Könnte das Deutschlandticket zum Superflop werden? (2024)
Guten Tag liebe GF-Community.
Berlin. Steigt der Preis 2025, wäre ein wichtiger Vorteil des Fahrscheins verloren. Dabei gibt es Wege, um einen Preisanstieg zu verhindern.
Das Deutschlandticket könnte sich bald als Superflop erweisen. Das wäre der Fall, wenn der Preis auf jene 64 Euro angehoben werden müsste, die das bayrische Verkehrsministerium als kostendeckend errechnet hat. 750 Millionen Euro würde die Finanzierungslücke im kommenden Jahr betragen, heißt es aus München. Wird das Ticket zum Jahreswechsel aber tatsächlich 30 Prozent teurer, wäre ein großer Teil der Vorteile des bundesweit geltenden Fahrscheins für den Nahverkehr verloren.
Viele der neu dazu gewonnen Kunden, die das Ticket nur gelegentlich nutzen, würden es kündigen und bestenfalls gelegentlich erneut abonnieren. Die verbleibenden Kunden finanzieren bei begrenztem Nutzen für sich selbst die dann immer noch günstigen Konditionen für Fernpendler mit, die für Ihre Netzkarten früher sehr viel tiefer in die Tasche greifen mussten.
Deutschlandticket: Es braucht endlich eine langfristige Finanzierung
Dass die vernichtende Rechnung aus Bayern kommt, verwundert wenig. Aufgrund des dort oft schlechten Nahverkehrsangebots ist das Interesse am Deutschlandticket geringer als anderswo. Richtig ist indes, dass die Verkehrsunternehmen mit dem aktuellen Preis nicht vernünftig wirtschaften können. Für den gewünschten Ausbau des Nahverkehrsangebots fehlt den meisten Anbietern das Geld. Bei Defiziten droht in manchen Regionen sogar eine Ausdünnung des Angebots. Das war nicht gerade das Ziel bei der Einführung des Deutschland-Tickets.
Im Herbst steht die nächste Verkehrsministerkonferenz an, auf der um die Finanzierung – wieder einmal – hart gerungen werden wird. Dabei müssten sich Bund und Länder endlich einmal auf eine langfristige Finanzierung und Perspektive des Deutschlandtickets verständigen.
Es gibt derzeit viele Effizienzdefizite
Finanzielle Möglichkeiten und politische Wünsche lassen sich jedoch nur schwer miteinander vereinbaren. Die Politik will mehr öffentlichen Verkehr, die Anbieter müssen ihre Kosten wieder hereinholen. Da müssen sich beide Seiten erheblich bewegen. Bund und Länder müssen die Finanzierung eines attraktiven Angebots finanzieren, die Verkehrsunternehmen die vielfach vorhandenen Effizienzdefizite in Angriff nehmen.
Spielraum gibt es hier genug. Noch immer gibt es bundesweit zu viele Verkehrsverbünde, die zu kleinteilig agieren. Dahinter stehen komplizierte Verwaltungsstrukturen, die unter dem Strich vor allem eines sind: teuer. Und die nach wie vor einen Dschungel unterschiedlicher Tarife und Preisstrukturen erhalten, die so manchen ortsfremden und mitunter auch einheimischen Fahrgast große Fragezeichen auf die Stirn zeichnen lassen. Gerade hier hat das Deutschlandticket gezeigt, was möglich ist.
In einer besseren Digitalisierung liegen viele Chancen
Weitere Effizienzgewinne wären zudem mit einer verbesserten Digitalisierung möglich. Auch hier ist das Deutschlandticket ein Vorreiter: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte bei der Einführung darauf gedrungen, es nicht als Papierticket anzubieten.
Seit diesem Jahr gibt es auch die anfängliche Chipkarte nicht mehr, das Deutschlandticket liegt rein digital vor. Das hat Vorteile: Es lassen sich Verkehrsströme messen und optimieren. So können perspektivisch im besten Fall beide Seiten profitieren: Die Verkehrsbetriebe, die Leerfahrten vermeiden können. Und die Fahrgäste, die sich bestenfalls nicht in überfüllte Bahnen und Busse zwängen müssen.
Klar ist: Werden diese Effizienzspielräume nicht genutzt, ist eine hohe Kostensteigerung wohl nicht zu umgehen. Das bedeutet aber auch, dass ein Verlust des Deutschlandtickets dann kaum zu vermeiden wäre.
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Muss das Deutschlandticket bei 49,00 € bleiben?Mit freundlichen Grüßen
Robin | TechBrain.
14 Stimmen
6 Antworten
Es kommt darauf an, welche Ziele man mit dem Ticket erreichen will und wie man diese untereinander priorisiert.
Ist es wichtiger, wenigstens kostendeckend zu arbeiten und den ÖPNV mit den Erträgen weiter auszubauen? Oder ist es wichtiger, dass möglichst viele das Angebot nutzen?
Sollen möglichst viele ihr Auto stilllegen? Heisst das nicht auch, dass man damit der hiesigen Automobilindustrie ein Ei ins Nest legt?
Was ist die Zielgruppe? Hauptsächlich Berufspendler, Schüler/Studenten/Rentner, die sich das Land anschauen wollen? Setzt man damit nicht Anreize, Reisen durchzuführen, die nicht erforderlich wären und somit Privatvergnügen bleiben sollten?
Meine persönliche Meinung ist, dass es eigentlich viel zu günstig ist. Ich bin warscheinlich einer der wenigen, der sein Kfz abgeschafft hat und komplett auf das Ticket umgestiegen ist. Dank Arbeitgeberzuschuss kostet es mich monatlich 26,50 €. Die Einsparungen sind jedoch enorm. Von mir aus könnte das Ticket ruhig 100 € teurer sein, es würde sich für mich immer noch lohnen. Ich lebe in einem Gebiet mit sehr gutem ÖPNV und kann im Prinzip zu jeder Tages- und Nachtzeit fahren.
Wie gesagt, es ist meine persönliche Meinung.
Der neue Preis, von dem die Rede war, ist immer noch günstiger, als das reguläre Monatsticket, das bei uns für einen ziemlich kleinen Bereich unseres örtlichen ÖPNV gilt. Es rentiert sich also auf alle Fälle immer noch.
Habe gerade mal nachgesehen auf meiner Strecke wofür ich das Ticket 49 € brauche kostet ein monatsticket regulär für die Strecke von 12 km 82,70 € und ich kann es dann nur in diesem tarifgebiet benutzen. Also könnte das Ticket ruhig 80 € Kosten pro Monat und ich könnte es trotzdem dann deutschlandweit nutzen wäre akzeptabel für mich. Habe sogar noch mal genau nachgelesen ich könnte es nur auf dieser Strecke benutzen könnte also nicht mal irgendwo in eine andere Richtung fahren mit der gleichen Distanz an Kilometer
Eine Verteuerung im 10 Euro würde nach Umfragen noch keine große Kündigungswelle nach sich ziehen .Diese wäre erst ab einer Erhöhung von 10 Euro + x zu erwarten. 15% -20% der derzeitigen Ticketinhaber würden dann das Deutschlandticket kündigen.
Aber ich nehme an, dass für Berufspendler auch 79 Euro noch erheblich günstiger wären, als ein reguläres Abo über den Verkehrsverbund oder sogar die Bahn.
Bei den Verkehrsverbünden gibt es mit Sicherheit noch genügend Optionen, Optimierungen vorzunehmen. Einen Anfang macht wohl der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Dort gibt es aktuell 650 (!) verschiedene Tickets, die sollen bis Mitte nächsten Jahres auf 150 reduziert werden und auch die einzelnen Tarifzonen sollen vereinfacht werden und somit auch zum besseren Verständnis der Fahrgäste geändert werden.