Ablehnung von Eigenverantwortung – Opfermentalität

Jeder kennt wahrscheinlich die Redensart „seines eigenen Glückes Schmied sein“ – deren Aussage ich nicht zustimme. Ich denke, jeder ist Kind der seiner Umstände, welche nicht immer durch eigenes Handeln beeinflusst werden können.

Woran ich mich allerdings auch störe, ist eine komplett gegensätzliche Haltung, welche ich von Menschen aus meinem Bekanntenkreis wahrnehme. Das konsequente Leugnen der eigenen Verantwortung und die „Abwälzung“ aller „Schuld“ auf die Gesellschaft. Ein Beispiel soll hier der Verkauf illegaler Drogen sein – da heißt es dann „der/die muss so handeln, weil er/sie keine andere Möglichkeit hat“ (ohne dass eine Seite die genaueren Umstände kennt) – die soll nur ein Beispiel sein, ich hoffe, es verdeutlicht, was ich meine. Es ist ein prinzipielles Ablehnen von Verantwortung für eigenes Handeln, welches ich kritisiere. Ich würde diese generelle Ablehnung – auch in Bezug auf eigenes Handeln schon als eine Art „Opfermentalität“ bezeichnen: Ich kann nichts dafür, die anderen sind schuld.

Ich habe viele verschiedene Menschen, aus unterschiedlichen Milieus kennengelernt, Menschen, die teils eine sehr schwere Kindheit hatten.

Diese von mir kritisierte „Opferrolle“ scheint mir jedoch nichts mit dem sozialen Status gemein zu haben, sondern scheint sich vielmehr bei Leuten zu finden, die man aktuell vielleicht als „woke“ bezeichnet.

Was ich mich aber dennoch frage: liege ich vielleicht total falsch und bin einfach „zu hart“ in meinem Urteil – vielleicht weil ich selbst unter „privilegierteren“ Umständen aufgewachsen bin? Mein Problem mit diesem „Opferdenken“ ist jedoch die folgende: Lehne ich Eigenverantwortung ab, lehne ich Selbstbestimmtheit ab und somit auch die Möglichkeit dem Leben einen Sinn zu geben; ergo ist das Leben dann sinnlos.

Wie kann man solchen Einstellungen am besten begegnen?

Gesellschaft, Moral, Opfer, Soziologie, Determinismus, Ungleichheit
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz - wer war davon schon einmal betroffen?

Eben gab es einen sehenswerten Film über eine Frau, die sich für eine Kollegin einsetzte, die vom Chef sexuell belästigt wurde. Am Ende hat er sie ebenfalls sexuell belästigt, die meisten Kollegen haben ihr und der anderen Frau nicht geglaubt, ihr abgeraten Anzeige zu erstatten und es einfach dabei zu belassen.

Obwohl drei Frauen offen auf einer Familienfeier zugegeben haben, ebenfalls belästigt worden zu sein, wurde er vom Gericht freigesprochen.

Ich fand den Film auf der einen Seite sehr bedrückend, auf der anderen Seite war es aber auch mutig nicht zu schweigen. Ich schätze die Dunkelziffer dürfte hoch sein und nicht Jeder traut sich etwas zu unternehmen und kündigt dann resigniert.

Auch in meiner Firma gab es einen Vorfall wo die obere Etage die Anschuldigen mit einem "können wir uns ja gar nicht vorstellen" kommentierte. Der Mann, der die Kollegin belästigt hat, war ihr Vorgesetzter und schon lange im Unternehmen. Selbst der Betriebsrat hat nicht adäquat gehandelt. Natürlich steht Aussage gegen Aussage. Aber bei ihm gab es bereits in der Vergangenheit ähnliche Vorfälle. Ist es wirklich "normal" das Ganze unter den Teppich zu kehren? Sind Firmen nicht entsprechend geschult um mit solchen Dingen umzugehen? Welche Möglichkeiten haben Betroffene wirklich?

Und es kann ja Frauen, aber auch Männer treffen.

Persönlich muss ich mich auch in die Reihe derer einreihen, die betroffen sind. Auch wenn es vergleichsweise harmlos war, aber aus heutiger Sicht absolut nicht hinnehmbar! Nur wenn man jung ist, dann lässt man gewisse Dinge vielleicht über sich ergehen, gerade wenn man Karriere machen möchte. Ein Klaps auf den Hintern, eine unerwünschte Umarmung, ein eindeutiges Angebot, Annäherungsversuche auf der Firmenfeier bis hin zu sexuellem Übergriffen und sexueller Nötigung...

Ward ihr schon einmal betroffen und wie seid ihr mit der Situation umgegangen?

Ja, ich bin auch betroffen 50%
Nein, ich bin nicht betroffen 50%
Ich bin mir nicht sicher ob es sexuelle Belästigung war 0%
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zieh ich "Opfer" an?

Hallo,

klingt komisch und ich hab auch keine Ahnung wie man es genau beschreibt, aber:

ich habe irgendwie immer das Glück/Pech Menschen mit traumatischen Erlebnissen anzuziehen. als ob ich es riechen könnte.

vlt. bin ich ja extra vertrauenswürdig, oder höre gut zu, oder unterstütze mit guten Ideen, oder sehe selbst wie ein "Opfer" aus... anscheinend schenken mir Menschen mit den schlimmsten Erfahrungen das meiste Vertrauen.

wenn ich jemanden kennen lerne, kann ich ja nicht wissen, was die Person erlebt hat, aber am Ende erfahre ich immer das die andere Person schlimme, traumatische Erfahrungen gemacht hat (sexueller Missbrauch, Gewalt, Mobbing...) und ich habe keine Ahnung warum diese Leute immer zu mir so großes Vertrauen hegen und mir alles erzählen. ich weiß: geteiltes Leid ist halbes Leid. aber warum immer ich? ich ziehe solche Leute an wie ein Haufen Scheiße, Fliegen anzieht.

kennt ihr das? schon mal erlebt? und was mach ich jetzt? ich kann ja auch nicht helfen mit meinen beschränkten Mitteln. finds ja toll das ich so vertrauenswürdig erscheine und Leute mir immer alles erzählen wollen, aber ich habe auch meine eigenen Sorgen. und wenn mir noch ein junges Mädchen mehr erzählt, das ihr Vater sie... dann weiß ich irgendwann auch nicht mehr weiter. alles beenden wäre dann wohl irgendwann mal sinnvoll, alleine schon für meine eigene mentale Gesundheit?

irgendwelche Tipps für mich? ich kann das Geschehene eh nicht rückgängig machen, und es ist auch nicht meine Aufgabe jemanden zu retten, oder zu helfen.

was mach ich jetzt mit dem Wissen? und wie ziehe ich solche Leute in Zukunft nicht mehr an?

ich weiß, komische Frage, aber das beschäftigt mich schon sehr. Danke für Antworten. Holger.

Therapie, Mobbing, Angst, Missbrauch, Gewalt, Depression, Opfer, Psyche, Trauma

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