Meinung des Tages: Kann die europäische Flüchtlingskrise mit Aufnahmezentren in Nicht-EU-Ländern dauerhaft gelöst werden?
Das Thema Asyl hat sich innerhalb Europas inzwischen zu einem der politisch bedeutsamsten Themen überhaupt entwickelt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert eine deutliche Verschärfung des EU-Asylrechts und blickt dabei auch gespannt nach Albanien...
Asyl auf der Agenda Europas
Beim Treffen der 27 EU-Staatschefs in Brüssel soll es laut Kommissionspräsidentin von der Leyen vor allem um eines gehen: Eine massive Verschärfung und Homogenisierung des europäischen Umgangs mit dem Thema Asyl. Der von ihr entworfene Zehn-Punkte-Plan soll der EU dabei helfen, die Zahl der Flüchtlinge in Europa drastisch zu reduzieren und vor allem Menschen ohne Aussicht auf Asyl schneller und konsequenter abzuschieben.
Ein Mittel dafür könnten sogenante "return hubs", also Abschiebezentren außerhalb der EU sein. Italien startet indes ein Pilotprojekt in Albanien.
Italiens neues Asyl-Aufnahmezentrum
Ganz in der Nähe der albanischen Küste, im Hafen von Shengjin, findet sich Italiens Prestige-Projekt: Das neue Asyl-Aufnahmezentrum. Das auf albanischem Grund stehende, exterritoriale italienische Gebiet, wird von albanischem Personal bewacht und von italienischen Behörden geführt.
Der von Blechzaun umschlossene Komplex besteht aus mehreren doppelstöckigen Wohncontainern, die bis zu 3.000 Asylsuchende beherbergen können. Hier soll künftig innerhalb von vier Wochen über Asylanträge und Bleibeperspektiven von Geflüchteten entschieden werden. Inmitten der Anlage finden sich zudem Abschiebezentren sowie Gefängnisplätze für potentielle Straftäter.
Ausschließlich bei positivem Bescheid, soll es Asylsuchenden danach möglich sein, nach Italien einzureisen. Frauen und Kinder werden nicht in den Einrichtungen einquartiert, sondern weiterhin nach Italien gebracht.
Das italienische Modell als Königsweg?
Ursula von der Leyen bezeichnet das italienische Modell als "innovativen Weg zur Bekämpfung illegaler Migration". Der italienische Botschafter in Albanien, Fabrizio Bucci, verweist darauf, dass im Aufnahmezentrum außerhalb der EU allerdings strikt nach EU-Gesetzen und Regeln gehandelt werden würde. Weiterhin verwies er auf den Umstand, dass das exterritoriale Asylzentrum vollständig von Italien gebaut und finanziert worden sei.
Albanien erhält von Italien hierfür eine jährliche Aufwandsentschädigung von 16 Millionen Euro.
Unsere Fragen an Euch:
- Denkt Ihr, dass solche Aufnahmezentren außerhalb der EU das Flüchtlingsproblem in Europa dauerhaft eindämmen können?
- Begibt sich die EU durch derartige Einrichtungen in zu große Abhängigkeit von Nicht-EU-Staaten?
- Denkt Ihr, dass es bei abgelegenen Zentren außerhalb der EU ggf. auch häufiger zu Menschenrechtsverletzungen kommen könnte?
- Findet Ihr es (menschlich) vertretbar, dass Frauen und Kinder dort nicht untergebracht und so z.B. Familien vorübergehend getrennt werden?
Wir freuen uns auf Eure Meinungen.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
63 Stimmen
24 Antworten
Flüchtlingskrisen bekämpfen heißt: Missstände in den Krisenländern bekämpfen.
Die sogenannte erste Welt, also die Industriestaaten, müssen die Fluchtursachen vermindern oder ganz streichen. Durch Verbesserung der Land- und Wasserwirtschaft (vor allem auch in Eigenregie), Verbesserung der sonstigen Wirtschaft, Schulbildung, Energieversorgung (wo auch eine Möglichkeit zur weltweiten CO2-Reduzierung besteht, die wirksamer ist als unsere kläglichen Bemühungen) usw.
Das würde auch die Ursachen der Bürgerkriege vermeiden helfen, was wiederum für mehr Stabilität dort sorgt.
Aber offenbar haben wir Industrienationen mehr Interesse an unseren eigenen Pfründen und unserem Komfort, die wir ja bei den obengenannten Maßnahmen teilweise verlieren würden.
Das ist sicher oft ein Problem, aber das lässt sich auch regeln. Derzeit wird den Potentaten dort ja regelrecht der Hintern geküsst, damit wir billig an Ressourcen kommen oder unseren Müll dort abladen dürfen.
Absolut richtig. Und sicher auf lange Sicht wirkungsvoller als Milliarden in Flüchtlingsabwehr oder -versorgung zu stecken.
Die Gründe sind vielfältig und sicher nicht nur wegen Verfolgung, Missernten und so. Auch die Aussicht auf ein besseres Leben ist oft darunter.
Und ja, die Entwicklungshilfe ist wenig erfolgreich, wenn auch nicht völlig unnütz. Aber wie gesagt: so lange wir Reichen mit der Armut der Anderen Gechäfte machen können und wollen, werden wir wohl weiter Flüchtlinge haben, und in Zukunft eher mehr.
Hab ich oben schon zu geschrieben. Das Mästen liegt auch an uns.
Ich behaupte ja nicht, dass das immer klappen kann, insbesondere, wenn sich die Industriestaaten nicht einig sind.
Wir brauchen da keine Milliarden reinstecken. Wir müssen den Staaten nur erlauben sich selbst zu entwickeln. Das Ausbeuten dieser Länder und deren Bodenschätze muss aufhören. Sonst gibt es keine Gerechtigkeit.
So kritisch man da auch sehen mag, aber so eine "Ruanda" Lösung ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, die Zahlen deutlich zu verringern.
Die Australier haben damit die illegale Migration quasi zum Erliegen gebracht.
Der Grundfehler der europäischen Asylpolitik besteht zur Zeit darin, dass Migranten, die es geschafft haben, europäischen Boden zu betreten, eine gute Bleibechance haben, egal ob ihr Antrag berechtigt ist oder nicht, da Abschiebungen sich in der Praxis als extrem schwierig, aufwändig und teuer erwiesen haben.
So sieht es auch der Migrationsforscher und Soziologe Ruud Koopmans vom Wissenschaftszentrum Berlin.
https://www.zeit.de/2023/19/ruud-koopmans-deutsche-migrationspolitik-asyl
Das Ziel wäre es also, die Selbstmordüberfahrten auf dem Mittelmeer zu stoppen und die illegale Migration durch legale zu ersetzen.
Eigentlich gibt es nichts was man dazu noch sagen könnte, was nicht durch die Medien in epischer Breite von allen Seiten beleuchtet wurde.
Deshalb; es ist egal mit welcher Moral, mit welcher Metamoral, mit welcher politischer Gesinnung oder aus welchen sonstigen Augen wir auch immer dieses Thema betrachten. Symptome zu bekämpfen heißt nicht, die Krankheit in den Griff zu kriegen.
Es ist weder human Menschen durch Wüsten und über Meere ziehen zu lassen um dann derart mit ihnen umzugehen, aber genauso wenig ist es möglich all diejenigen aufzunehmen, die der Sog nach Europa zieht. Daher ist auch diese angefragte "Lösung" genauso hilflos wie alle Maßnahmen der letzten Jahre. Es geht doch nicht um uns, sondern um die Länder aus denen sie fliehen.
Und mit der steigenden Weltbevölkerung, mit knapper werdenden Ressourcen entstehen weitere kriegerische Auseinandersetzungen. Und mit der weiter steigenden Temperatur, mit weniger Fläche für den Nahrungsmittelanbau, mit dem Ansteigen der Meere, mit der Zerstörung natürlicher Flächen wird das Problem nicht schwinden sondern jährlich schlimmer werden.
Daher, wir bekämpfen Symptome und nicht das eigentliche Übel. Oder anders auch ausgedrückt, irgendwann wird nichts mehr anderes übrig bleiben als die Zäune, die wir jetzt bauen, auch selbst und zwar mit nicht mehr humanen Mitteln zu verteidigen, wenn wir nicht eine vernünftige Antwort finden. Sonst muss man diese Hürden erst gar nicht bauen.
Leider. Ich habe auch keine Lösung dafür. Ich weiß nur, dass es noch viel schlimmer werden wird.
Denkt Ihr, dass solche Aufnahmezentren außerhalb der EU das Flüchtlingsproblem in Europa dauerhaft eindämmen können?
Ich sehe nicht, wie dadurch Probleme gelöst werden sollten.
Man baut eine neue Einrichtung direkt nebenan. Wo soll das helfen?
Wenn, dann sollte man solche Einrichtungen doch eher nahe an Orten bauen, von denen Leute fliehen.
Begibt sich die EU durch derartige Einrichtungen in zu große Abhängigkeit von Nicht-EU-Staaten?
Nicht wirklich, nein.
Denkt Ihr, dass es bei abgelegenen Zentren außerhalb der EU ggf. auch häufiger zu Menschenrechtsverletzungen kommen könnte?
Das gilt es zu befürchten. Wobei ja bereits innerhalb der EU Menschenrechte viel zu oft mit Füßen getreten werden.
Findet Ihr es (menschlich) vertretbar, dass Frauen und Kinder dort nicht untergebracht und so z.B. Familien vorübergehend getrennt werden?
Das klingt mir absolut unsinnig.
Was genau stört dich daran, wenn man Frauen und Kinder von Männern trennt?
Erstmal sehe ich keinen rationalen Grund dafür, Familien zu trennen. Zudem erzeugt eine Trennung in vielen Fällen wahrscheinlich Leid.
Man erzeugt also unnötiges Leid, das kann ich nicht gutheißen.
Soweit ich das verstehe, geht es darum Frauen und Kinder vor Übergriffen fremder Männer zu trennen. In einem Frauenhaus sind ja auch keine Männer erlaubt, also auch kein ggf. fürsorglicher Bruder oder Vater einer flüchtenden Frau.
Wenn es darum ginge, dann sollte man besonders gefährdete Frauen oder besonder gefährdende Männer entsprechend gesondert unterbringen. Nicht pauschal jeden.
In die Köpfe der Menschen kann man leider nicht hineingucken. In einer Einrichtung voller Männer die nix zu verlieren haben ist jede Frau gefährdet.
Das ist Blödsinn. Insbesondere in Familien, um die es ja gerade geht, kann man recht gute Einschätzungen treffen, indem man Familienmitglieder getrennt befragt.
Was soll da befragt werden? Es geht hier nicht darum die Frauen und Kinder vor den eigenen Vätern/Ehemännern zu schützen, sondern Frauen und Kindern vor FREMDEN Männern.
Dir ist schon klar, dass die wenigsten Männer Frauen angreifen. Zudem sind die meisten Taten Beziehungstaten und Personen, die ihrem Partner und ihren Kindern nichts antuen, tuen meist auch anderen nichts an.
Insofern macht es keinerlei Sinn, pauschal alle Mänbner woanders unterzubringen. Und wenn dadurch Familien zerissen und Leid erzeugt wird, ist das nicht tolerabel.
Das erzähl mal denen, die für die Sicherheit in den Lagern in Albanien verantwortlich sind. Die wollen das Risiko scheinbar nicht eingehen.
Ausserdem....wo steht denn bitte, dass dies auch wirklich geschieht. Ausser in der Fragestellung habe ich inzwischen keinen Hinweis gefunden, dass Familien getrennt werden! Ich hab auch schon nachgefragt.
Der Plan gefällt mir!
Das wird einige europäische Staaten definitiv auf längere Sicht entlasten aus meiner persönlichen Sicht.
Verschwindet alles bei der korrupten staatsführung