Auswandern - "Wer es in Deutschland nicht schafft, schafft es auch nirgendwo anders."

8 Antworten

Das ist korrekt.

Man kann zwar auch erfolgreich auswandern, wenn man in Deutschland keine Karriere gemacht hat. Aber es wird nichts, wenn man nicht arbeiten kann.

Du tust so, als gäbe es all diese Dinge nur in Deutschland. Dem ist nicht so.

Es ist nunmal Fakt, dass es bestimmten Berufsgruppen anderswo einfacher fällt, Arbeit zu weitaus attraktiveren Konditionen zu finden. Das beste Beispiel dürfte die IT-Branche sein: Wieso sollte ein Senior Softwareentwickler dankbar dafür sein, endlich einen Job in Deutschland gefunden zu haben, bei dem er sich 40h die Woche im Büro für mickrige 60.000€ brutto abackern darf, wenn sich anderswo Firmen um ihn streiten würden, bei Gehaltspaketen von drei-, vierfacher Höhe oder gar noch höher und anderen Benefits?

Das beste Beispiel wäre da wohl die USA, gerade die Westküste. Klar, da lässt sich jetzt argumentieren, dass da drüben das Gesundheits- und Sozialsystem nicht so gut ist wie in Deutschland. Es hat aber nunmal jeder andere Ansprüche und eine andere Definition von Lebensqualität. Mir persönlich hat die USA nach einiger Zeit, wo ich dort gelebt habe, aus anderen Gründen nicht mehr wirklich gelegen, aber es gibt nunmal genug Leute, vor allem in der Branche, für die das die absolute Traumwahlheimat ist. Und da kann der deutsche oder gar europäische Arbeitsmarkt nicht mithalten.

Von Selbständigen und Unternehmensgründern mal ganz zu schweigen. Die sind in Deutschland ohnehin am völlig falschen Fleck (weshalb ich auch mit 18 direkt weg bin).

Ich stimme dem grundsätzlich zu, würde es nur nicht unbedingt auf eine „Karriere“ beziehen. Unter einer Karriere verstehe ich einen äußerst erfolgreichen beruflichen Lebenslauf, und da kann es meines Erachtens tatsächlich sein, dass es in Deutschland einfach aus Gründen nicht so läuft, und im Ausland nimmt man dann aber Fahrt auf.

Was zumindest ich mit dem Satz im Fragetitel meine, wenn ich ihn benutze, ist, ob eine Person ihr Leben bürokratisch und organisatorisch gut geregelt bekommt und ein gewisses Maß an Resilienz zeigt. Tendenziell hat man als Ausländer irgendwo nämlich noch mehr Bürokratie am Hals und muss sich mit noch mehr (oder ungewohnteren / unerwarteten!) Problemen auseinander setzen als im Heimatland, einfach weil man Ausländer ist. Wenn man schon in Deutschland jemand ist, dem der Online-Versand wegen der Zahlung der vorletzten Bestellung hinterherrennen muss, dem die Erklärungen zu Anlage N der Steuererklärung zu viel Text sind, der zum Beispiel auch zum Thema Auswandern die einfachsten, am leichtesten zu klärenden Fragen eher bei gutefrage.de stellt als mal kurz Google zu bemühen, das sind Kandidaten, bei denen ich mir denke, dass ein Leben im Ausland mit all den zusätzlichen Herausforderungen keine gute Idee ist. Nur, oftmals denke ich aber halt, dass Arbeitslosigkeit oder das Verweilen in wirklich schlechten Jobs gewissermaßen ein Symptom von Überforderung sind, weil man durch gute Information und kluge Lebensentscheidungen und Motivation und Resilienz diese Situation in aller Regel beheben könnte. Wenn das schon in Deutschland nicht klappt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auf wundersame Weise im Ausland klappt, einfach gering.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lebe und arbeite seit 2017 in Japan

Ich bin der lebende Gegenbeweis. In Deutschland war für mich aufgrund der hiesigen Arbeitskultur (starker Fokus auf Zeugnisse, Abschlüsse, viel Bürokratie) kein Blumentopf zu gewinnen - also habe ich im Ausland Karriere gemacht, wo man sein Können unter Beweis stellen und Erfahrung sammeln kann ohne irgendwelche Zettel.


ntechde  20.09.2024, 12:58

Das ist - und das muss ich zugeben - ein Manko in Deutschland, dass zu sehr nach Scheinen und zuwenig nach Können gefragt wird. Vielleicht wird sich das aber mit zunehmendem Mitarbeitermangel etwas ändern, wenn es sich die Personaler nicht mehr ganz so einfach machen können.

LottoOtto99  20.09.2024, 12:59
@ntechde

Darum wird auch gerade von "Fachkräftemangel" gefaselt. Du brauchst in Deutschland für jeden Dullijob eine mehrjährige Ausbildung - natürlich bei mickrigem Gehalt. Klar findet sich dann kein Personal.

ntechde  20.09.2024, 13:02
@LottoOtto99

Da ist was dran. Ich habe nicht selten den Eindruck, dass nicht "Fachkräfte" mangeln, sondern "biliige Fachkräfte". Aber weiß - vielleicht bewegt sich was?

Pseud000 
Beitragsersteller
 20.09.2024, 12:20

Wo bist du denn glücklich geworden und was machst du dort, wenn ich fragen darf?

Das dürfte im Regelfall stimmen. Im Ausland kommen ja noch zusätzliche Schwierigkeiten hinzu, wie z.B. Sprachprobleme, Ausländerstatus, kulturelle Anpassungsschwierigkeiten, usw.