Angsthund aus dem Tierschutz - Was tun?
Hallo,
ich habe einen Hund aus dem Tierschutz seit ca. 11 Monaten und komme null weiter mit ihr. Ich bin erfahren mit Hunden, aber halt nicht mit Tierschutzhunden.
Sie ist schüchtern und ängstlich, was ich auch voll nachvollziehen kann. Ich kommuniziere mit ihr auf Italienisch, weil mir aufgefallen ist, dass sie manche Kommandos wohl auf Italienisch gelernt hat.
Probleme die wir haben:
- Wir kommen vom Gassigehen Nachhause.
Sie rennt direkt auf ihren Platz. Ich rufe sie, sie rennt auf die Couch, wedelt mit dem Schwanz und bewegt sich keinen Millimeter. Kommt sie dann doch, dreht sie wieder ab und rennt wieder auf den Platz, danach wieder auf die Couch. Das wiederholt sie so 5-6 Mal.
Irgendwann steht sie dann so einen Meter vor mir und ist in gebückter Haltung mit eingeklemmter Rute vor mir.
Das Ding ist, es hat bis vor 4 Wochen funktioniert, ihr das Geschirr abzuziehen nach dem Gassigehen. Aus dem Nichts funktioniert es nicht mehr. Es ist NICHTS vorgefallen. Das bringt mich zur Verzweiflung.
- Beim Gassigehen:
Sie hat vor ein paar Tagen angefangen, irgendwelchen Bullshit am Wegrand zu fressen. Das spuckt sie aber wieder aus, wenn ich „No“ sage, aber auch da klemmt sie die Rute ein und duckt sich .
Das Problem ist mir schon ein paar Mal aufgefallen, dass, wenn ich ihr irgendwas verbiete, sie sich duckt und den Schwanz einzieht. Ich sage es aber auch nie aggressiv oder so, schreien tu ich auch nicht.
- Wasser trinken
Aufgefallen ist mir das, wenn wir auf der Couch sind, schläft sie da manchmal auch einfach so 3 Stunden. Sobald ich aufstehe und auf Toilette oder so gehe und wieder ins Wohnzimmer komme, kreuzt sie meistens meinen Weg, weil sie Wasser getrunken hat in der Küche. Dann selbes Spiel: eingeklemmte Rute und geduckt, als ob sie irgendwas falsches gemacht hätte. Sie traut sich also nicht, einfach so mal alleine aufzustehen und Wasser zu trinken, wenn ich zuhause bin.
Das sind jetzt 3 Probleme, es gibt noch weitere. Ich finde es einfach schrecklich, dass das Zusammenleben mit mir offensichtlich so schrecklich für sie ist. Beim Gassigehen ist sie so fröhlich und will manchmal auch mit mir spielen oder einfach nur rennen. Ich fühle mich richtig schlecht und bin mit meinem Wissen am Ende.
Ein Hundepsychologe ist für mich definitiv keine erste Anlaufstelle, weil aus meinem Bekanntenkreis jeder mir davon abgeraten hat. Die aus der Gegend erzählen einem genau das selbe aus der Hundeschule. Eine hat mir berichtet, dass sie mit einem gesprochen hatte und sie ihm auch sagte: „Ja, das alles weis ich ja auch schon und habe ich auch umgesetzt, nur wirkt es nicht, deswegen habe ich Sie hinzugezogen.“ Der meinte dann nur: "Normalerweise reicht das aus."
Was kann ich denn tun, um ihr die Angst zu nehmen? Sie sucht schon Aufmerksamkeit und wir kuscheln auch miteinander, aber sie hat manchmal einfach solche Angstanfälle bei Sachen, wo nichts passiert und sie steigert sich da einfach rein und lässt sich nicht aus der Situation holen
6 Antworten
Achte einfach mal extrem auf DEINE Körperhaltung. Diese Hunde sind oft extrem sensibel bei solchen Sachen. Man beugt sich oft unbewusst über den Hund, man schaut den Hund direkt etc.
Dein Hund beschwichtigt ja ständig. Was an sich ja nix schlimmes ist. Nur wir Menschen können es halt nicht ertragen und wünschen uns einen fröhlichen und "selbstbewussten" Hund.
Versuch einfach mal Deinen Hund sehr aufmerksam zu beobachten und alles was sie gut macht zu bestätigen. Also wenn sie brav an der Leine läuft "Prima - so ist super" und nicht nur kommentieren wenn sie z.B. zieht. Das Lob muss auch ohne vorheriges "Kommando" einfach mal kommen.
Ich kenne ganz viele Leute die es als selbstverständlich hinnehmen wenn der Hund sich gut benimmt und die es nur kommentieren wenn es schlecht ist. Das darf man bei diesen Hunden niemals machen. Wenn sie z.B. auf der Strasse was findet das interessant ist - nicht "No oder Nein" - sondern "Ja was hast Du denn da Tolles gefunden ? Komm zeig es mir mal " Dann guckst du dir das an und entscheidest "Das essen wir lieber nicht - aber hier hast Du ein Leckerli zum Tausch dafür".
Also immer positiv agieren und reagieren bei einem unsicheren Hund.
Denk Dir Spiele aus wo sie ihren Kopf benutzen muss und lobe sie für jeden kleinen Schritt in die richtige Richtung. Aufgaben lösen und "Probleme" bewältigen schafft Selbstvertrauen - auch beim Hund.
Nimm Dir mal ein paar Tage frei und fahr bewusst alleine mit Deinem Hund irgendwo hin. Eine fremde Umgebung und gemeinsame Unternehmungen schweissen zusammen. Konzentriere Dich mal 2 Tage nur auf den Hund. Mach schöne Wanderungen in der Natur - nimm was zu essen mit und teile das Wurstbrot mit Deinem Hund. Renn mit dem Hund gemeinsam mal einen Hügel rauf, wate durch einen Fluss - geh mit ihm schwimmen usw usw.
Alles was die Bindung stärkt ist gut für das Selbstvertrauen vom Hund.
Ja, da brauchst du halt viel Geduld. Am Anfang darfst du Sachen nicht verstecken, sondern musst sie so hinlegen, dass sie es sehen kann.. und wenn sie dann hingeht und wenn es nur 2 m sind, musst du dir halt ein Loch in den Bauch freuen und sie motivieren.
Dogdance und Agility sehe ich bei so einem Hund auch nicht.
Woher kommt der Hund denn genau? Aus Italien? Ist es eher ein Jagdhund oder eher Richtung Herdenschutzhund ?
mit suchspiel meinte ich eher das ich sie bisher nur in die wiese geworfen habe , dachte da genügt für den anfang 😅.
sie kommt aus sardinien (Italien) und ist von der grösse etwa wie ein Mops oder Pinscher
Okay - ein bisschen mehr Mühe musst du dir schon geben, um einen Hund zu motivieren.😂. Einfach nur Leckerlis ins Gras werfen und dann dumm rumstehen und im Handy rumfaddeln - Das bringt nix.😊. Du musst da richtig aktiv werden. Besorg dir mal tolle Leckerchen irgendwas was sie richtig gut findet - Käse oder brate ihr ein Putenschnitzel oder was auch immer.
Und das lässt du dann mal unauffällig beim Gassi gehen fallen, so dass sie es nicht bemerkt. Oder auch in der Wohnung. Und dann machst du Party. Bleib stehen starr auf den Fleck, wo das leckerli liegt und ruf deinen Hund aber richtig motivierend „hey schau mal was ich hier tolles gefunden habe. Schau mal such mal etc„ betone das Wort. „Such“ immer wieder. und wenn sie dann neugierig ankommt, dann forderst du sie immer weiter auf zu suchen , bis sie es gefunden hat. Du musst glaubwürdig sein. Du musst so rüber kommen, als wäre das alles was ganz tolles.
ja so ist es nun auch wieder nicht 😂 ich habe leckerlis die sie liebt , und dann hab ich eins in die wiese geworfen , sie hat dann eine minute oder so gesucht und es nicht gefunden 😅 ich habs ihr dann gezeigt wo sie auch nochmal paar anläufe gebraucht hatte. und so läuft das eigentlich immer , sie riecht es aber sie gibt relativ schnell auf 😬
Dann bleib du dran bis sie alle gefunden hat
okey. ich achte darauf wie ich mich ihr gegenüber verhalte. ich nähere mich sogut ich kann nie über sie hinweg.
ich gehe in die hocke und löse das geschirr sogar von unten , achte dabei das meine arme sie dabei nicht irgendwie „umschlingen“ , leckerli bekommt sie auch so gut es geht von vorne , ich bin selten laut, versuche immer ihr mit ruhiger stimme ihr gegenüber zu sprechen.
ich lobe viel aber manchmal hab ich das gefühl dass genau das sie verunsichert. es fühlt sich halt einfach so an das jedes ansprechen für sie negativ ist. hab schon überlegt sie totzuquatschen damit sie sich daran gewöhnt aber dann kommt doch bestimmt das sie gar nicht mehr hört oder nicht ?
Du kannst ruhig mit dem Hund quatschen. Ich rede den ganzen Tag mit meinen Hunden.. Natürlich verstehen Sie kein Wort, aber bestimmte Wörter können sie durchaus herausfiltern? Wenn man ruhig und freundlich mit dem Hund redet, hat es den Vorteil, dass man selber ruhig wird.
Also es ist zum Beispiel ein großer unterschied, wenn sich ein Hund vor irgendetwas fürchtet und man gibt ihm dann einen Befehl wie bei Fuß, oder wenn man einfach vor sich hin redet „ Ach komm, das ist gar nicht schlimm. Da gehen wir jetzt vorbei. Da passiert Nix“. Ganze Sätze sorgen dafür, dass die eigene menschliche Stimmung ruhiger und gelassener rüberkommt als irgendwelche „Befehle“
Ich hatte früher oft ängstliche Pflegehunde. Denen habe ich sogar was vorgelesen.😊
Ich würde halt einfach gerne haben wenn sie so langsam mal ankommen würde. es tut mir eifach langsam weh sie so zu sehen und zu merken das es kein vorwärtskommen mehr gibt gefühlt. ich dachte es wäre toll einem Hund der bissher nicht so viel glück in seinem leben hatte aufzunehmen, anstatt die aufmerksamkeit einem Welpen von einem Züchter zu schenken. Ich wusste das es Zeit braucht aber das nach einem Jahr es sich so anfühlt wie in den ersten paar Monaten ist einfach heftig.
Da der Hund bei Italienischen Worten zwar hört aber Angst zeigt, vermute ich das er in Italienischer Sprache schlechte Erfahrungen gemacht hat. Versuche ihn nur noch in Deutsch anzureden, auch wenn er Anfangs nicht weiß was du meinst. Ansonsten kann ich mich nur lynnmary1987 anschließen.
ich kann ihr auch auf deutsch nein sagen und sie reagiert gleich , auf alle anderen kommandos auf italienisch reagiert sie normal und gelassen, bis auf die situation mit dem geschirr ausziehen
Für Angsthunde würde ich dir einen Hundetrainer (keine Hundeschule,) empfehlen, der auch auf Angsthunde spezialisiert ist. Jeder Hund ist anders und anhand des Textes kann man leider keine genauen Diagnosen usw. Stellen, wo, wann, was genau passiert, was der Auslöser ist, und wie der Hund genaustens reagiert, da wir den Hund natürlich nicht sehen, ebenso wenig wie du reagierst und genaustens handelst. Dies ist aber eben essentiell wichtig, damit man für dich und deinen Hund einen passenden Trainingsplan erstellen kann um die Baustellen zu trainieren. Hier würde ich aber eben nicht zum 0815 Trainer raten, sondern wirklich jemanden der Erfahrung mit Angsttieren hat. Das schwierige bei Hunden ist, dass was bei Hund A klappt, nicht unbedingt auch bei Hund B klappt, da jeder individuell ist und daher am besten ein Trainer vor Ort das ganze genau beobachtet und mit euch zusammen arbeitet.
okey danke, bin auch grade meine kontakte am abklappern weil ich in meinem bekanntenkreis paar leute habe die ne hundeschule haben und hoffe das die einen guten trainer empfehlen können
Wenn Du einen Angsthund zu Dir nimmst, dann hast Du halt ein "behindertes Kind". Dieser Hund wird nie so sein wie ein Hund, der diese Erlebnisse nicht gehabt hat. Akzeptier sie doch so wie sie ist und schüchtere sie nicht durch unnötige Herum"erzieherei" (sprich "Nörgelei") noch weiter ein. Das Fressen am Wegrand solltest Du natürlich unterbinden, aber auch daraus muss man kein Drama machen.
das sie niemals so sein wird wie ein ganz“normaler“ hund ist mir schon bewusst. aber es muss ja nicht sein das sie bei einem nein gleich auf geschlagenen hund modus schalten muss
Man kann dir nur raten derartige Anfälle zu ignorieren. Wenn du dich ruhig und gelassen verhältst, dann wird der Hund auch merken, dass es keinen Grund zur Angst gibt. Wenn du aber jedes mal wenn der Hund sich ängstlich verhält auch noch ganz besonders auf den Hund eingehst oder versuchst den Hund "aus der Situation" zu holen... dann ist klar, dass der Hund meint, es wäre DOCH irgendwas los.
Und besorgt dir einen geduldigen Hundetrainer.
ich ignoriere sie ja auch in solchen fällen aber wenn dann mein Hund 3 h in einer ecke kauert finde ich es auch alles andere als schön weswegen ich halt auch mal versucht hatte sie aus der situation zu holen , was offensichtlich ja nicht funktioniert hatte weswegen ich das auch nicht mehr mache
Es passiert ihm aber nichts auch wenn er da 5 Stunden kauert. Verhalte dich normal und schau nicht alle 2 Minuten vorbei ob der Hund sich bewegt hat oder nicht sondern lass ihn in Ruhe.
ja es ist mir klar das nichts passiert ! ich mache das seit monaten so ! trotzdem hätte ich gerne einen fortschritt auch wenn es nur einen entspannten muskel nach 3 h wäre . aber ich hab sie jetzt fast 1 jahr
Naja, dauerhaft solchen Stress zu haben, ist für den Hund alles andere als gesund. Also 3h ängstlich in der Ecke zu kauern, ist nicht gesund. Da würde ich durchaus auch daran arbeiten wollen.
Zum Thema bindung stärken , hab überlegt mit ihr irgendeinen hundesport zu machen agility fällt da aber weg dafür ist sie zu unsicher dogdancing klappt auch nicht weil ich ihr keine kunststücke gelernt bekomme. generell ist sie schwer für was zu begeistern , habe es mal mit sichspielen versucht. macht sie gar nicht , sie sucht zwar so ne minute und wenn sie dann nichts direkt vor die schnauze bekommt gibt sie auf .