

Zum dritten: Nein, ich denke, Supermärkte sollten sich nicht in die Politik einmischen. Ich habe nichts dagegen, dass sich die Besitzer großer Unternehmen als Privatmensch öffentlich politisch äußern, aber als Unternehmen hat man dies nicht zu tun (in meinen Augen). Das gilt auch für andere Bereiche.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Wähler der Freien Wähler

Hinterfrager1  29.08.2024, 18:30

Obwohl ich AfD-Wähler bin, unterstütze ich deine Antwort !

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vanOoijen 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 17:12

Danke für die ausführliche Antwort.

Aber im Gegensatz zu Kaufland/Lidl - Schwarz, Aldi - Familie Albrecht, gehören Filialen von Rewe und Edeka ja jeweils kleinen Kaufleuten, die eine oder 2-3 Filialen besitzen.

Ob da jeder dafür war weiß man auch nicht.

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Selbstverständlich dürfen sich Firmen auch politisch äußern. Allerdings meinen nach Umfragen 60 Prozent der Deutschen dass sie sich aus der Politik besser raushalten sollten. Insofern glaube ich nicht, dass die aus meiner Sicht recht hübsch gemachte Kampagne von EDEKA der AfD besonders schaden wird. Zumal die meisten intellektuell vermutlich gar nicht nachvollziehen werden, was mit "blau" überhaupt gemeint ist.

Das Risiko solcher Kampagnen ist natürlich der Bumerangeffekt. Die Leute schauen sich jetzt genau an, was das überhaupt für ein Unternehmen ist und ob es vielleicht auch selbst Dreck am Stecken hat. Die Unternehmensgeschichte in der NS Zeit war kein Ruhmesblatt. Das gilt allerdings für viele deutsche Firmen. Wenn das Bemühen erkennbar ist es in der Gegenwart umso besser zu machen, für mich kein Grund ein Unternehmen deshalb herab zu qualifizieren.

Das ethische Verhalten heute ist für mich relevanter. EDEKA ist laut Oxfam Studie auf dem letzten Platz der deutschen Supermärkte was die Bemühungen um die Vermeidung von Menschenrechtsverstößen in der Lieferkette betrifft. Hilfsorganisationen haben 2023 Beschwerde aus diesem Grund gegen EDEKA beim BAFA eingereicht.

Insofern werden jetzt viele wieder sagen, kehrt erstmal vor der eigenen Haustür. Aber vielleicht ist mit der Kampagne ja auch eine Neuausrichtung der Unternehmenskultur verbunden. Das wäre natürlich sehr begrüßenswert.

Ich gehe weder zu Edeka (der Markt gefällt mir hier nicht; der ist viel zu groß und mir auch zu teuer - Kaufland und Norma sowie Aldi finde ich einfach besser, bin auch z.B. kein Lidl- oder DM-Kunde) noch wähle ich die AfD - aber das geht schon in Richtung "Eigentor" und ist eigentlich auch peinlich ... so als ob man sich inszenieren will, weil man gegen die Discounter wegen der hohen Preise einen schwereren Stand hat und bei Lifestyle-Linken (kaufkraftstark; es geht mit dem SUV zu Alnatura und so weiter) auf gut Wetter machen will nach dem Motto ... "ach guck mal an, die Edeka ist gegen die AfD und daher sicher für die Grünen, wir ja auch, gehmer da halt mal hin, schaumer mal, ob des was für uns wär". Mich erinnert das nicht nur an teutonische Heuchelei von oben herab, sondern auch an das dumpfe und peinliche Geschrei waidwunder C-Promis, die Anfang des Jahres von Demokratie faselten, damit nach jahrelangem Misserfolg irgendein Käseblatt wieder ihr Konterfei und ein Statement abdruckte. Soweit meine ehrliche Ansicht dazu.

Ansonsten bewirkt die Kampagne nicht viel, außer dass mancher vielleicht fortan nicht mehr zu Edeka geht, weil er es doof und überzogen und für Einmischerei von oben herab hält zu einem Thema, das Edeka nix angeht. Im Grunde wollen sie Wähler und damit Erwachsene bevormunden - ich finde es bedenklich, wenn sich Unternehmen derartig einmischen. Demokratisch finde ich das nicht.

Edeka betreibt damit Trittbrettfahrerei - wovor haben die eigentlich Angst? Thüringen wäre, selbst wenn es dazu kommt, nicht das Zünglein an der Waage und spielt unter den Bundesländern die Rolle eines relativen Außenseiters. Es ist ein schönes Land, aber nicht maßgebend in Deutschland.

Wenn es dazu käme, dass die AfD dort gewinnen würde, müsste man damit leben, das Land ist politisch durch seit vielen Jahren (Stichwort Thomas Kemmerich) und auch Bodo Ramelow, der ganz okay war, hat es scheinbar nicht im Griff. Die Mentalität kann zänkisch sein; man kann es den Leuten in Sachsen und Thüringen oft nur schwer recht machen, egal wie man es macht, macht man es falsch.

XXX

Die AfD wird nicht schwächer, wenn man sie diffamiert - eine Demokratie muss auch Andersdenkende aushalten; komisch nur, dass gerade viele stets von Toleranz schwadronierende Linksdenkende das scheinbar nicht können und egal welchen Gegner immer schlecht machen, egal wer es auch immer ist, rein aus Prinzip.

Die AfD ist zudem keine Partei der Wechselwähler und auch keine derer, die nach Programm wählen und genau abwägen, was sie von der Politik haben. Die Leute in Thüringen wählen die AfD, weil sie zutiefst erbost und enttäuscht sind über die großen Altparteien, von denen sie sich für dumm verkauft fühlen.

Auch wenn es kaum einer objektiv zugeben wollen würde: Dass die Situation so ist, hängt deutlich mehr mit Angela Merkel zusammen, als es viele wahrhaben wollen. Wenn die Merkel-GroKo bzw. die Merkel-CDU mitsamt ihrer Galionsfiguren nicht jahrelang schlechte Arbeit gemacht und nach jeder Wahlschlappe zwar auf "traurig" (das war Merkels Worthülse) gemacht, aber dann doch wieder alles ausgesessen und am Volk vorbei regiert hätte, würde es die AfD in ihrer heutigen Stärke nicht geben. Auch wurden in Ostdeutschland seit 1990 viele Fehler gemacht - blühende Landschaften wurden versprochen und bestenfalls Prestigeprojekte wie Bibliotheken und Kirchen saniert, während die Fläche ausblutete. Mit etwas Menschenkenntnis und Empathie kann man die Situation rein menschlich auch dann verstehen, wenn man wie ich einer ganz anderen Partei und Richtung angehört und einfach mal auf Zwischentöne achtet. Ich verweise auf diese Dokumentation hier.

https://www.youtube.com/watch?v=eOz6lip7AWc

Alles andere ist gesagt; ob's was bringt, weiß man nicht, ich denke nicht und die Ampel hat letztlich wie auch zum Teil die thüringischen Landesregierungen seit Bernhard Vogel (der war gut; 1992-2003 ... wie gesagt, Bodo Ramelow hat sich wenigstens Mühe gegeben) dazu beigetragen, dass die Situation so verfahren ist, wie sie ist. Auch sind die Thüringer nicht einfach!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung