Was bedeutet woke sein?

13 Antworten

Es bedeutet „Wachsamkeit“ für Diskriminierung und Missstand. Insbesondere junge Leute verwenden es, weil sie sowohl Anglizismen als auch neuen Wörtern gegenüber offen sind. Vielfach wird "woke" zur Bezeichnung von Menschen genutzt, die sich intersektional gegen Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Unterdrückung engagieren.

Wer z.B. die Deutsche Sprache in ihrer Vielfalt nutzt und achtet, de ist "Woke"!

Ganz ehrlich: Es gibt für dieses Schlagwort keine einfache und allgemeingültige Definition. Das Wort wird von jedem Menschen in anderen Kontexten und aus anderen Intentionen genutzt.

Es ist einer der wenigen Worte, zu denen die meisten eine Haltung haben, aber keiner so richtig weiß was man darunter allgemeingültig verstehen soll. Weil es eben keine allgemeingültige Definition gibt. Wie dieses Wort verstanden wird, ist daher eine reine emotional aufgeladene Diskussion geworden. Die Leute definieren Schlagwörter inzwischen für sich und nach eigenen Gefühlen und setzen dann damit den gesellschaftlichen Maßstab.

Also nein, bis auf „Wachsamkeit“ gibt es keine richtige Definition, die beschreibt welche Attribute und Aspekte einen Menschen „woke“ machen. Denn die einfache „Wachsamkeit für Ungerechtigkeit“ lässt sich ebenso völlig rein nach Gefühlslage auslegen. Damit haben wir aber keine Kriterien, keine Anhangspunkte und keine Fakten.

Wenn ein Markus Söder von „Wokeness“ spricht, dann spricht er auch nicht von allgemein gültiger „Wokeness“ sondern einfach von Menschen, dessen Meinung er nicht abkann und die er als überzogen und populistisch abtut (was man nachvollziehen kann oder auch nicht). Und was bedeutet das nun? Dass Wokeness bedeutet, dass man Markus Söder nicht gefällt? Weiß ich nicht…

Woher ich das weiß:Hobby – Politik geht nur links!

guterfrager5  23.07.2024, 14:21
Dass Wokeness bedeutet, dass man Markus Söder nicht gefällt

Endlich mal einer, der eine ordentliche Definition hat :D

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erikbhrdt  23.07.2024, 15:03
@guterfrager5

Das ist natürlich nicht als allgemeingültige Definition anzusehen. Das ist bloß etwas populistisch von mir ;)

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Ursprünglich bezeichnet man in der Politik mit "woke" u.a. ein Bewusstsein und eine Sensibilität für soziale Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen, vor allem was Herkunft, Geschlecht oder "Rasse" angeht.

Negativ konnotiert bezeichnet "woke" in der Politik eine übermäßige Fixierung auf politische Korrektheit und eine Art Identitätspolitik, die oft als übertrieben dogmatisch oder moralisch belehrend empfunden wird. Man hat das Gefühl, dass "woke Leute" einen überall belehren und verbessern wollen, auf jeder Aussage rumhacken und Ansichten vertreten, die für eine Art "Mitte der Gesellschaft" nicht vertretbar oder angebracht sind.

Es bedeutet politisch wach zu sein und sich gegen Ungerechtigkeiten zu engagieren.

Von Rechten wird es als Vorwurf (ähnlich wie Gutmensch) verwendet. Naja, ich finde es sagt ziemlich viel über Menschen aus, wenn sie sowas als Beleidigung verwenden.

Gruß

Eragon

Ursprünglich stammt "woke" als politischer Begriff aus der Bürgerrechtsbewegung der POC aus den USA. Ich möchte aber lieber erklären wie es heute wahrgenommen wird und warum es für viele Menschen ein Problem geworden ist.

Früher hieß links zu sein vor allem sich gegen soziale Ungerechtigkeit bei der Verteilung des Wohlstandes einzusetzen. Also für Löhne und Gehälter und Sozialleistungen und für hohe Besteuerung der Wohlhabenden. Für gute Absicherung im Fall von Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit, auskömmliche Renten und betriebliche Mitbestimmung der Arbeitnehmer.

Natürlich auch gegen Krieg und für internationale Solidarität und Recht auf Asyl einzustehen.

Der Umweltschutz kam erst mit der Gründung der Grünen Anfang der 80er hinzu.

Frauenrechte sind zwar älter, aber so wirklich wichtig nahm sie der Großteil der politischen Linken auch lange nicht. In den 80er Jahren brach das, hauptsächlich männlich besetzte, Plenum des deutschen Bundestages in lautes Gelächter aus als eine Abgeordnete zum ersten Mal das Wort "Sexismus" in einer Rede benutzte - und zwar nicht nur Abgeordnete der Union.

Wenn Du Dir das vor Augen hältst siehst Du den Kulturwandel der letzten 40 Jahre. In den 90er Jahren gab es einmal in der Tagesschau oder einer Polit-Sendung die Formulierung: "...haben manche schwulen Abgeordneten die parlamentarischen Hürden von hinten genommen." Das war kein Skandal. Darüber wurde gelacht. Das fand man damals witzig und salonfähig als Anmoderation.

Heute wird man angezeigt wenn man das Outfit von Frau Ganserer kritisiert. Alte weiße Männer seien grundsätzlich privilegiert und natürlich ginge es denen grundsätzlich und immer besser als POC oder Menschen mit Migrationshintergrund. Weiße könnten nicht diskriminiert werden verkündet Quarks als Wissenschaft. Ein Lehrer führt einen jahrelangen Kleinkrieg bis sich das Traditionscafé "zum Mohren" umbenennt. Es gibt Flugscham, Cafés in Berlin wo man auf Deutsch nicht mehr bedient wird, man muss Englisch sprechen. Professoren die nicht gendern werden von den Studenten ausgebuht. Fleisch zu essen gilt in einigen Kreisen auch bereits als Sünde. Es gibt Schriftzüge wie "Macker Massaker" oder "Kill all men".

Diese Liste könnte ich noch lange weiterführen und all das ist "woke".

Und wenn früher Arbeiter genau wussten, dass das linke politische Spektrum gut für sie ist und Selbständige und Unternehmer, Beamte und Hauseigentümer eher konservativ wählten, hat sich das heute verändert.

92 % der Wähler der Grünen schätzen ihre wirtschaftliche Situation als gut bis sehr gut ein. Bei den Wählern der AfD und des BSW sind diejenigen die ihre wirtschaftliche Situation als gut betrachten in der Minderheit. Trotzdem entscheiden diese Leute nicht mehr nach ihrem Portemonnaie, sondern gegen diese Identitätspolitik. Die Leute fühlen sich in ihrer Lebensart bedroht und die ständige Rücksichtnahme auf laute und fordernde Minderheiten geht ihnen so sehr gegen den Strich, dass sie bereit sind Parteien zu wählen die eigentlich klar gegen Arbeitnehmerrechte etc. sind.

Hier noch ein interessantes Interview mit einem deutsch-amerikanischen Professor zum Thema Identitätspolitik und Wokeness:

Der junge Professor ist zudem jüdisch und über jeden Verdacht erhaben rechtslastig zu sein - im Gegenteil. Trotzdem äußert er sich kritisch zur Wokeness.

https://youtu.be/hn6f0pPZo3I?si=H1OLbHvIMzrFscGI

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

VeryBestAnswers  23.07.2024, 10:10
In den 80er Jahren brach das, hauptsächlich männlich besetzte, Plenum des deutschen Bundestages in lautes Gelächter aus als eine Abgeordnete zum ersten Mal das Wort "Sexismus" in einer Rede benutzte

Heute wird zumindest im Bundestag nicht mehr darüber gelacht, Sexismus ist aber nach wie vor vorhanden. Der Bundestag ist ja nach wie vor hauptsächlich männlich besetzt.

Heute wird man angezeigt wenn man das Outfit von Frau Ganserer kritisiert.

Das hat in der Politik auch nichts verloren. Politiker*innen haben den Job, Politik zu machen, nicht gut auszusehen. Und weil wir gerade bei Sexismus waren: Frauen bekommen sehr viel öfter negative Kommentare wegen ihrem Aussehen als Männer, obwohl sie mehr auf ihr Äußeres achten.

Es gibt Schriftzüge wie "Macker Massaker" oder "Kill all men".

Radikale Menschen gibt es in jeder Bewegung. Nazis fordern auch regelmäßig den Tod von Juden oder Ausländern. Aber das ist "normal".

Früher hieß links zu sein vor allem sich gegen soziale Ungerechtigkeit bei der Verteilung des Wohlstandes einzusetzen.

Das heißt es immer noch (auch wenn wir uns darüber streiten können, wie links die Grünen oder die SPD noch sind). Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit für Minderheiten war aber auch seit jeher ein Anliegen von linker Politik. Es ist nur mittlerweile präsenter. Das heißt übrigens nicht, dass Minderheiten (LGBTQ+, PoC, Behinderte, ...) weniger Diskriminierung und Hass erfahren als früher. Aber weiße Männer, die selbst keine Diskriminierung erfahren, denken manchmal, dass es keine Diskrimimierung gibt, nur weil sie es nicht mitbekommen.

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Burgerbraterin 
Beitragsersteller
 23.07.2024, 09:37

Wow vielen Dank, das kann ich verstehen 😊🫶🏻

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aamauro  23.07.2024, 09:33

Bringt es auf den Punkt. Danke

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