Mit "Dummheit" prahlen? Beispiele?

18 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Guten Tag,

ein Mitschüler von mir in der Realschule war ein richtiger Tunichtgut und prahlte mit seiner Anzahl an Klassenbucheinträgen. Ein anderer erzählte mal herum, dass er aus einem Lokal geflogen wäre, weil er geraucht und irgendwelche Dinge kaputt gemacht habe und eine Mitschülerin war mit 15 stolz drauf, samstagnachts völlig betrunken in einem Polizeiauto gesessen und sich dort übergeben zu haben.

Von mir selbst fällt mir ehrlich gesagt nichts ein - wenn doch was wäre, war es auch eher harmlos als dumm oder zumindest besser gesagt nix, für das ich mich heute schämen müsste.

Wahrscheinlich ist das pubertärer Nonsens - Jugendliche prahlen gern mit irrwitzigen Dingen, auch weil sie einfach (noch) nicht so richtig reif sind und gern etwas haben, das andere nicht haben - selbst wenn es eigentlich nix ist, auf das man stolz sein kann.

Mit den Jahren erübrigt sich das und man hat auch ein Gespür dafür, was man anderen sagen kann oder nicht - und dann behält man solche Sachen auch für sich oder sorgt dafür, dass sie gar nicht erst passieren. Wenn man sich als Erwachsener dennoch nicht in der Hand hat, dann ist man vielleicht etwas debil oder einfach unbedarft oder unreif oder hat keinerlei Anstandsgefühl, keine Hemmungen oder was auch immer.

Noch ein lustiges Lied, das zum Thema passen könnte ... von Ingo Insterburg ... denn er "prahlte" auch mit allerhand Liebschaften, aber das tat er auf einem Niveau, über das ich persönlich lachen kann :-)

https://www.youtube.com/watch?v=FrWtnM3cMXI

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Noidea333 
Fragesteller
 16.12.2021, 14:55

Hallo, vielen Dank für die passenden Worte. Du hast genau verstanden, worauf ich hinaus wollte. 😊 Oft weiß man als Jugendlicher noch nicht, was erwähnenswert und erstrebenswert ist. Aber zum Glück sind die Menschen ja alle unterschiedlich.

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rotesand  16.12.2021, 15:11
@Noidea333

Ja, das ist mir jetzt einfach eingefallen. Einmal hat er sogar geprahlt, dass ein Lehrer ihn dafür eingetragen hatte, weil er wiederholt mit seinen Einträgen angegeben hatte. Man muss dazu sagen: Ein paar Lehrer haben Axel meiner Meinung nach fertig gemacht und alles "protokolliert", was er gemacht hat, obwohl viele andere deutlich schlimmer waren. War eigentlich eine tragische Geschichte - schuld war letztlich der damalige Konrektor. Der bevorzugte sportliche Kinder, die im Turnverein waren (da war er Übungsleiter und Ehrenmitglied) und deren Eltern er kannte - und wer weder im Sportverein war noch sportlich oder aus einer Familie stammte, die er nicht so gemocht hat, bekam das zu spüren. Die Realschule galt u.a. wegen diesem Lehrer als ziemlicher Sauhaufen - auf den ich übrigens nie wollte und auf dem mich meine Familie auch nicht sah, aber es gab eine unschöne Vorgeschichte: Es war angedacht, dass ich auf die Hauptschule gehe wie meine Kumpels aus der Siedlung und hernach alles nachhole, wenn ich es wollen sollte. "Leider" war ich in der Grundschule ein sehr guter Schüler mit Gymnasiumsempfehlung - die Lehrer wollten, dass ich auf das Gymnasium gehe. Da ich ein sehr ruhiger Junge war, entschied man dann über meinen Kopf hinweg, dass ich auf die Realschule vor Ort gehen sollte - und im September 2001 begannen für mich sechs unschöne Jahre.

Privat hing ich sowieso mit meinen "Hauptschulfreunden" ab, da wäre ich auch in der Klasse glücklich gewesen. In der Realschule war ich ein dreckiger Ausländer und wurde zwar nicht direkt gemobbt oder gehänselt, bekam es aber stets zu spüren unerwünscht zu sein. An der Schule war das Klima damals generell schlecht; es gab ein überaltertes, desinteressiertes Lehrerkollegium, es gab Konrektor, der parteiisch war und allerhand Vorfälle bis zu sexuellen Übergriffen "gedeckt" hat, weil er mit den Eltern der Drahtzieher befreundet war; es gab aggressive Eltern, die Ausstattung war schlecht, es gab uralte Bücher aus den 80ern (2001-2007) und so weiter - und Sport wurde dank des im Sportverein engagierten Konrektors dermaßen überbewertet, dass nur sportliche Kinder gezählt haben und alle anderen die A...-Karte gezogen hatten, egal was sie auch immer sonst drauf hatten. Auch den Klasseneintrags-König hätte man anders angehen können. Als der Konrektor weg war und ein paar alte Lehrer pensioniert worden waren, war Axel auf einmal ein guter Schüler und eher unauffällig bzw. andere waren deutlich schlimmer und Axel war im Gegensatz zu vielen anderen zumindest nicht arrogant oder verlogen.

Einmal habe ich den Konrektor an der Bushalte gesehen, wie er zu einem der ekligsten Mobber ganz leise gesagt hat ... er sollte vielleicht aufpassen, bei wem er in Zukunft was macht, aber solange er Konrektor ist, wird ihm nix passieren. Ist 20 Jahre her, ich bin immer noch fassungslos.

Der Konrektor ist maximal zwei Jahre nach seiner Pensionierung von uns gegangen, der Nachfolger musste mit eisernem Besen kehren und den ganzen Schrotthaufen erstmal zusammenkehren. Eine leichte Aufgabe hatte er nicht, war aber ein guter Pädagoge - mit ihm kamen übrigens einige Lehrer von auswärts, die keine Rücksicht auf Namen und Vereins nahmen und bei denen es dann der Reihe nach gekracht hat: Es gab Schulverweise, Elternabende, Krisensitzungen und beim schlimmsten Mobber - den der Konrektor in der fünften Klasse so beschützt hat - die Wahl: Anzeige oder freiwilliger Schulwechsel. Die Tochter des evangelischen Pfarrers, die jahrelang zusammen mit einem Sidekick von Mitschülerin Intrigen spann und Leute mobbte, aber immer bestrebt war sich als liebe Pfarrerstochter zu inszenieren, bekam Ende 2004 auch richtig Ärger von diesem Lehrer ... der Konrektor war ein Freund ihres Vaters, der als Religionslehrer tätig war und in seiner Freizeit einen dankbaren Vasallendienst leistete für die Schule - menschlich übrigens gleiche Sparte, das war ein fundamentaler Hassprediger, der die Kirche zusammengebrüllt und auf offener Straße Leute mit Gottes Rache und Tod bedroht hat.

Auch unsere beiden Klassenlehrer der 7./8. und 9./10. Klasse waren "von auswärts" und taten der Klasse gut, wenngleich es nie optimal gelaufen ist. Ich habe jedenfalls tausend gute Gründe, warum ich keine Kontakte mehr in die Richtung will.

Wie ich das alles überstanden habe, weiß ich auch nicht. Vielleicht tat ich es, weil ich keine Vergleiche oder Erinnerungen hatte und es nicht anders kannte. Ehrlich: Es war eine schrecklich kahle, fade und graue Zeit meines Lebens.

War die Stimmung in der Grundschule bis zuletzt gemütlich, berechenbar und verhältnismäßig wohlwollend, herrschte in der Realschule die ganze Zeit ein permanenter Krieg: Jeder kämpfte gegen jeden. Im Klassen- wie auch im Lehrerzimmer.

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Lexa1  16.12.2021, 15:29
@rotesand

Also langweilig war es bei dir an der Schule nie.

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rotesand  16.12.2021, 15:56
@Lexa1

Nein, das nicht, aber dafür war es menschlich auch meist unangenehm.

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Noidea333 
Fragesteller
 16.12.2021, 18:21
@rotesand

Wirklich erschreckend, was es für Menschen geben kann. Bei mir war es nach der Grundschule ähnlich schrecklich an der Gesamtschule... Gerade die Deutschlehrerinnen waren alle aus dem gleichen Holz geschnitzt. Hatten ihre Lieblinge und eben ihre anderen, wie mich... Aber ich will hier keinen Roman schreiben... Will nicht daran denken, sonst kann ich mich nicht beherrschen und würde mich nur im Ton vergreifen! 🤨

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Guten Mittag :-)

da frage ich mich als erstes, ob diese Schandtaten, von denen die Jungs prahlten, wirklich alle so stattgefunden haben. Ich habe den Eindruck, da möchte jeder den andern übertrumpfen. Ist ja peinlich, wenn man brav ist...

...nein, ich war selbst nicht so drauf, ich lebte sehr zurückgezogen und hielt schon damals nichts von Prahlerei, ich war schon immer eher ruhig. Vielleicht fehlt mir diese Lebensphase, ich weiß es nicht, womöglich muss man die durchlebt haben, um voranzukommen....

....herzliche Grüße und einen schönen Resttag :-)

Noidea333 
Fragesteller
 16.12.2021, 14:48

Danke, Genau so sehe ich es auch. da wird schnell gelogen und übertrieben, damit man Anerkennung bekommt. Ist mitunter denen vielleicht auch egal, was alles vom Gesagten der Wahrheit entspricht. Hauptsache, irgendwas "cooles" beigetragen.

Und wenn du das so siehst, wird es wohl viele geben, die diese Lebensphase nicht migemacht haben 😉

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Ja, klar, wenn auch in engeren Grenzen als man sich heute traut. Liegt sicher auch an den vielen "Vorbildern", vor allem in Privat-TV und Youtube, die heute offenbar die moralischen Grenzen wie auch das Niveau extrem gesenkt haben. Es geht ja leider schon so weit, dass es cool ist, Obdachlose zu malträtieren oder gar anzuzünden.

Dass letzten Endes auch durchaus berechtigte Protestverhalten in der Bevölkerung immer aggresivere Formen annimmt, ist vielleicht auch eine Folge mangelnder Einsicht in angemessenes Verhalten.

Noidea333 
Fragesteller
 16.12.2021, 15:01

Das stimmt. Heute gibt es viel zu viele unterschiedliche Einflüsse, vieles aus den Medien, die die Kinder/Jugendlichen mit "erziehen". Wundert mich dann aber, warum trotzdem so viele Schüler keine Lust auf Google haben (oder es nicht kennen) und lieber hier fragen... 😉

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Schönen Nachmittag, Noidea333 und euch auch, ihr Netten!

Sehr streng erzogen, konnten wir kaum Dummheiten machen! Wir hatten Angst vor Vater´s Reaktionen. Da gab es öfter den Kochlöffel zu spüren!

So habe ich nur ein einziges Mal nach Feierabend, ich war in der Lehre, den Jugendclub aufgesucht. Eigentlich hätte ich umgehend nach Hause gehen müssen.

Drinnen war mein Schwarm, heute Crush genannt. Der meinte, ich soll bleiben, er würde mich später heimfahren.

Es wurde viel zu spät, denke, gegen 23.00 Uhr. Als ich aufschließen wollte, ging das nicht, sodass ich dummerweise klingeln musste.

Meine Mutter machte auf, sagte, ich soll ganz schnell in mein Zimmer gehen. Mein Vater wäre erbost und stinksauer.

Das Ergebnis war, dass ich sofort nach Feierabend heimzukommen hatte. Zudem bekam ich Hausarrest!!!! Mit 15!!!!!

Alle Freunde gingen in den Jugendclub...außer mir! Natürlich leistete ich mir so etwas nie mehr!

Ansonsten fällt mir so schnell nichts ein!

https://www.youtube.com/watch?v=vzarjpK55_o

The Dave Clark Five mit Glade All Over

Habt noch einen schönen Donnerstag!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Noidea333 
Fragesteller
 16.12.2021, 15:12

Ja, ich verstehe deinen Frust darüber. War bei meiner Frau früher ähnlich. Sie musste auch immer "früh" nach Hause und durfte nicht mit feiern gehen. Aber die Eltern hatten schlichtweg "nur" Angst. Manchmal muss man versuchen, beide Seiten zu verstehen und eventuell einen Kompromiss zu finden.

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Birgitmarion  16.12.2021, 15:16
@Noidea333

Wir sind drei Mädels und ein Bruder. Der durfte eher weg als wir. Ich ärgerte mich nur, dass meine früheren Klassenkameraden immer in den Club durften, ich aber nicht!

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Noidea333 
Fragesteller
 16.12.2021, 15:19
@Birgitmarion

Tja, wie gesagt, ich verstehe dich. Da kann man sich nur mit solchen Gedanken beruhigen, dass es einerseits Gründe gegeben haben kann und andererseits es schlimmeres gibt. Zumindest im Nachhinein vielleicht.

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Hallo zusammen!

Wir hatten früher Nachbarn, die immer damit prahlten, was ihre Jungs für einen Scheiß gemacht haben. Damit wollten sie wahrscheinlich darstellen, was das vermeintlich für tolle Kerle seien. Meine Schwester und ich verstanden es gar nicht, dass meine Eltern so etwas von uns nicht auch erzählt haben, denn wir wollten nicht immer als die braven Mädels dastehen.

Heutzutage weiß ich natürlich, dass es ziemlich armselig ist, wenn man sich mit dem Mist, den man macht, brüstet. Habe ich als Kind natürlich noch nicht verstanden.

Hätten die Typen, die du getroffen hast, den anderen erzählt, dass sie gestern einer Oma über die Straße geholfen oder für ihren Vater den Rasen gemäht hätten, wären sie vermutlich von den anderen als Streber hingestellt worden. Das wollten sie nicht, also prahlten sie lieber mit ihren Schandtaten.

Habt noch einen schönen Donnerstag!

Noidea333 
Fragesteller
 16.12.2021, 14:24

Tja ... in anderen Ländern, so kommt es mir jedenfalls vor, hat man noch mehr Respekt vor älteren Menschen und bekommt auch gewisse Anerkennung dafür, wenn man ihnen hilft.

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