Meinung des Tages: Welchen Stellenwert besitzt die deutsche Wiedervereinigung für Euch?

Der heutige 03. Oktober steht ganz im Zeichen der deutschen Einheit: Seit nunmehr 33 Jahren ist Deutschland in politischer als auch geographischer Hinsicht wieder vereint. Doch selbst im Jahre 2023 gibt es zwischen Ost und West nach wie vor zu große Unterschiede...

Bundespräsident Frank-Weiter Steinmeier hat in einem gestrigen TV-Interview und inzwischen 33 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung eine durchaus kritische Bilanz gezogen. Dabei ging es u.a. um offensichtliche finanziell-materielle Defizite zwischen Ost und West: Zwischen Ostsee und Erzgebirge besitzen die Menschen durchschnittlich deutlich weniger als die Menschen im Westen. Daneben hat der Osten Deutschlands weiterhin mit dem strukturellen Problem der Abwanderung zu kämpfen: Viele junge und / oder qualifizierte Leute leben und arbeiten im Westen, weswegen seit den 1990er Jahren vielerorts dringend benötigte Fachkräfte fehlen. Was zurück bleibt oder blieb, sind häufig leblos wirkende Ortschaften mit inzwischen geschlossenen Restaurants, Kneipen, Vereinen und Einkaufsläden.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass - mit Ausnahme der politischen Landschaft - ein Gros der Führungspositionen in Wirtschaft und Wissenschaft primär mit Menschen aus Westdeutschland besetzt sind und sich die Gehälter zwischen Ost und West nicht auf einem halbwegs bundeseinheitlichen Niveau bewegen.

Steinmeier kritisierte aber hauptsächlich den gesellschaftlich-mentalen Riss, der weiterhin durch die Gesellschaft ginge: Viele Deutsche denken selbst heute noch in Ost-West-Kategorien. Sehr viele Ostdeutsche haben darüber hinaus das Gefühl, vom Rest der Republik als nicht gleichwertig oder zugehörig erachtet zu werden. Bemängelt wird zudem, dass die Biographien und Geschichten Ostdeutscher zu selten als Teil einer gesamtdeutschen Geschichte wahrgenommen werden und man häufig mit Vorwürfen konfrontiert sei, das falsche Leben auf der falschen Seite des Landes gelebt zu haben. Dieses komplexe Konglomerat aus wirtschaftlichem Prestige, gesellschaftlich-moralischer Überheblichkeit, dem permanenten Gefühl von Ungleichheit und Ungleichbehandlung als auch die Leere, die viele Ostdeutsche in ihren Städten, Freundes- und Bekanntenkreisen sowie Geldbeuteln spüren, wäre mitunter eine entscheidende Determinante für die starken Umfrageergebnisse der AfD in Ostdeutschland.

Doch Steinmeier betonte - auch mit Blick auf zahlreiche hochmoderne Fabriken, die momentan im Osten entstehen -, dass man sehr viel geschafft und durchaus Grund habe, mehr als positiv in die Zukunft zu blicken. Es gebe - und hier müsse vor allem der Westen selbstkritisch vorangehen - jedoch noch viel zu tun, um "so viel [zu schaffen], wie wir eigentlich könnten".

Unsere ganz persönlichen Fragen an Euch: Wie erlebt Ihr die Wiedervereinigung im Jahre 2023 und was bedeutet Euch dieser Tag? Welche Unterschiede zwischen Ost und West macht Ihr auch heute noch fest? Wie habt Ihr Mauerfall und Wiedervereinigung erlebt und was hat sich Eurer Meinung nach zum Positiven / Negativen verändert? Was kann und muss getan werden, um die Menschen des Landes noch besser zusammenzubringen?

Wir freuen uns auf Eure Antworten und wünschen Euch einen schönen Feiertag!

Viele Grüße

Euer gutefrage Team

Viele dieser Menschen sagten, ihnen sei signalisiert worden, eben "ein falsches Leben" gelebt zu haben. "Ich glaube, darüber müssen wir noch einmal selbstkritisch mit uns allen - auch die Westdeutschen - ins Gericht gehen. Und in der Tat, die ostdeutschen Geschichten müssen mehr Teil unserer gemeinsamen Geschichte werden." Steinmeier sagte, man habe viel geschafft. "Wir sollten das nicht kleinreden." Er ergänzte: "Wir haben viel mehr geschafft, als wir glauben, aber nicht so viel, wie wir eigentlich könnten."

Quellen:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/tag-der-deutschen-einheit-120.html

https://www.sueddeutsche.de/politik/frank-walter-steinmeier-wiedervereinigung-migration-1.6268388

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Meinung des Tages: Das Fehlen des „Wir-Gefühls“ in Deutschland – könnt Ihr das anhaltende Gefühl der Spaltung zwischen West und Ost nachvollziehen?

Über 28 Jahre lang stand die Berliner Mauer als Symbol der deutschen Trennung im Kalten Krieg in unserer aktuellen Hauptstadt. Am 09. November 1989 fiel die Berliner Mauer dann letztlich – das ist nun bald 35 Jahre her und dennoch zeigt der Jahresbericht deutsche Einheit, dass nach wie vor vielen Menschen das „Wir-Gefühl“ fehlt.

Ost und West

Große Unterschiede gibt es noch immer zwischen West und Ost – beispielsweise beim Einkommen, der Lebenserwartung oder auch dem Vermögensstatus. Wo weniger Vermögen vorhanden ist, wird erfahrungsgemäß dazu, dass bei Krisen sehr sensibel reagiert wird, weil schlichtweg die Rücklagen fehlen. Auch Wohneigentum ist seltener.

Bürger der zweiten Klasse?

Ostdeutsche fühlen sich nach wie vor häufig als Bürger der zweiten Klasse. Betrachtet man beispielsweise die Wirtschaft – und die Teilhabe in der Gesellschaft von Ostdeutschen – so zeigt sich: Vier Prozent der Positionen, die in der Wirtschaft entscheiden, sind durch Ostdeutsche besetzt. Allerdings sind insgesamt 20 Prozent der Bevölkerung Deutschland ostdeutsch.

Laut SPD-Mann Schneider könnten auch die neusten Ergebnisse der Landtagswahlen dem Ansehen Ostdeutschlands schaden. Dadurch – so der Politiker – könnten Westdeutsche an Motivation verlieren, in den Osten zu ziehen. Auch Investoren könnten abgeschreckt werden.

Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Werte und Wir-Gefühl

Die Umfrage zeigt, dass Ost und West sogar in einigen Punkten recht ähnliche Ansichten haben. So möchten insgesamt mehr als 80 Prozent, dass die freiheitlich demokratischen Grundrechte und -werte gewährleistet sind. Dazu gehören etwa die Gleichberechtigung, Chancengleichheit, die friedliche Koexistenz von Religionen, das Leistungsprinzip und auch das soziale Miteinander sowie die soziale Gerechtigkeit.

Spaltungen gibt es aber bei anderen Themen – etwa bei den Themen Klima und Migration. In Ostdeutschland herrschen diesbezüglich eher Ablehnung und Skepsis.

Vermutlich etwas erschreckend dürfte das Ergebnis der Umfrage sein, das über das mangelnde „Wir-Gefühl“ der Gesellschaft berichtet. Lediglich 14 Prozent der Befragten gaben an, dass sie finden, dass es in der deutschen Gesellschaft einen großen Zusammenhalt gibt. Auch empfand nur ein Viertel der Befragten, dass sich Mitmenschen gegenseitig unterstützen.

Im Osten empfinden übrigens durchschnittlich die Befragten diese Kriterien noch schlechter als diejenigen im Westen.

Unsere Fragen an Euch:

  • Seht Ihr noch eine Trennung zwischen Ost und West?
  • Was müsste getan werden, damit Ostdeutsche sich besser eingebunden fühlen?
  • Wie empfindet Ihr das „Wir-Gefühl“ und den Zusammenhalt in der deutschen Gesellschaft?
  • Denkt Ihr, dass die politischen Ergebnisse der neusten Wahlen den Osten schlechter dastehen lassen werden? 

Wir freuen uns auf Eure Antworten und wünschen Euch einen guten Start ins Wochenende!

Viele Grüße
Euer gutefrage Team

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Ich sehe auch noch eine Spaltung 75%
Ich habe dazu eine andere Meinung 14%
Ich sehe keine Spaltung mehr 11%
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Was vermisst ihr von der DDR damals?

Was hättet ihr euch gewünscht, dass heute noch von der DDR existiert?

Ich denke, es wäre nicht schlecht gewesen, wenn der Palast der Republik noch existieren würde. So hätten die Menschen heute eine Zeitreise durch die 40er bis 90er Jahre machen können. Früher war alles so viel mit Holz in den Gebäuden verkleidet, das finde ich sehr schön und interessant. Den Palast der Republik hätte man zum Beispiel von der Volkspolizei bewachen lassen können, als eine Art Klassiker. Dafür hätte man die Volkspolizei als Behörde mit alten Uniformen und DDR-Autos erhalten können. Die Polizisten wären nur dafür zuständig gewesen, die Leute beim Eintritt in den Palast zu kontrollieren und zu bewachen. Es wäre eine eigenständige Behörde gewesen und hätte mehr Touristen angezogen, was gut für die Wirtschaft gewesen wäre.

Man hätte auch die DDR-Mark beibehalten können, sodass man nur im Palast der Republik, zum Beispiel im Restaurant oder in der Cafeteria, mit DDR-Mark etwas kaufen könnte. Ansonsten hätte die Währung keine Gültigkeit. Die DDR-Mark könnte man nur im Palast der Republik wechseln und sonst nirgendwo. Das hätte den Menschen eine Abwechslung geboten, wäre aber wirklich nur im Palast der Republik gültig, um zu verhindern, dass jemand versucht, die DDR-Mark woanders einzuführen oder irgendwelche Macht daraus abzuleiten.

Was vermisst ihr noch von der DDR? Was hätte man eurer Meinung nach beibehalten können?

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Die Verantwortung für den Tod vom Grenzer Egon Schulz?

Von April bis Oktober 1964 gruben 35 Menschen, darunter der Fluchthelfer Wolfgang Fuchs sowie der spätere Astronaut Reinhard Furrer, von West-Berlin aus an dem Tunnel, durch den am 3. und 4. Oktober 1964 insgesamt 57 Personen – die Anzahl der Flüchtlinge war namensgebend – aus der DDR fliehen konnten.

57 Flüchtlinge wurden von Kurieren kontaktiert und verdeckt zum Tunneleingang geführt. Am Hofeingang nahm Reinhard Furrer die Flüchtlinge in Empfang. Unter den 120 eingeplanten Flüchtlingen befand sich auch ein Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit. Zwei zivilgekleidete Stasi-Mitarbeiter fanden den Tunnel gegen Mitternacht am 4. Oktober und gaben sich gegenüber Furrer als Flüchtlinge aus, die noch einen Freund hinzuholen wollten. Stattdessen holten sie Soldaten der Grenztruppen.

Beim Rückzug der Fluchthelfer schoss Christian Zobel im Angesicht der bewaffneten Soldaten mehrmals in deren Richtung und traf dabei einen von ihnen, Egon Schultz, an der Schulter. Dieser ging zu Boden und wurde beim Versuch, aufzustehen, von einer Salve aus einem AK-47 der Grenztruppen der DDR versehentlich erschossen.[1]

Die DDR-Presse berichtete jedoch am nächsten Tag, dass „West-Berliner Terroristen“ einen Grenzsoldaten ermordet hätten. Jahrzehntelang kolportierte die SED diese Propaganda und verklärte Schultz zum Märtyrer und Opfer skrupelloser „Grenzverletzer“.

Erst nach der Deutschen Wiedervereinigung konnte der genaue Ablauf mit Hilfe von Stasi-Akten rekonstruiert werden, während Zobel bis zu seinem Tod in den 1980er Jahren gedacht hatte, er habe Schultz erschossen.[1]

Im Stern wurde über den Tunnel berichtet, man distanzierte sich aber von den Geschehnissen, obwohl man den Tunnelbau mitfinanziert hatte.

Finanziert wurde der Tunnel teilweise durch den Verkauf der Film- und Bildrechte an die nationale und internationale Presse und an Nachrichtenagenturen.

Der größte Einzelbetrag von etwa 30.000 DM kam vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen.

Intrige - wie die Stasi einen DDR-Grenzer erschoss - WELT
Bei dem Versuch, einen Fluchtversuch zu vereiteln, wurde der DDR- Grenzer Egon Schultz 1964 getötet. Erst jetzt kann ein Ermittler rekonstruieren, was damals in Berlin geschah.
Egon Schultz - Wikipedia
Januar 1943 in Groß Jestin, Landkreis Kolberg-Körlin; † 5. Oktober 1964 in Ost-Berlin) war ein Unteroffizier der Grenztruppen der DDR. Er wurde bei einem Schusswechsel mit Fluchthelfern versehentlich von einem anderen DDR-Grenzsoldaten erschossen.
Propagandamord - Der Tod des Grenzers Egon Schultz - WELT
Gefallen beim Dienst am antifaschistischen Schutzwall: So deutete die DDR den Tod des NVA-Unteroffiziers Egon Schultz. Auch am 13. August 1971 wurde seiner offiziell gedacht (Foto). Quelle...
Rostock: Vor 60 Jahren wurde der DDR-Grenzsoldat von Kameraden ... - OZ
vor 3 TagenIm Oktober 1964 ist der Grenzsoldat Egon Schultz in Rostock beerdigt worden. Der 21-Jährige wurde von einem Kameraden erschossen - bis zum Mauerfall hielt sich die Lüge, er sei von Westberliner ...
DDR-Grenzsoldat Egon Schultz - von den eigenen Leuten erschossen und ...
Sie erinnert an Egon Schultz, Unteroffizier der Grenztruppen der Nationalen Volksarmee (NVA), getötet bei einem Schusswechsel zwischen Grenzsoldaten und Fluchthelfern; er wurde 21.
Der Tod des Egon Schultz - WELT
50 Jahre nach den tödlichen Schüssen auf einen DDR- Grenzer kann ein Ermittler jetzt rekonstruieren, was damals in Berlin geschah
5. Oktober 1964 - Der Grenzsoldat Egon Schultz wird erschossen
Bei einem Schusswechsel während einer Fluchtaktion an der Bernauer Straße stirbt der DDR-Grenzsoldat Egon Schulz. West-Berliner Studenten hatten an der Bernauer Straße einen 145 Meter...
„Es tut mir furchtbar leid" - MAZ
Als dort gegen 0.20 Uhr zwei Stasi-Offiziere auftauchen und Unterstützung anfordern, werden ihnen Schultz, M. und zwei weitere Grenzer zugeteilt. Eine Viertelstunde später ist Schultz tot.propaganda-missbraucht-li.2138167
Schultz, Egon | Chronik der Mauer
Daran befestigt sind Flugblätter mit einem Brief an die Mutter des getöteten Grenzers Egon Schultz, verfasst von seinen angeblichen Mördern, als welche die Fluchthelfer in den Wochen zuvor von der DDR-Presse bezichtigt wurden.
Vortrag und Diskussion: „Tunnel 57 und der Tod des Grenzsoldaten Egon ...
Das tragische Schicksal des Egon Schultz. Zum 60. Todestag erinnert die Hanse- und Universitätsstadt Rostock an den Rostocker. Am
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