Warum halten bestimmte Feministinnen jeden, der Abtreibungen kritisiert automatisch für frauenfeindlich?

9 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Ton macht die Musik und zwar immer.

Wenn ein Abtreibungskritiker zum Beispiel sagt: "Abtreibungen sollten vermieden wären; es wäre besser, wenn alle Beteiligten ordentlich verhüten." -> absolute Zustimmung meinerseits.

"Frauen, die zu blöd sind zum verhüten, sollten nicht abtreiben dürfen" -> das wiederum ist frauenfeindlich, weil zum einen die Verantwortung für die Verhütung ausschließlich der Frau aufgeladen wird, ihr zum anderen dann noch unterstellt wird, sie wäre "zu blöd" dafür, es wenigstens ordentlich zu tun und dann wäre ja Schwangerschaft und Geburt nur die gerechte Strafe.

Oder, anderes Beispiel "Mitunter kann eine Freigabe zur Adoption eine mögliche Lösung sein für die ungewollt Schwangere" -> ja, Zustimmung.

"Wenn sie das Kind schon nicht behalten wollen, sollen sie es wenigstens kriegen und dann zur Adoption freigeben" -> das ist frauenfeindlich. Denn hier soll die ungewollt Schwangere gegen ihren Willen gezwungen werden, neun lange Monate Schwangerschaft und Geburt durchzustehen.

Oder "Beide ungewollt werdenden Eltern sollten ausführlich miteinander über die Entscheidung zur Abtreibung oder Fortsetzung der Schwangerschaft reden." -> Zustimmung.

"Die Frau sollte gegen den Willen des Vaters nicht abtreiben dürfen" -> das ist frauenfeindlich. Denn wenn die Frau für die Entscheidung das "okay" des mutmaßlichen Erzeugers bräuchte, wäre es nicht mehr ihre Entscheidung, sondern seine und er dürfte somit über den Körper des Kindes UND der Frau entscheiden und die eigentliche Hauptbetroffene - die Schwangere - würde dadurch entmündigt.


verreisterNutzer  19.10.2023, 10:47

Sehr schöne, gute und nachvollziehbare Beispiele! Vielen Dank dir! 👍

Den letzten Punkt sehe ich deshalb anders, weil der Vater natürlich nicht körperlich betroffen ist. Gefühle gegenüber den Kind wird er dennoch haben und ich finde es auch nicht angemessen, diese gänzlich auszublenden. Die anderen Punkte, die du erwähnst, kann ich teilen!

Elli113  19.10.2023, 10:50
@verreisterNutzer

Ich sprach auch nicht davon, die Gefühle des Vaters auszublenden.

Ich sprach davon, dass der mutmaßliche Erzeuger kein Recht hat, der Schwangeren seinen Willen aufzudrücken.

Was ist denn mit den Gefühlen der Schwangeren? Willst du die vielleicht komplett ausblenden?

verreisterNutzer  19.10.2023, 10:59
@Elli113

Nein. Eben nicht.

So wie du schon ganz oben schreibst, dass beide verhüten sollten (was ich genauso sehe), denke ich, dass, wenn es dann doch zur Schwangerschaft kommt, die Gefühle beider berücksichtigt werden sollen.

Elli113  19.10.2023, 11:01
@verreisterNutzer

Ja, schon. Deswegen schrieb ich ja auch: "Beide ungewollt werdenden Eltern sollten ausführlich miteinander über die Entscheidung zur Abtreibung oder Fortsetzung der Schwangerschaft reden." -> Zustimmung.

ABER es gibt halt keinen Kompromiss und wenn beide sich nicht einig werden, dann muss eben einer die Entscheidung treffen. Und das kann nur die Frau sein, denn sie ist die Hauptbetroffene.

Der mutmaßliche Erzeuger hat kein Recht, der Schwangeren seinen Willen aufzudrücken. Das zu fordern, wäre wiederum frauenfeindlich.

Von Experte Elli113 bestätigt

Abtreibungsverbote gefährden das Leben von Frauen.

Generell führen restriktive Gesetze nicht zu niedrigeren Abtreibungszahlen, sondern dazu, dass Abtreibungen unsachgemäss durch Nicht-Ärzte durchgeführt werden, dass Frauen sich bei Komplikationen nicht in ärztliche Behandlung zu begeben wagen und dass oft viel Zeit verstreicht, bis sie eine Abtreibungsmöglichkeit gefunden haben. Das gilt insbesondere für unbemittelte Frauen. 

Auch heute noch treiben restriktive Gesetze, Traditionen und Stigmatisierung jedes Jahr weltweit Frauen und Mädchen zu unsachgemäßen Schwangerschaftsabbrüchen. 

2017 haben Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ mehr als 22.000 Frauen und Mädchen mit Komplikatio­nen nach einem Schwangerschaftsabbruch behandelt. Rund sieben Millionen Patientinn­en werden jährlich weltweit aufgrund von Komplikationen in Krankenhäuser eingeliefert.

Leider sterben auch jedes Jahr 22.800 Frauen und Mädchen infolge eines unsachgemäßen Abbruchs.

„In einigen Krankenhäusern, in denen wir arbeiten, dürften bis zu 30 Prozent der Komplikationen in der Geburtshilfe ihre Ursache in unsach­gemäßen Schwangerschafts­abbrüchen haben“, heißt es zudem auf der Webseite des Hilfswerkes.

Wem das egal ist, dem sind Frauen egal.

Abtreibungsgegner denken meist nur bis zum erreichen ihres Zieles; Schutz eines Zellhaufens mit dem Potential, ein Mensch zu werden, nicht aber an das bereits existierende Leben (Frau).

Schließlich liegen zwischen einem positiven Schwangerschaftstest und Mutterschaft (oder auch einer Adoption) eine Schwangerschaft mit allen möglichen Komplikationen, Risiken und Spätfolgen und eine ungewollte Geburt mit allen möglichen Komplikationen, Risiken und Spätfolgen, was gegebenenfalls auch zu familiären, partnerschaftlichen, gesellschaftlichen und finanziellen Problemen führen kann.

Wem das egal ist, der ist frauenfeindlich.

Die Frage ist auch, was wir denn Jahr für Jahr mit den nicht abgetriebenen, aber immer noch ungewollten Kindern machen?

In Deutschland werden immer weniger Kinder adoptiert – im vergangenen Vierteljahrhundert hat sich die Zahl mehr als halbiert. Gleichzeitig ist der Anteil jener Adoptionen gestiegen, bei denen ein Kind vom neuen Partner eines Elternteils adoptiert wurde.

Das bedeutet, dass die klassische „Fremdadoption“ noch seltener geworden ist, als es die rückläufige Gesamtzahl verdeutlicht. Demnach wurden 2015 noch 3800 Kinder adoptiert – gegenüber 8400 vor 25 Jahren. Gab es damals knapp 4000 Fremdadoptionen, waren es 2015 nur noch gut 1000.

Kamen 1992 auf ein zur Adoption vorgemerktes Kind noch 19 Bewerbungen, waren es im Jahr 2015 nur noch sieben. Das Bundesfamilienministerium hält einen Zusammenhang mit der Reproduktionsmedizin für wahrscheinlich.

Das sind dann 7000 adoptionswillige Paare. Jedes Jahr gibt es rund 100.000 Schwangerschaftsabbrüche. 96,2 % der Schwangerschaftsabbrüche erfolgen ohne (medizinische oder kriminologische) Indikation.

Was machen wir jedes Jahr mit mindestens 85.200 nicht gewollten Kindern? Wer kümmert sich? Wer zahlt dafür?

Richtig gruselig finde ich übrigens, dass sogenannte "Lebensschützer" zu solchen Mitteln greifen:

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-11/usa-mehrere-verletzte-colorado-planned-parenthood

https://www.zeit.de/online/2009/23/abtreibungsarzt-usa

https://www.emma.de/artikel/abtreibung-toedliche-lebensschuetzer-264049

Hingegen findet man im Netz nichts über "Attentate gegen Lebensrechtsbewegungen".

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

verreisterNutzer  18.10.2023, 16:35

Für die Entwicklung der Adoptionszahlen kannst du ja sicher Belege liefern? Und dass adoptionswillige Paare mit unsäglichen bürokratischen Schikanen zu kämpfen haben, ist dir auch bewusst?

verreisterNutzer  18.10.2023, 19:51
@isebise50

Selbst wenn das in der FAZ stimmt - sieben Bewerbungen pro Kind - sind wir immer noch weit davon entfernt, dass die Kinder sich auf den Ämtern stapeln würden.

Elli113  19.10.2023, 10:17
@verreisterNutzer

Davon redet ja auch niemand. Es geht darum, dass es sehr viel mehr ungewollte Kinder gäbe, wenn Abtreibungen nicht möglich wären. Wenn jedes Jahr gut 90.000 Kinder nicht abgetrieben werden würden - wohin dann damit?

Mal ganz zu schweigen davon, dass ungewollt Schwangere kein Brutkasten für ungewollt Kinderlose sind.

verreisterNutzer  19.10.2023, 10:30
@Elli113

Wenn sieben Bewerbungen pro Kind eingehen, dann müssten statistisch immer noch sechs Paare pro Kind in der Warteschleife verbleiben. Ergo könnten sechs mal mehr Kinder adoptiert werden als es der Fall ist - wenn es dabei ausschließlich um das Vorhandensein adoptionswilliger Paare geht.

Elli113  19.10.2023, 10:33
@verreisterNutzer

Ja, aktuell ist das so. Isebise50 hat es ja vorgerechnet. Das wären dann maximal etwa 7000-10 000 Kinder pro Jahr, die adoptiert werden können. Und was wäre mit dem Rest der 90.000 nicht abgetriebenen Kinder?

Außerdem hätten nach einem Jahr ja dann alle Adoptionswilligen ein Kind. Somit gäbe es auch erst einmal keine Warteschleife mehr.

Weil es einem Mann nicht zusteht über die Schwangerschaft und den Körper der Frau / seiner Frau zu bestimmen.

Jede Frau sollte selber entscheiden , ob sie ihr Kind behalten möchte oder nicht. Es ist IHR Körper und IHR Leben.

Klar hat der Mann auch dazu beigetragen, das die Frau schwanger ist, das steht ja außer Frage, aber dennoch sollte man dann die Eier in der Hose haben, die Entscheidung der Frau zu akteptieren und entsprechend für das Kind dazusein , wenn sie sich gegen die Abtreibung entscheidet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Persönliche Meinung und Ansicht

GothicPlayer314  19.10.2023, 23:46

Na dann sollten auch Frauen nicht darüber bestimmen dürfen das sich ihr Sohn Zwangs Verstümmeln lassen muss, nur bei Medizinischer Notwendigkeit und nicht bei Zwang oder wenn er 18 ist, doch nicht ein Eltern Teil hat sowas zu Entscheiden weil es vielleicht besser aussieht oder so hier bestimmt eine Mutter also Frau über einen kleinen Jungen das Ihm Gewalt angetan werden darf, das sind Kinder.

KleinesHasi85  20.10.2023, 11:29
@GothicPlayer314

Wenn du auf die Beschneidung anspielst, da geb ich dir Recht. Wenn es medizinisch notwendig ist, dann macht es auch Sinn (oder wenn man mit 18 selber entscheiden kann) aber die meisten zwingen ihre Söhne aus religösen Gründen . Und das noch im Kleinkindalter.

Da es religiöse Gründe hat, scheint es wohl gesellschaftlich akzeptiert.......

Weil es anmaßend ist, als Mann über die Schwangerschaft einer Frau bestimmen zu wollen, vor allem wenn man nicht der Vater des Kindes, sondern irgendein Außenstehender ist.

Das wäre so, wie wenn eine fremde Frau auf der Straße zu einem beleibten Mann hin gehen würde und ihm sagen würde "Mach eine Diät, denn mit deinem Körperfettanteil liegst du früher oder später der Gesellschaft auf der Tasche."

Es geht sie schlicht und ergreifend nichts an, was andere mit ihrem Körper machen.

Ein Kind ist Sache der Eltern, nicht der Gesellschaft. Und vor allem nicht dann, wenn die "Rettung des Lebens des Kindes" nur vorgeschoben wird als Argument.

Guck dir doch mal an, wer z.B. in den USA so vehement gegen die Abtreibung wettert: Das sind mehrheitlich weiße männliche Republikaner. Und wer treibt in den USA Kinder ab? Das sind mehrheitlich schwarze, weibliche Personen aus schlechten Verhältnissen, deren Kinder sowieso als Sozialfälle ohne Vater enden würden.

Als wären schwarze Kinder aus der sozialen Unterschicht den weißen Republikanern so wichtig. Denen geht's nur darum, Macht auszuüben über Frauen und mit erhobenem Zeigefinger dastehen zu können. Als hätten sie selbst nie gesündigt, diese scheinheiligen Moralapostel.


verreisterNutzer  18.10.2023, 15:40

Du schreibst, die Rettung des Kindes sei vorgeschoben. Wenn es nicht wirklich darum geht, um was geht es deiner Meinung nach denn dann ansonsten?

Deamonia  18.10.2023, 15:44
@verreisterNutzer

Steht doch da:

Denen geht's nur darum, Macht auszuüben über Frauen und mit erhobenem Zeigefinger dastehen zu können. Als hätten sie selbst nie gesündigt, diese scheinheiligen Moralapostel.

Weil eine Frau selbst entscheiden kann ob sie ein Kind möchte oder nicht! Wo landen wir wenn ich als Frau gezwungen werde von einem Typ ein Kind auszutragen welcher mir vielleicht gar nicht gefällt?


verreisterNutzer  18.10.2023, 15:34

Verstehe ich das gerade richtig: Du würdest mit einem Typen, der dir gar nicht gefällt, ins Bett steigen?

Saim0n  18.10.2023, 15:36
@verreisterNutzer

Diese Möglichkeit steht jedenfalls in keinem Zusammenhang zu der Entscheidung ein Kind mit dieser Person zu bekommen.

Ufvwkr  18.10.2023, 15:36
@verreisterNutzer

Als sexpartner und als Vater für mein Kind sind ja 2 unterschiedliche Dinge. Also ja ich würde mit einem Typ der mir als Mann gefällt aber nicht als Vater für mein Kind in frage kommt ins bett steigen. Wieso nicht?

Ufvwkr  18.10.2023, 15:39
@verreisterNutzer

Nö wir leben im 21. JH und es gibt Verhütungsmittel.

Du denkst nicht ernsthaft wir würden von jedem mit dem wir ins Bett steigen, schwanger werden?