Wie war eure DDR-Jugend?

7 Antworten

Meine Jugend und die meiner Freunde, ist ausgeglichen gewesen und keineswegs nur mit Pionier und FDJ Kram ausgefüllt. Es bestand ein gewisser Nachhole Bedarf an Vergnügen dann. In jedem Dorf gab es an den Wochenenden Tanzveranstaltungen und sonstige Feste, die wir reichlich nutzten. Das die Versorgungslage nicht optimal gewesen ist, braucht dabei nicht explizit weiter erwähnt werden. Ein Fahrrad hatten alle meine Freunde, damit ging es zu den Elbniederungen und Kiessehen. Ab 16 ist ein Motorroller mein Fahrzeug gewesen und alles ist eigentlich in guter Erinnerung dabei. Als die Mauer gebaut wurde, da hatte ich gerade meinen Meister gemacht und die Jugend ist vorbei gewesen. Wehrpflicht stand ins Haus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Kurz: Mir hat es an nichts gefehlt.

Für die "Sehnsüchte" hat man reichlich Westradio und Westfernsehen konsumiert und sich sogar freiwillig hunderte Male mit Interesse und Bewunderung die Werbeblöcke reingezogen. Ich hab die ganzen Werbesongs heute noch im Ohr.

Ein weiterer Unterschied zur Westjugend war die systembedingte Doppelzüngigkeit, bei vielen sicher auch ein gewisses Doppeldenken. Mir war die DDR keineswegs verhasst. Im Geiste war man eine Art Mischung aus Ost und West.

Unterschiedlich zum Westen war auch die Rolle des Wehrdienstes, auf den man schon zu Schulzeiten eingeschworen wurde (mit nachdrücklicher Aufforderung zum Längerdienen) und der in seiner preußischen Art ziemlich unangenehm sein konnte.

Die FDJ-Geschichten liefen mehr am Rande ab und waren nicht sehr prägend. Die Angebote (die nicht per se schlecht waren) hab ich kaum genutzt.

Eher prägend war der i. Vgl. zum Westen höhere Leistungsdruck, den man zu bewältigen hatte, wenn man Abitur machen und studieren wollte. Die Schulbildung war insgesamt auf hohem Niveau und gut organisiert. Dafür bin ich recht dankbar, wenn man die leidlich bekannten Schattenseiten ausblendet.


Pfefferprinz  22.06.2024, 09:26
Mir hat es an nichts gefehlt.

Die Freiheit hat dir nicht gefehlt?

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Radioactiveman5  22.06.2024, 10:15
@Pfefferprinz

Eigentlich nicht wirklich.

Zur Schule gehen bzw. arbeiten müssen wir jetzt auch und füllen damit die meiste Zeit des Tages aus. Man hat sich Vorgesetzten und Unternehmenskulturen unterzuordnen und kann auch durchaus in Misskredit geraten, wenn man von der vorherrschenden politischen Linie abweicht.

Sehr zu schätzen weiß ich bis heute, dass man die ganze Welt bereisen kann, aber es sind halt leider nur wenige Tage im Jahr. Noch kann ich meinen Job nicht einfach hinschmeißen... :)

Freiheit - ein schönes Wort.

Ehrlich gesagt, ich habe die VoKu-HiLa-Gesichter in der Prager Botschaft nicht in guter Erinnerung, wie sie die Kinderwagen über den Zaun schmissen.

Und - so leid es mir tut: Viele der Wutbürger von damals sind auch die Wutbürger von heute.

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Viel zu schreiben... War 1980-1990 in der Schule. Hatte eine schöne Kindheit und Jugend. War in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften (AG), wie heute etwa das schulische Ganztagsangebot. Modellbau, Computertechnik. Oder Sport: Handball, Leistungs- und Rettungsschwimmen.

Dazu 3x drei Wochen Ferienlager (zw. 83 und 87). Klar ist diese staatlich gewollte Rundumbetreuung zum Großteil die Kontrolle der sich entwickelnden sozialistischen Persönlichkeit.

Familie in bis zu vier Generationen im eigenen Haus in einer Kleinstadt, Opa hatte den Trabi. Alle in Arbeit. War also entspannt. Klar kannten wir den Westen, hatten auch päckchenschickende Westverwandtschaft. Und auch Wünsche. Träume. Die geplante Mangelwirtschaft ließ nur wenig Vielfalt im Handel zu. Nicht notwendige Dinge waren hundeteuer (HiFi-Anlage etwa 4 Monatsgehälter, Farbfernseher bis zu 6 Gehälter).

Es war viel Stadtbebauung verfallen, es wurde Ende der 80er zunehmend dreckig und hässlich, man spürte die kommende Staats-Pleite schon sehr. Auch die Stasi war kein Geheimnis, die sozialistische Manipulation in der Schule reflektierten wir auch schon sehr wach. Jeder quatschte hinter vorgehaltener Hand, was er wollte oder wusste.

Das machte auch die friedliche Revolution möglich, da die meisten Bürger entgegen der Staatsmeinung ganz gut informiert waren und sehr aufgeklärt. Auch der Zugang zu westlichen TV und Radio war hier ein wichtiger Teil. Tja, was gibt es noch...? Frag einfach. War auch mit 16 auf der Straße mit dabei, Teil der Proteste.

Buchempfehlung, eher zur Wendezeit, aber aus Sicht der Jugend: Peter Richter "80/90". Da ich seit 1984 auch Depeche Mode-Fan war, und auch heute in der Gothic Szene unterwegs, sind auch die Bücher "Behind the Wall" oder "Our Darkness" von Sascha Lange und Dennis Burmeister zu empfehlen. Falls die Szene interessant ist.


Pfefferprinz  21.06.2024, 20:19
Peter Richter "80/90".

Du meinst wahrscheinlich "89/90". Habe ich auch - sehr gutes Buch.

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Vieles war in der DDR ganz anders als heute. Es gab ein miserables Warenangebot, auch bei Lebensmitteln. Oft gab es die einfachsten Sachen nicht. Die meisten Leute haben hauptsächlich Westfernsehen geguckt. Da konnte man sich die tollen Sachen aus dem Westen im Werbefernsehen ansehen, aber nicht kaufen, weil man dafür D-Mark für den Intershop brauchte, die in der DDR kaum jemand hatte. Wenn man das Glück hatte, Verwandte im Westen zu haben, dann schickten die einem meistens Pakete oder schenkten einem Geld für den Intershop oder gingen mit einem da einkaufen und bezahlten dann.

Die meisten Kinder in der DDR waren Mitglied in der Pionierorganisation und später in der FDJ. Da gab es dann nachmittags Versnstaltungen, wo man hingehen musste.

In der Schule gab es Fächer wie Russisch und Staatsbürgerkunde. Englisch dagegen war freiwillig, das musste man nicht lernen, wenn man nicht wollte.

Einmal in der Woche musste man ab der 7. Klasse in einen Betrieb gehen. In der einen Woche hatte man da Unterricht, Technisches Zeichnen und ESP (Einführung in die sozialistische Produktion), in der anderen Woche hatte man PA (Praktische Arbeit), da musste man arbeiten, an Maschinen oder so.

Man konnte mit seinen Eltern nicht nach Italien oder Frankreich in den Urlaub fahren, nur in die sozialistischen Länder.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.

Mit einem Wort: unbeschwert.

Als notwendige Einschränkung zum Schutz der Familie hatte ich lediglich politische Themen bzw. häusliche Ansichten dazu sowie allzu offensichliche Nutzung des Westfernsehens nicht in der Schule gegenüber Lehrern zu erwähnen. Später wurde es so locker, dass selbst die Klassenlehrerin die Eltern rechtzeitig bei Elternabenden heimließ, damit alle „Dallas” gucken konnten.

Wir hörten natürlich Westradio (z. B. RIAS 1 und 2), wir sahen Westfernsehen und erzählten uns in den Pausen gegenseitig über die Filme usw.

Plastiktüten aus dem Westen mit Werbung trug man besser gewendet, um keine Kritik zu ernten. Der Popaganda-Stuss, der uns ab der 7. Klasse im Fach Staatsbürgerkunde (Stabü) erzählt wurde, ging in ein Ohr rein und aus dem anderen wieder raus. Natürlich plapperten wir für gute Noten den Quatsch brav nach. Ich hatte auf Anhieb ne Eins.

Was linke und grüne Politiker mir heute erzählen, plappere ich nicht mehr brav nach.


WilliamDeWorde  21.06.2024, 19:50
Ich hatte auf Anhieb ne Eins.

Na, prima. Wie macht man das? Ich hatte in der mündlichen Prüfung Klasse 10 ein 4 kassiert, obwohl ich alles richtig auswendig gelernt hatte! So wurden Karrieren frühzeitig ruiniert. Nun kann ich mich damit brüsten, als nicht genug indoktriniert zu gelten; wahrscheinlich war ich Dissident!

Aber was kann man von einem Stabü-Lehrer erwarten, der zugleich FDJ-Sekretär war und vor voller Klasse progrostizierte: "Ich weiß, wer das nächste sozialistische Land wird: Die USA - die haben eine sooo starke kommunistische Partei ..."

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PaterAlfonso  21.06.2024, 19:56
@WilliamDeWorde

Hihi. Naja, solchen Unsinn musste ich dann doch nie hören, obwohl unsere Stabü-Lehrerin die stellvertretende Direktorin war.

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Pfefferprinz  21.06.2024, 19:59
Was linke und grüne Politiker mir heute erzählen, plappere ich nicht mehr brav nach.

Was rechte Politiker erzählen, plapperst du das auch nicht brav nach?

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PaterAlfonso  21.06.2024, 20:02
@Pfefferprinz

Nein. Die haben ja auch nichts zu melden. Aber deine Frage impliziert natürlich, dass du mich für gesichert rechtsradikal hältst. In deiner Vorstellung hängt in meinem Schlafzimmer bestimmt eine Reichsflagge.

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Pfefferprinz  21.06.2024, 20:21
@PaterAlfonso

Es ist halt auffällig, daß du links und grün erwähnst, rechts aber nicht. Doch bevor ich dir den Stempel "Nazi" aufdrücke, frage ich lieber nach.

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PaterAlfonso  21.06.2024, 20:25
@Pfefferprinz

Jaja, auffällig. Schon klar. Sag mal merkst du noch IRGENDWAS? Kommt dir eventuell in den Sinn, wie sehr du mich gerade beleidigst und diskriminierst? Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist, einen dir völlig fremden Menschen derart hinterfotzig anzugehen, nur weil er andeutet, mit grüner Politik nicht einverstanden zu sein? Ich habe gewisse Grundrechte und das der Meinungsfreiheit und Redefreiheit wird von dir gerade angegriffen.

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Pfefferprinz  21.06.2024, 21:01
@PaterAlfonso
Kommt dir eventuell in den Sinn, wie sehr du mich gerade beleidigst und diskriminierst?

Nein, ich wüßte nicht, wie. War auch nicht meine Absicht.

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PaterAlfonso  21.06.2024, 21:09
@Pfefferprinz

Nehme ich dir nicht ab. Aber trotzdem noch folgendes:

Es ging hier um eine kleine Analogie bzw. einen Vergleich zur Scheindemokratie in der DDR, in der EINE Partei die Staatsdoktrin definierte und damit dem Volk vorschrieb, wie es gefälligst zu denken hatte. Dass dieser Anspruch vom Volk nur formal befolgt wurde, habe ich angedeutet und das ist ja auch hinlänglich bekannt. Mit der ideologischen Vormachtstellung der SED ist nun mal die linksgrüne Ideologie der heutigen Zeit am ehesten vergleichbar. Natürlich fehlen bisher noch drohende Konsequenzen für Leute, die nicht mit dieser Ideologie einverstanden sind, aber es ist ja nicht so, dass Leute wie du nicht versuchen würden, Andersdenkende anzuprangern, nur weil sie sich nicht gleichzeitig gegen Rechte ausgesprochen habe. Ich habe jedes Recht, die Regierungspolitik, die Regierung und die Politiker im Bundestag, die diese Politik vertreten, komplett abzulehnen und ich bin nicht verpflichtet, zu deren Beruhigung auch andere Parteien abzulehnen. Weitere Kommentare kannst du dir sparen.

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Pfefferprinz  21.06.2024, 21:52
@PaterAlfonso

Natürlich hast du dieses Recht, das will ich dir nicht streitig machen. Daß du so empfindlich reagierst, läßt auf Verletzungen schließen.

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PaterAlfonso  21.06.2024, 21:53
@Pfefferprinz

Ja, du hast mich verletzt. Und jetzt tust es nochmal und begreifst es nicht, obwohl ich es dir direkt und deutlich mitteile. Es reicht jetzt.

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