Meinung des Tages: Wie bewertet ihr Heils Pläne zu einem "Job-Turbo" für Geflüchtete?
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil möchte für Geflüchtete mit Bleibeperspektive einen „Job-Turbo“ starten. Sein Ziel ist es, besonders Ukrainerinnen und Ukrainern, aber auch Menschen aus anderen Ländern zeitnah Jobs zu vermittelt – es gehe schließlich um das Potenzial von ungefähr 400.000 Menschen
Problematik auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Besonders bei den ukrainischen Geflüchteten gibt es zwar Fortschritte, jedoch stoßen selbst (über)qualifizierte Bewerber auf große Hürden. Das gilt auch für diejenigen, die bereits Deutsch sprechen.
Generell besteht für viele Geflüchteten das Problem der Sprachbarriere – zu wenig Kurse im DaF-Bereich, zu wenig Vermittlungen. Doch sobald Sprachkenntnisse vorliegen, wartet noch eine andere Hürde, nämlich die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen.
Die Tagesschau erläutert dies konkreter am Beispiel einer Ukrainerin, die in Nürnberg in einer Apotheke arbeitet. Zu Beginn wurde mit ihr ausschließlich auf Englisch gesprochen. In der Ukraine hat die Mitarbeiterin Pharmazie studiert und schon mehrere Jahre Arbeitserfahrung gesammelt. In Deutschland wurde sie trotzdem nur in Teilzeit als Apothekenhelferin eingestellt. Das liegt daran, dass in Deutschland für die Tätigkeit des Apothekers Deutschkenntnisse sowie spezifische berufsbezogene Sprachkenntnisse Voraussetzung sind. Weiter müssen die Abschlüsse aus dem Ausland geprüft werden. In Bayern liegt die Zuständigkeit für Apotheker bei der Regierung von Oberbayern, bei Ärzten hingegen ist die Bayerische Landesärztekammer zuständig.
Allein in Nürnberg gibt es derzeit gut 350 gut ausgebildete Menschen aus der Ukraine, die ergänzende Sprachkurse machen, sodass sie entsprechend ihrer Ausbildung beschäftigt werden können. Doch die Anerkennung der eigenen Abschlüsse dauert. Eigentlich liegt die vorgegebene Frist dafür bei drei Monaten, die tatsächliche Wartezeit liegt aktuell aber eher bei einem halben Jahr oder sogar sieben Monaten.
So auch bei der Ukrainerin, die nun als Apothekenhelferin arbeitet. Sie bekommt vom Jobcenter aufstockendes Bürgergeld, wobei der Verdienst angerechnet wird. Im Leistungsbezug muss sie aber bleiben, da sie aufgrund des Anstellungsverhältnisses zu wenig verdient, um davon leben zu können. Entsprechend werden sowohl die Kranken- als auch Pflegeversicherung sowie Miete und Heizkosten übernommen.
Wie der „Job-Turbo“ funktionieren soll
Hubertus Heil plant, Menschen schneller von der Schulbank der Integrationskurse an einen tatsächlichen Arbeitsplatz zu bringen. Die Aufgabe dafür soll der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit, Daniel Terzenbach, übernehmen. Er soll dann die Arbeitsagenturen auf die neue Aufgabe vorbereiten und auch in Kontakt mit den Kommunen treten, etwa, um herauszufinden, wie es um das Angebot der Kinderbetreuung steht, sodass auch Mütter gezielter in eine Arbeit gebracht werden können.
Es ist eine engmaschigere Betreuung Geflüchteter im erwerbsfähigen Alter vorgesehen, da auf dem Deutschen Arbeitsmarkt Arbeits- und Fachkräfte fehlen. Doch nicht nur das, durch die Möglichkeit einer Arbeit, werde auch Integration geschaffen, so Heil. Er setzt aber auch auf Mitarbeit der Geflüchteten – sofern die Kooperation nicht stattfindet, könnten Leistungen gemindert werden.
Kritik von CDU und FDP
Die FDP kritisiert den Vorschlag von Heil als unzureichend, fordert, den Fokus mehr auf Berufseinstieg und weniger auf Spracherwerb zu legen. Jens Teutrine, Bundestagsabgeordneter der FDP, rief die Jobcenter außerdem dazu auf, Geflüchtete ebenso in Jobs zu vermitteln, für die sie eigentlich überqualifiziert seien.
Kai Whittaker, Sozialpolitiker der CDU, erklärte, dass ein solcher Turbo nicht umsetzbar sei angesichts der Kürzungen der Gelder für die Jobcenter. Weniger Geld für diesen Bereich, aber mehr Aufgaben würden nicht umsetzbar sein, erklärte er. Doch gerade diese Jobcenter sind der springende Punkt bei der Arbeitsvermittlung. Whittaker drängt zudem auf einen schnelleren Zugang zu Sprachkursen.
Unsere Fragen an Euch: Was haltet ihr von dem Job-Turbo? Denkt ihr, dass Heils Vorstellungen umsetzbar sind? Wie steht ihr zur Sprachbarriere – sollten mehr Kurse angeboten werden oder doch die Anforderungen an das Sprachniveau gesenkt werden?
Wir freuen uns auf Eure Antworten und wünschen Euch später einen guten Start ins Wochenende!
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/arbeit-gefluechtete-100.html
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/ukraine-fluechtlinge-arbeitsmarkt-102.html
18 Antworten
Vorher müssten die Flüchtlinge erstmal Deutsch lernen können. Je nach Region sind da aber aktuell keine Kapazitäten mehr für da. Geschweige denn das Bewerbungstraining, was für diese Menschen notwendig wäre. Mal ganz abgesehen von unserem rechtlichen Bürokratie-Dschungel.
Versteht mich nicht falsch, bei einigen kann das auch ohne Bewerbungstraining und Deutschkenntnisse gehen, aber nicht bei allen.
Wenn die Person an der Kasse bei dem Discounter meines Vertrauens nur gebrochen Deutsch spricht, aber dafür etwas Englisch kann, dann reicht das für mich. Für die Generation meiner Großeltern (75+), die kein Englisch sprechen, reicht das nicht.
Es kommt echt auf den Job, den Ort und letztlich das Gegenüber an, was die Menschen brauchen.
Von Bekannten aus der Ukraine höre ich ja selbst, wie gerne sie eigentlich hier normal arbeiten möchten um einen neuen Alltag aufzubauen.
Hmm. Doch, an sich ist das was sehr gutes! Nur schade das es so lange gedauert hat. Was ist mit den ganzen anderen Flüchtlingen? Da war das noch nicht wichtig? Naja besser später wie nie
Donnerwetter...!
Acht Jahre nach Merkels Totalversagen und nach zig-hunderttausend Migranten die danach hereingeflüchtet sind kommt ein Arbeitsminister doch schon drauf, dass es vielleicht gar keine so schlechte Idee wäre, den ja angeblichen " Fachkräften " doch schon deutlich früher eine Arbeitsaufnahme zu ermöglichen.
Was für ein Geistesblitz...!
Wobei ich mich frage, was denn eigentlich bislang die vernünftige Begründung dafür war, es ihnen nicht zu erlauben...?
Weil wie gesagt....: angeblich sind das doch ( rein zufällig ) größtenteils Fachkräfte, die wir hier dringend brauchen ( wobei das bei den Ukrainern tatsächlich zumindest in einem erwähnenswerten Maßstab stimmen dürfte ).
Eigentlich ist es doch völlig naheliegend, angebliche oder tatsächliche " Flüchtlinge " die man nun mal hereingelassen hat so schnell als möglich in Jobs zu bringen, allein schon deshalb weil damit das erlernen der Sprache wohl deutlich schneller geht, als mit irgendwelchen Kursen.
Sind die Spitzenpolitiker der Altparteien und die Ministerialbürokratie inzwischen tatsächlich so dumm und unfähig, das nicht zu begreifen- und umsetzen zu können...?
Ich befürchte wohl schon....
Hat der kluge Herr Heil auch schon kund getan, was ihm denn so vorschwebt um den Knoten zum platzen zu bringen und ein paar zehntausend Migranten in Jobs...?
Oder wie üblich nur laustarke Absichtserklärungen denen ein teurer Tsunami an neuer Bürokratie folgt, aber keinerlei konkrete Erfolge...?
Wobei ich mich frage, was denn eigentlich bislang die vernünftige Begründung dafür war, es ihnen nicht zu erlauben...?
Eine vernüftige Erklärung wäre: Dass sie eigentlich keinen Grund und Recht haben in diesem Land zu sein, wozu also einen Arbeitsplatz schenken?
Genau
Was für ein Geistesblitz...!
Genau solche Personen wie dir, haben wir das nämlich zu verdanken, dass es so viele Migranten gibt.
Ich möchte meine Meinung dazu äußern, da ich auch eine Ausländerin bin, zum Glück aber keine Geflüchtete. Als Ingenieurin mit mehrjähriger Erfahrung im Automobilbereich, fließenden Englischkenntnissen und guten Deutschkenntnissen bekomme ich kaum Antworten, wenn ich mich um eine neue Stelle bewerbe. Und ich sende jedes Wochenende 10 bis 15 Bewerbungen! Was ich gerade von einem Kollegen von mir erfahren habe, ist, dass meine Bewerbungen bisher nicht vollständig waren. Angeblich sollte man in Deutschland nicht nur den Lebenslauf schon am Anfang zuschicken, sondern auch sein Motivationsschreiben, Diplom und sogar sein Arbeitszeugnis. Das funktioniert in Polen ganz anders, deshalb hatte ich keine blasse Ahnung davon. Ich glaube, dass gut ausgebildete Flüchtlinge nicht nur Sprachkurse benötigen, sondern auch umfassende Unterstützung bei der Jobsuche, damit sie genau wissen, wie die Situation in Deutschland aussieht. Und ich drücke dem Job-Turbo die Daumen, denn der deutsche Arbeitsmarkt benötigt sicherlich Fachkräfte.
ich mache hier auch die biege, wenn ich mit meiner ausbildung fertig bin.
Beim Arbeitsmarktservice wird doch xmal gesagt das man Bewerbung und Lebenslauf etc. zuschicken muss ? Wenn man kein blassen schimmer davon dann googelt man einfach ?
Danke für deinen hilfreichen Beitrag, es scheint ja so einfach zu sein. Aber das ist ein reales Problem (oder "Problemchen"), das ich hatte. Das ist nur ein Beispiel, und ich meine, dass es diese Details gibt, mit denen die Ausländer nicht klarkommen!
die frage ist: wozu? fehlen leute und man erlaubt sich den luxus trotzdem so wählerisch zu sein?
Die Idee eines "Job-Turbo" für Geflüchtete mit Bleibeperspektive ist lobenswert, da sie darauf abzielt, Menschen schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Allerdings gibt es einige Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen:
1. Sprachbarriere: Die Sprachkenntnisse sind oft ein entscheidender Faktor für die Arbeitsmarktintegration. Es ist wichtig, sowohl den Zugang zu Deutschkursen zu verbessern als auch die Anforderungen in bestimmten Fällen flexibler zu gestalten, insbesondere wenn die Qualifikationen der Bewerber vorhanden sind.
2. Anerkennung ausländischer Abschlüsse: Die Anerkennung von ausländischen Qualifikationen kann sich als zeitaufwändig und komplex erweisen. Hier besteht die Notwendigkeit, den Prozess zu beschleunigen und zu vereinfachen.
3. Zusammenarbeit und Ressourcen: Die Zusammenarbeit zwischen der Bundesagentur für Arbeit, den Arbeitsagenturen und den Kommunen ist entscheidend. Es ist wichtig sicherzustellen, dass ausreichende Ressourcen für eine engmaschige Betreuung zur Verfügung stehen.
4. Kritik und Anpassungen: Die Kritik von CDU und FDP zeigt, dass es unterschiedliche Ansichten gibt. Es ist wichtig, die Pläne flexibel zu gestalten und auf Feedback zu reagieren.
Insgesamt ist die Idee eines "Job-Turbo" eine gute Initiative, die das Potenzial hat, Geflüchteten den Weg in den Arbeitsmarkt zu ebnen. Die Umsetzbarkeit hängt von einer effektiven Koordination und ausreichenden Ressourcen ab. Die Sprachbarriere sollte durch eine Kombination von besseren Kursen und flexibleren Anforderungen angegangen werden.
Deine Antwort sieht aus, als wäre es von ChatGPT geschrieben worden. 🤔
Schreib mal kürzere Texte da hat ja niemand Bock sich das durchzulesen
Nichts gegen die Maßnahme, die hat ihre Berechtigung. Die Idee ist nicht schlecht. Es gibt aber zwei Probleme - der Hintergrund der Organisation und die Zielgruppe, die vielleicht gar kein Interesse daran hat.
Bundesagentur für Arbeit
Das ist das Hauptproblem - ein fürchterlicher Koloss der Bürokratie, der schon vor zehn Jahren und länger hin kaum etwas zustande gebracht hat. Schon zu meiner Schulzeit galt das Motto "verlasst euch aufs Arbeitsamt, dann seid ihr verlassen"; das kann man auch auf die heutige Bundesagentur beziehen.
Wenn ich als in meiner beruflichen Funktion (Tageszeitung) mit der Behörde zu tun habe oder auf Lehrstellenbörse meinen Arbeitgeber vertrete und das neben dem Stand der Berufsberatung, läuft alles wie geschmiert und bin ich der große Altmeister, dem man nicht selten unterwürfig begegnet. Würde ich im Pressegespräch, wenn nach Kaffee gefragt wird z.B. sagen, dass ich jetzt aber einen Sekt wünschen würde (was ich nicht tue - das ist nur ein bewusst ganz plump gewähltes Beispiel), würden sie ihn mir sofort organisieren. Wenn du dann noch in der CDU bist, womöglich mit irgendeiner Funktion, und die das wissen, bist du deren Held.
Was ich jedoch von denjenigen höre, mitbekomme und teils inkognito live erfuhr, mit denen ich als Ehrenamtlicher dort war (etwa zu Beratungen usw.), spottet jeder Beschreibung. Vereinzelt mag es auch motivierte, engagierte und sympathische Bedienstete geben, die den Klienten wirklich helfen wollen, aber die meisten sind eher der Sparte "Kaffeetrinker und Aktenverwalter" zuzuordnen. Arrogant sind sie nicht und der Umgangston ist normal bis zuvorkommend, aber die meisten sind überfordert und desinteressiert - Menschen sind Aktenzeichen und Nummern; einer nach dem anderen und einer wie der andere.
Entsprechend "läuft" das auch dann, wenn es um alles oder nichts geht, jemand wirklich zeitnah Hilfe braucht - egal welcher Nation - und den Worten schnell Taten folgen müss(t)en. Da kommt nichts, zumindest nichts Verwertbares - und wenn dann noch die SPD mitmischt, die oft gute Ideen hat (Hubertus Heil ist auch kein schlechter Politiker, wie ich finde), aber sie nie richtig umsetzen kann, ist im Grunde vorprogrammiert, dass es "nix" wird.
https://www.youtube.com/watch?v=bEby-0h3P64
Kurse sind schön und gut, stehen und fallen aber mit denen, die sie anbieten. Personal muss qualifiziert sein, ansonsten wird das nix - und solche Leute sind jetzt schon Mangelware, siehe Volkshochschule usw. - wer will denn so was noch gegen Aufwandsentschädigung machen?! Und es bringt auch nichts, wenn man in einen Laden geht und sich über Zeichen oder mit Hilfe anderer Angestellter artikulieren muss oder einen Dolmetscher braucht - das ist nervig, das frisst Zeit, da geht man dann auch nicht mehr hin. Man will sich in Deutschland nicht wie im Ausland fühlen, wenn überspitzt keiner die Sprache richtig beherrscht. In meiner Heimatstadt gab es eine Russin in der Apotheke, die fachlich gut war, aber sprachlich sehr schlecht - das war jedes Mal unangenehm.
Ich habe leider auch die Erfahrung gemacht, ohne wertend sein zu wollen, dass viele Ukrainer und andere Geflüchtete gar nicht arbeiten wollen, weil sie merken, dass es für sie gar nicht lohnenswert ist und man mit Bürger- und Kindergeld auch so durchkommt und alles viel gemächlicher ist, man mehr Zeit für sich und die Familie hat und so weiter. Was ich da als Ehrenamtlicher erlebt habe, war teils frustrierend - man hat sich wirklich bemüht, was zu instruieren, und es wurde gar nicht wahrgenommen.
XXX
Es gibt meines Erachtens dringlichere Baustellen in Deutschland - selbst gute und sehr ordentlich bezahlte Lehrstellen bleiben unbesetzt. Hier sollte man einmal ansetzen und das duale System, auf das Deutschland so stolz ist, reformieren oder viel mehr der "neuen Zeit" anpassen. Wo vieles noch ist wie vor 30-40 Jahren und gerade im Handwerk, wo der "Stift" noch froh sein muss, dass der "Lehrmeister" ihn nicht zuerst verar... und auslacht und dann verklopft, wenn er nicht pariert, will halt auch keiner sich in den Dienst stellen. Das wäre wichtiger, als sich um Ukrainer zu sorgen, bei denen es oft auch (siehe oben) am Willen scheitert.
Die Frage klingt schon sehr merkwürdig. Als ob jeder von den Nutzern wüsste, wer Heil ist.