Hallo,
ich versiegle Schnittwunden generell nicht. Der Grund ist, wie du schon geschrieben hast, die Gefahr, dass man möglicherweise bereits auf der Schnittwunde vorhandene Pilzsporen von Holzzersetzern mit versiegelt, und die sich dann hinter der Schutzschicht fröhlich viel besser vermehren können als auf einer unbehandelten Schnittwunde. Gelegentlich habe ich meinen Obstbäumen schon größere Äste mit der Motorsäge entfernt. Bei diesen größeren Wunden wird das freiliegende Holz in der Mitte natürlich nach einiger Zeit schwarz und rissig, aber man sieht bereits, wie die Überwallung vom Rand her voranschreitet. Wenn man schon einmal Holz von älteren Bäumen aufgeschnitten gesehen hat, dann weiß man, dass sich darin gelegentlich dunkle, abgestorbene Äste finden, die aber in der Regel scharf abgegrenzt vom helleren, umgebenden Holz sind. Der Baum schafft es normalerweise, beim Überwachsen den Ast mit seiner eventuellen Fäule vom gesunden Gewebe abzukapseln. Wenn sich Fäulen entwickeln, die der Statik des Baumes gefährlich werden können, dann zumeist erst zu einem Zeitpunkt, an dem der Baum in seiner Vitalität bereits eingeschränkt und am Ende seiner Lebenszeit angekommen ist. Solche Uraltbäume sind dann aber wertvolle Lebensräume für allerlei Tiere, denen sie in ihren Faulhöhlen Unterschlupf bieten.
Wichtig finde ich nur, dass die Wundränder möglichst glatt und nicht ausgerissen und faserig sind, das erleichtert dem Baum die Überwallung. Tipp: bei größeren Schnitten zuerst einen Stummel schneiden (zuerst ein Schnitt auf der Druckseite, idR unten, und dann von der Zugseite her durchschneiden.) im zweiten Schritt dann den Stummel sauber auf "Astring" zurückschneiden. Wenn da beim ersten Schnitt etwas abreißt, aufplatzt, dann lässt es sich mit dem zweiten noch korrigieren.