Wie findet Ihr die Kampagne gegen die AfD von Edeka?
Kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen hat Edeka eine Anti-AfD-Kampagne gestartet: „Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“ heißt es in Anzeigen bei Zeit und FAZ. Die Farbe stehe für eine „Bedrohung“ bei Lebensmitteln und den Wahlen.
„Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“ – mit diesem Satz betitelt die Supermarktkette Edeka wenige Tage vor den Landtagswahlen im Osten Anzeigen in den Donnerstagsausgaben der Zeit und der FAZ. Dabei wird Obst und Gemüse verschiedenster Farben abgebildet – nur blau sieht man nicht. Denn die Farbe, so Edeka, sei „ein Warnhinweis der Natur“ – eine „Bedrohung“. Das gelte für Lebensmittel, aber auch für die Wahlen.
In einem kleinen Text wird konkret ausgeführt, dass die Evolution uns gelehrt habe, dass Blau „keine gute Wahl sei“ – nicht nur bei Obst und Gemüse. Blau sei „ein natürlicher Feind von gesunder Vielfalt“. Schon jetzt seien „die Blauen“ die „größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft“. Um die politische Anspielung unmissverständlich zu machen, schließt der Text mit einem Aufruf, bei den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg „die Warnhinweise zu lesen“.
Wer nun anmerkt, dass beispielsweise Blaubeeren wohl doch Blau seien und es somit doch blaue Früchte im Edeka Sortiment gäbe, irrt laut dem Supermarktriesen. Denn ein weiterer Text in der Anzeige führt aus: Blaubeeren seien gar nicht blau, da sie laut „der Wissenschaft“ keine solchen Farbpigmente enthielten.
Bei Instagram veröffentlicht Edeka zusätzlich eine Story, in der tanzende Hühner zu sehen sind. Dazu heißt es: „Mein Freudentanz in der O&G Abteilung, weil ich nichts Blaues gefunden habe“. Am Ende erscheint dann noch ein Text-Statement: „Für Edeka gilt: Blau ist keine Alternative. Weder bei Obst & Gemüse, noch bei den anstehenden Wahlen“. Statt dem klassischen „Wir lieben Lebensmittel“, wo das Wort lieben durch ein gelbes Herz symbolisiert wird, heißt es dann: „Wir“, dann kommt das Herz, „Vielfalt“.
- Wie findet Ihr diese Anzeige und die Kampagne von Edeka?
- Wird diese Kampagne der AfD schaden oder nutzen?
- Sollten sich Supermärkte in die Politik einmischen?
Edeka ist ein Zusammenschluss unabhängiger Einzelhändler, natürlich mit gemeinsamem Einkauf um günstige Einkaufspreise aushandeln zu können. Aber jeder Markt gehört einem anderen Inhaber. Erste Inhaber von Edeka-Märkten distanzieren sich von der Kampagne.
Wenn blau keine gute Wahl ist, warum ist dann das E im Logo blau? Ich frage für einen Freund.
Das kann ich Dir nicht beantworten. Meine Frage ist nicht das Edeka-Kontaktformular.
42 Antworten
Hallo,
grundsätzlich finde ich es gut, wenn auch Unternehmen Flagge zeigen. Für sie ist es ja mit einem gewissen Risiko verbunden, sich zu positionieren. Ich meine, es wird ihnen eher Umsatz kosten als bringen. Dieser Spitzenkandidat, dessen Name ich nicht nennen möchte, hat ja wohl schon verkündet, dass er keine Stihl- Motorsäge mehr benutzen wird, wohl weil diese Firma verkündet hat, dass speziell sie und unsere Wirtschaft im allgemeinen ohne ausländische Fachkräfte nicht mehr funktionieren würde. Insgesamt wünscht er deutschen Unternehmen "schwere wirtschaftliche Turbulenzen".
Das ist also die Wirtschaftspolitik, die sich die Wähler wünschen, und die sie bekommen werden... Vielleicht wissen manche Firmen wie Edeka, dass sie nichts mehr zu verlieren haben und riskieren daher auch Umsatzeinbußen.
Zu den "nicht blauen Blaubeeren":
Wenn du eine einheimische, wilde Blau- oder Heidelbeere zerdrückst, dann kommt da ja schon stark gefärbter Saft, der aber eher rotviolett ist. Der blaue Eindruck der Frucht kommt von einer dünnen, weißlichen Wachsschicht auf der Haut der Frucht, die das Licht bricht, und so einen blauen Eindruck hervorruft. Allerdings, wir wissen ja, dass wir zeitweise richtig blaue Zähne bekommen, wenn wir viele Heidelbeeren essen. Der Farbstoff ist, wie viele solcher rotvioletten in der Natur, ein Indikator, er ändert seine Farbe mit dem pH- Wert: im sauren Milleu der Frucht rötlich, im Mund, mit dem alkalischen Speichel wird's dann blau. Ähnlich wie das Gemüse, das je nach Region und Zubereitung Rotkohl (mit Essig) oder Blaukraut (mit Natron) heißt. Die Heidelbeeren, die im Laden verkauft werden, stammen aber nicht von unseren einheimischen Zwergsträuchern im Wald, sondern von viel größeren Kultursorten, die auf nordamerikanische Arten zurückgehen.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kulturheidelbeeren
Diese haben tatsächlich viel weniger Farbstoffe und diese nur in der Schale, sie färben auch die Zähne nicht blau. Bei den Amis wiederum wäre Blau ja aber die Farbe der Demokraten, nicht der Trumpisten...
Ein weites Feld, aber wohl mehr ein flotter Werbespruch! Auf den Verkauf von Blaukraut oder, jetzt, in der Saison, Zwetschgen, werden sie ja wohl nicht verzichten!
Tja, wo kommen wir denn hin, wenn die künftige "Gefolgschaft" gegen den Willen des "Führungsaspiranten" meutert 🫣.
Wobei das Blaukraut ja auch als Rotkohl bekannt und beliebt ist: damit dürfte der Political Correctness ja wieder Genüge getan sein 😉...
Stimmt, habe ich glatt überlesen, weil mich mein Katertier kurz abgelenkt hat 🫣.
Aber ich kann mich vanOoijen nur anschließen: danke für die Top-Antwort.
Danke für die Top-Antwort.
Ich möchte noch auf diese Antwort hinweisen: https://www.gutefrage.net/frage/wie-findet-ihr-die-kampagne-gegen-die-afd-von-edeka#answer-560291579
Der Nutzer geht darin auf meinen Einwurf ein, dass Edeka ein Zusammenschluss von Einzelkaufleuten ist und keine Kette wie Aldi oder Lidl mit nur einem Besitzer.
Danke auch für Dir Erinnerung an die Pflaumen.
Die Wissenschaft und das neunmalkluge: "Blau ist gar nicht blau." will aber irgendwie nicht so ganz zu einer Werbekampagne passen, finde ich.
Wie findet Ihr diese Anzeige und die Kampagne von Edeka?
Weder gut, noch schlecht. Das berührt mich in keinster Weise. Ich lasse mich auch von Celebrities nicht beeinflussen. Ich glaube, dass es den meisten Menschen geht wie mir.
Wäre schon erbärmlich, wenn ich meine Wahlentscheidung anhand einer EDEKA-Werbung treffen würde.
Ich denke nicht, dass es EDEKA mehr bringt, als eine normale Werbung.
Wird diese Kampagne der AfD schaden oder nutzen?
Sie wird ihr eher ein bisschen nutzen. Die AfD sagt ja schon lange, dass ein "System" im Staat sich gegen sie gestellt hat. Wenn sogar Supermärkte gegen diese Partei bashen, dann erzeugt dass genau diesen Eindruck.
Sollten sich Supermärkte in die Politik einmischen?
Also ich bin Doppelstaatsbürger (Österreich-Deutschland) und beobachte die Politik in beiden Staaten. Ob sich Unternehmen einmischen sollten oder nicht, sollte den Unternehmen überlassen sein. Auch in Österreich haben sich schon Unternehmen gegen oder sogar für die FPÖ ausgesprochen. Red Bull ist z. B. ein Unternehmen, dass gerne und viel an die FPÖ spendet.
Unternehmen jeglicher Art brauchen sich aber nicht wundern, wenn sie bei einer Machterlangung der Parteien, gegen die sie sich ausgesprochen haben, einer gewissen "Gängelung" unterliegen könnten.
"Unternehmen jeglicher Art brauchen sich aber nicht wundern, wenn sie bei einer Machterlangung der Parteien, gegen die sie sich ausgesprochen haben, einer gewissen "Gängelung" unterliegen könnten."
Was mir wieder mal klar macht, dass die AfD nicht der Wirtschaft helfen will.
Danke für diese Klarstellung, diese Partei ist unwählbar für mich.
Danke für Deine ausführliche Antwort und den Blick nach Österreich.
ich finde sie nicht gut und ich persönlich würde mich niemals von solchen Aktionen leiten lassen, genauso wenig wie ich Influencern folgen würde oder irgendwelchen Celebrities - das gilt für alle politischen Parteien !!
warum nicht gut? die Wirtschaft sollte sich aus der Politik möglichst heraushalten und die Politik sollte sich aus der Wirtschaft möglichst heraushalten
"die Politik sollte sich aus der Wirtschaft möglichst heraushalten"
Aha. Und deswegen gibt es auch ein Wirtschaftsministerium?
Oder wie?
Hast du mal über deinen Satz nachgedacht?
sowie Arbeitsministerium (z.B. Arbeitsbedingungen) und Justizministerium (Arbeitsrecht, BGB, HGB.....) und auch das Außenministerium
ich habe geschrieben "möglichst" = überall da, wo es Überschneidungen von Arbeitnehmern/Verbrauchern... und der Wirtschaft gibt, ist es Aufgabe des Staates einzugreifen, wenn erforderlich - siehe z.B. Verbraucherschutz
und es ist auch gut, wen die Wirtschaft eines Landes im Ausland repräsentiert wird - nur so können Abkommen zustande kommen - schlecht und auch nicht angebracht ist das Eingreifen der Politik immer da, wo es z.B. um Investitionen geht - man kann einem Betrieb nicht vorschreiben, ob er nun eine Fabrik baut und wo oder eben nicht oder wie er technische Entwicklungen veranlasst oder eben nicht - wenn es sinnvoll ist, kann der Staat mit Subventionen nachhelfen, zwingen kann er aber keinen Betrieb und ob alle Subventionen sinnvoll sind ? naja!
genauso finde ich es falsch, wenn ein Unternehmen sich für bzw. gegen eine politische Partei in der Öffentlichkeit ausspricht - jeder, der etwas Grips im Kopf hat, fragt sich irgendwann, was ist, wenn das Unternahmen mal in finanzielle Kalamitäten gerät oder wenn es z.B. ein Gelände für die neue Fabrik braucht oder die eine oder andere neue Verbraucherschutzregelung nach Meinung des Unternehmens zu krass ist - wie ist das dann mit den Entscheidungen der Politiker ??
Unternehmen können einen entscheidenden Einfluss auf das Wahlverhalten der Bürger ausüben und nicht umsonst habe ich die Influencer und Celebrities erwähnt - früher war es der Herr Pfarrer, der von der Kanzel herunter seinen Schäflein sagte, was sie wählen sollen/müssen - heute sind es Influencer und Celebrities und morgen die Industrie, also die Arbeitgeber und Produzenten von allem, was die Bürger so brauchen - du wirst zugeben müssen, dass hier eindeutig ein riesiges Interesse besteht und die Verführung groß ist
Sie ist ein wichtiges Statement. Ich finde gut, dass sich jetzt vermehrt Unternehmen gegen die neuen Nazis positionieren. Denn schließlich werden sie die ersten sein, die unter konservativ-brauner Wirtschaftspolitik leiden werden. Außerdem ist es wichtig, den Menschen die Augen zu öffnen. Denn Hass und Ausgrenzung sind keine Meinung.
Ich bin kein AFD-Wähler, und ich persönlich halte die AFD auch nicht für Wählbar (für mich), da sie sich zu wenig von Rechtsradikalismus und Rechtsextremismus distanziert und leider auch einige Radikale in ihre Reihen hat.
Dennoch - Die AFD ist legal und eine Demokratie muss sich auch selbst aushalten.
Zumal die wenigsten AFDler in meinen Augen wirklich antidemokratische Positionen vertreten.
Deswegen halte ich diese Kampagne von EDEKA für problematisch.
Vermutlich wird sie der AFD zudem nur nutzen - Wie so ziemlich alle Kampagnen gegen die AFD.
Zum dritten: Nein, ich denke, Supermärkte sollten sich nicht in die Politik einmischen. Ich habe nichts dagegen, dass sich die Besitzer großer Unternehmen als Privatmensch öffentlich politisch äußern, aber als Unternehmen hat man dies nicht zu tun (in meinen Augen). Das gilt auch für andere Bereiche.
Danke für die ausführliche Antwort.
Aber im Gegensatz zu Kaufland/Lidl - Schwarz, Aldi - Familie Albrecht, gehören Filialen von Rewe und Edeka ja jeweils kleinen Kaufleuten, die eine oder 2-3 Filialen besitzen.
Ob da jeder dafür war weiß man auch nicht.
"Deswegen halte ich diese Kampagne von EDEKA für problematisch."
Warum? Weil EDEKA keine politische Meinung haben darf?
Danke für diese ausführliche Antwort - und mindestens eben solch ein Danke für die Verlinkung des FR-Artikels. 👍😊
Unsäglich, dieser Typ. 🤢