Zwei Wochen hatte ich Ruhe, aber nur weil ich kurz einem Irrglauben aufgesessen bin.
Jetzt habe ich das Ganze zufällig überdacht und es ist nun schon wieder alles offen.
Ich gehe einfach an der Möglichkeit zugrunde, dass nach meinem Tod alle mich bildenden Atome zufällig wieder in gleicher Konstellation zueinander finden und ich somit reinkarniere und niemals Frieden finde. Das ist natürlich sehr unwahrscheinlich, aber in einem begrenzten Raum mit begrenzter Zeit und begrenzter Teilchenzahl tritt irgendwann jedes noch so unwahrscheinliche Ereignis zwangsläufig einmal auf. Und es steht eben nicht fest, dass es nicht bspw. zu einem Big Crunch des Universums kommt.
Ich habe begriffen, dass der Tod die Erlösung, das Paradies ist. Viele meinen, der Tod wäre neutral (und damit letztlich doch schlecht), weil man zwar kein Leid, aber auch keine Freude mehr empfinden kann.
Aber das ist ein Irrtum: Man will im Tod keine Freude mehr empfinden. Man ist wunschlos glücklich, weil man gar keine Bedürfnisse mehr hat. Und dass man dieses Glück nicht erleben kann, ist auch egal, denn sonst hätte man ja wiederum einen Mangel an Glück. Aber es gibt keinen Mangel. Der Tod ist das Paradies.
Die große Frage ist nur, ob es den Tod überhaupt gibt.
Ich möchte endlich Gewissheit.
Wenn nach dem Tod doch eine neue Existenz beginnt, dann ist es, wenn sie einmal begonnen hat, von dort aus egal, wie lange ich in meiner vorherigen Existenz - also dieser hier - den Tod hinausgezögert habe. Alles Gute im Leben ist komplett wertlos, weil man sowieso im Paradies Tod oder eben der Hölle Weiterexistenz landet, und aus demselben Grund ist jedes Leid im Leben unnötig.
Ich ertrage dieses sinnlose Weitermachen und sich jeden Tag Aufraffen nicht mehr. Ich will endlich Gewissheit.
Wenn es den Tod gibt, dann werde ich es erfahren, auch ohne es erfahren zu können, weil ich sonst einen Mangel an Erfahen hätte.
Wenn es den Tod nicht gibt, werde ich in einem möglicherweise noch schlimmeren Leben landen, aber wie gesagt, wenn ich einmal dort gelandet bin, kann ich mir ein Ei drauf pellen, wie lange ich es hinausgezögert habe, zumal das Hinauszögern ja selbst auch leidvoll ist. Denn glücklich bin ich überhaupt nicht in diesem Leben mit dieser Ungewissheit.
Ich überlege echt, dass ich deshalb wenigstens endlich die Chance auf eine Erlösung ergreife und mich umbringe.