stimmt es, dass die „klugen Köpfe“ alle aus Deutschland auswandern?

5 Antworten

Nö, "alle" bestimmt nicht. Auswanderungen hat es immer schon gegeben, und die meisten Auswanderungen, die in den letzten Jahren stattfanden, betrafen ausländische Menschen (also auch ein Teil derer, die 2015 oder in den Jahren danach kamen).

stimmt es, dass die „klugen Köpfe“ alle aus Deutschland auswandern?
[...]
ist da eigentlich etwas dran?

Alle mit Sicherheit nicht, aber da ist schon etwas Wahres dran.

Die Steuern (und Sozialabgaben) sind hier einfach der blanke Wahnsinn. Das was man dafür bekommt ist befriedigend bis mangelhaft. Freunde von uns haben ein Partnerkonto gehabt, waren nicht verheiratet und haben jetzt vom Steuerberater durch Zufall erfahren, dass jeder Euro den er darauf eingezahlt hat, zur Hälfte als Schenkung an seine Freundin betrachtet wird. Da sie nicht verheiratet sind, haben sie die 20.000 Freibetrag alle 10 Jahre gerissen und sie soll sich jetzt wegen Steuerhinterziehung selbstanzeigen. Sorry for my french, jemand der sich so etwas ausdenkt gehört in die geistige Fürsorge, nicht ins Finanzamt. Es reicht ja nicht, dass man über die Hälfte seiner erwirtschafteten Früchte an den Staat abgeben darf, wenn man sich solche Unaufmerksamkeiten erlaubt, dann darf man auch noch Schenkungssteuer bezahlen. Der Kollege ist Engländer, drei Mal darfst du raten was er jedem jetzt über Deutschland erzählt.

Dazu kommt diese völlig überbordende Bürokratie. Bei mir in der Firma werden Kunden und Projekte abgelehnt, da wir mit der Compliance nicht hinter herkommen. Gefühlt brauchst du für jeden Sachverhalt einen eigenen Spezialisten, der sich um die Bürokratie kümmert, den du erstens auf dem Arbeitsmarkt nicht findest und zweitens der alles teurer macht. Zum Teil wissen nicht einmal die Behörden was sie denn nun eigentlich wollen, aber Hauptsache sie dürfen mitreden. Das ist ziemlich frustrierend und sorgt dann dafür dass man lieber im Ausland investiert.

Der einzelnen Facharbeiter wird das wohl noch nicht so sehr spüren. Noch gibt es genug Arbeit, sollte sich die Jobsituation aber verschlechtern kann ich mir auch hier einen Abwanderungsdruck vorstellen.

Gerade unter Unternehmern und upper Management spürst du den Frust. Hier redet gefühlt jeder davon raus aus Deutschland zu gehen. Viel davon ist nur gerede, aber wer weiß, wenn so eine Tendenz ersteinmal ins Rollen kommt, ist es auch wahnsinnig schwierig diese wieder aufzuhalten. Siehe Russland und den Braindrain den sie seit 30 Jahren erfahren.

Alle sicherlich nicht. Viele definitiv. Warum sollte ich in Deutschland die Hälfte meines Einkommens dafür abdrücken, um in einer Antileistungskultur zu leben, wo ich für meine Leistung und meinen Beitrag zur Gesellschaft noch bestraft werde? In anderen Ländern werden echte Fachkräfte mit offenen Armen begrüßt, besser bezahlt und in der Gesellschaft besser angesehen.

Ich selbst bin vor Jahren ausgewandert und habe einige Bekannte, die ebenfalls weg sind. Habe natürlich noch einige Bekanntschaften in Deutschland, die (im Falle von Unternehmern) ihre Unternehmen dort führen und das auch planen, beizubehalten. Die allgemeine Stimmung ist da (insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Innenpolitik) aber auch eher negativ gestimmt.

Schnapsideen wie die Einführung einer neuen Vermögensteuer befeuern das nur zusätzlich.


Rheinflip  22.03.2024, 12:45

Du verwechselst kluge und reiche, wahrscheinlich weil du auch mehr Geld als Verstand hast

Epiktetos  22.03.2024, 12:48
@Rheinflip

Ich verwechsle da überhaupt nichts. Mir geht es nicht nur um Unternehmer. Ich kann diese nur als Beispiel anführen, weil mein Bekanntenkreis hauptsächlich aus ebendiesen besteht. Ich habe aber auch viele Fachkräfte im Bekanntenkreis, die in naturwissenschaftlichen Berufen arbeiten (hauptsächlich Informatiker und Mathematiker), da ist die Stimmung nur geringfügig besser.

Aber mach' ruhig weiter mit der Voreingenommenheit. Hilft bestimmt, das Problem einfach auszublenden.

Familiengerd  22.03.2024, 12:47

Das ist einfach nur blödsinnige Polemik!

Epiktetos  22.03.2024, 12:49
@Familiengerd

Das kannst du sicherlich auch begründen – sonst ist dein Kommentar nämlich nichts weiter als Polemik.

Familiengerd  22.03.2024, 12:57
@Epiktetos

Den Nachweis Deiner unsinnigen Behauptung bist erst einmal Du selbst schuldig!

Epiktetos  22.03.2024, 13:13
@Familiengerd

Dazu reicht nur ein Blick auf den deutschen Wanderungssaldo verglichen mit Statistiken zum Fachkräftemangel. Der Wanderungssaldo ist seit Jahren positiv, das Fachkräfteproblem wird aber nicht kleiner, sondern im Gegenteil größer. Es besteht also kein quantitatives Problem, sondern ein qualitatives. Ich unterstelle nicht, dass nur ungebildete Personen einwandern. Wenn aber trotz positivem Wanderungssaldo das Fachkräfteproblem nicht einmal zumindest stagniert, herrscht entweder ein verstärktes Emigrationsproblem von Fachkräften und/oder eine mangelnde, qualitative Immigration von Fachkräften.

Welches dieser beiden nun die Kernursache ist, da fehlen mir Statistiken und Studien zu. Meine persönliche Erfahrung spricht aber eher dafür, dass die Auswanderer, und nicht die Einwanderer, das Problem sind. Es sind durchaus Fachkräfte unter jenen, die nach Deutschland kommen, dabei. Nur eben nicht genug, um die Abwanderung selbiger abzufedern.

Und was die Einwanderer angeht (etwas weg vom Ausgangsthema, aber eng mit dem Auswanderungsproblem verbunden): Deutschland tut sich leider auch nichts daran, den neu eingewanderten Fachkräften das Leben dort schmackhaft zu machen. Ich beziehe mich da unter anderem auf Dinge wie Staatsbürgerschaft, Anerkennung von ausländischen Qualifikationen, Sprachbarrieren und so weiter. Mit den neuen Regelungen zur Staatsbürgerschaft und dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz besteht Hoffnung, dass sich das bessert. Ob das tatsächlich hilft – gerade im Vergleich zu den Vorteilen, die andere Länder ihren Einwanderern bieten – bleibt da aber abzuwarten.

Familiengerd  22.03.2024, 13:20
@Epiktetos

Was Deine Aussagen zu Fachkräftemangel, Integration von Einwanderern, Anerkennung ausländischer Qualifikationen, Staatsbürgerschaft usw. (dazu mit den überbordend bürokratischen, unsinnigen Hindernissen) betrifft, stimme ich Dir voll zu!

Epiktetos  22.03.2024, 13:24
@Familiengerd

Dann sind wir uns ja zumindest was das Symptom angeht einig. Was die Ursache – mangelnde, qualitative Einwanderung oder verstärkte, qualitative Auswanderung – angeht, gibt es meines Wissens nach keine guten Facharbeiten zu, weshalb ich da eben nur auf anekdotische Schlussfolgerungen bzw. meine persönliche Erfahrung (und jene im Bekanntenkreis) zurückgreifen kann, die eher für die Auswanderung als größeres Problem spricht.

Nein, ich bin doch noch hier.

Akademiker und Spitzenkräfte suchen sich weltweit passende Arbeitsplätze. Das ist auch normal dass sie kommen und gehen.

Aber Deutschland hat tatsächlich ein Manko darin gute Wissenschaftler an Forschung und Lehre zu binden, schlechte Aushilfsverträge und üble Arbeitsbedingungen helfen bei der Entscheidung ins Ausland zu gehen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Hilfestellung im ökonomischen Fragen

Akka2323  22.03.2024, 17:17

Ich kenne nur Rentner, die alle nach Teneriffa ziehen und sich wundern, daß sie dort nicht so richtig willkommen sind als Ausländer und ohne spanisch zu sprechen.