Sollte ich meinen Sohn vor die Tür setzen, wenn er nicht vom Cannabis loskommt?

Ich habe einen Sohn (18), der vor drei Jahren angefangen hat, Cannabis zu konsumieren. In den letzten drei Jahren gab es viele Belastungsfaktoren: Corona und Schulabschluss, Freundin hat Schluss gemacht, Freundeskreis verloren. Sicher hängt das auch mit seinem exzessiven Cannabiskonsum zusammen. Er selbst sieht das natürlich nicht so.

Obwohl er keinen Schulabschluss hatte, hatte er die Möglichkeit, eine Ausbildung zu beginnen. Er wollte unbedingt von zu Hause ausziehen in eine andere Stadt um diese Ausbildung zu machen. Wir haben ihn darin unterstützt, in der Hoffnung, dass der Umfeld Wechsel ihm hilft, abstinent zu werden.
Fehlanzeige! Er hat die Ausbildung fünf Monate später hingeschmissen und hängt seitdem zu Hause rum. Er selbst hat mir vor drei Monaten gesagt, dass er die letzten drei Jahre seines Lebens völlig versaut hat. Er sehe nun ein, dass der Cannabiskonsum maßgeblich dazu beigetragen hätte. Deswegen hatte er mir hoch und heilig, versprochen, aufzuhören.
Heute komme ich in sein Zimmer und sehe erneut einen Joint liegen, und die typischen Grastütchen.

Ich bin völlig fertig. So langsam weiß ich nicht mehr, was ich machen soll. Die letzten drei Jahre haben unsere Familie schon extrem belastet: die Lügerei, die Streitereien, die ständige Sorge davor, dass er vielleicht doch beginnt, zu handeln, um seinen Konsum zu finanzieren. Die Angst, ihn aus dem Kontakt zu verlieren, und natürlich auch meinem Sohn ging es sehr schlecht. Aber Hilfe nimmt er nicht an - wir sind der Feind!

Wir hatten im Sommer, als er zurück nach Hause wollte, vereinbart, dass er zu Hause nicht kifft. Erneut hält er sich nicht daran. Hilfe will er nicht annehmen. Er habe kein Problem.

Ich möchte aber nicht, dass dieses ganze Theater der letzten drei Jahre wieder von vorne losgeht, ich schaffe das psychisch nicht noch einmal. Und ich möchte nicht, dass mein ganzes Haus nach Gras stinkt und natürlich flippe ich fast aus vor Sorgen um mein Kind. Was sollte ich am besten tun?

Erziehung, Sucht, Eltern, Cannabis
Entstigmatisierung nur für Cannabis-Patienten aber nicht für Genuss-Konsumenten?

In eurer Reaktion auf den Kabinettsentwurf des Cannabisgesetzes (CanG) vom 29. August schreibt ihr unter anderem:

In den Regelungen wird der Eindruck erweckt, Kinder von Cannabis-Patient:innen müssten vor ihren Eltern geschützt werden. [...] Repressionen gegenüber Cannabis-Patient:innen und ihren Familien müssen dringend vermieden werden. Cannabis-Patientinnen sind verantwortungsvolle Bürger, die teilweise erst durch ihre Medikation wieder am gesellschaftlichen Leben und am Arbeitsmarkt teilnehmen können, Steuern zahlen und keinem einen Schaden zufügen.
https://www.cannamedical.com/de/news/cannabis-patienten-fordern-medikamenteneinnahme-muss-ermoglicht-werden/

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass Cannabis-Patienten im Gegensatz zu Genuss-Konsumenten eine besondere Stellung inne haben, was die ihnen zuzugestehenden Rechte angeht und stimme dem zu. Ich sehe auch, dass eine Beachtung eurer Kritikpunkte im kommenden Gesetz im Grunde positive Auswirkungen auf alle Cannabis-Nutzer hätte.

Durch die mehrfach im Text hervorgehobene Differenzierung von Patienten und anderen Konsumenten lesen sich eure Forderungen teils trotzdem fragwürdig. Vielleicht ist das aber auch nur nur meine persönliche überkritische Lesart. Auf mich wirkt das insgesamt ein bisschen so, als müssten Kinder von Genuss-Konsumenten vor ihren Eltern geschützt werden, als müssten Repressionen gegenüber diesen Konsumenten nicht dringend vermieden werden und als wären diese keine verantwortungsvollen Bürger, die Steuern zahlen und keinem Schaden zufügen und so weiter.

Ich finde, dass Cannabis-Patienten und Genuss-Konsumenten mit der Legalisierung ein gemeinsames Ziel haben. Bis vor wenigen Jahren waren alle Cannabis-Nutzer ungeachtet ihrer persönlichen Konsumgründe gleichermaßen von der Prohibition betroffen.

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