Ich-Bewusstsein materiell reversibel?

5 Antworten

Ein solcher Vorgang widerspricht erst mal dem zweiten Gesetz der Thermodynamik, denn dabei würde die Entropie des Systems abnehmen. Das ist so in etwa, als würde in einem Glas Wasser plötzlich ein Teil des Wassers gefrieren und der andere Teil sieden, weil ein Teil der Wassermoleküle plötzlich sehr langsam geworden ist und der andere Teil sehr schnell.

Dieses zweite Gesetz der Thermodynamik ist dabei reinste statistische Physik. Es ist einfach extrem unwahrscheinlich, dass die Geschwindigkeit der Wassermoleküle sich statistisch so verteilt, deshalb passiert es auch nicht.

Trotzdem ist es natürlich möglich, die Hälfte des Wassers auf den Herd zu stellen und die andere Hälfte ins Gefrierfach, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Das ist insofern mit dem zweiten Gesetz der Thermodynamik kompatibel, dass das Gesamtsystem Wasser+Herd+Gefrierfach an Entropie gewinnt, auch wenn das Teilsystem Wasser an Entropie verliert.

Solche Vorgänge passieren aber selten in der Natur. Jemand muss schon das Wasser aufteilen und dann einen Teil auf den Herd stellen und den anderen Teil ins Gefrierfach. Jemand muss vorher Herd und Gefrierfach konstruieren und bauen oder zumindest irgendwie dafür sorgen, dass ein Teil des Wassers in eine kalte Umgebung kommt und der andere Teil in eine heiße.

Die Frage ist also wahrscheinlich nicht so sehr, ob so ein Vorgang von sich aus stattfinden kann (dieses Szenario ist nicht nur sehr unwahrscheinlich sondern schlicht so extrem unwahrscheinlich, dass es nicht passieren wird -- noch viel weniger als das selbstständige Einfrieren und Sieden von Wasser).

Die Frage ist vielmehr, ob jemand in der Lage wäre, so einen Vorgang durchzuführen. Und hier ist die Antwort: Im Moment absolut undenkbar. In ferner Zukunft -- wer weiß?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterabschluss Theoretische Physik

Dokkalfar 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 21:09

Was wäre, wenn es tatsächlich zu einem Big Crunsh u. Big Bounce käme statt zu einem Big Freeze oder Big Rip? Dann würde sich alles wieder auf eine Singularität zusammenziehen und wieder und wieder und wieder. Und da Zahl der Elementarteilchen, Atome etc. begrenzt ist, nicht jedoch die Zeit, so würde sich früher oder später zwangsläufig bei einem der unendlichen Big Bounces die Materie wieder genauso zusammenfügen wie jetzt in diesem Universum hier. Und dann wäre eine Reinkarnation doch möglich bzw. zwingend ohne ein manuelles Zutun?

PhotonX  06.10.2024, 21:16
@Dokkalfar

Nicht unbedingt. Betrachte ein Universum, das nur aus fünf Teilchen besteht. Angenommen, wir betrachten nur die paar Universen, in denen zum Zeitpunkt t vier der fünf Teilchen so platziert sind, dass sie sich an den Koordinaten (0,0,0), (1,0,0), (0,1,0) und (0,0,1) befinden. Damit ist eindeutig ein Koordinatensystem definiert.

Das fünfte Teilchen könnte jetzt im Universum Nummer N an den Koordinaten (N, 0, 0) sein. Damit haben wir unendlich viele Universen, in denen aber doch eins der fünf Teilchen immer woanders ist, in keinen zwei dieser Universen sind alle fünf Teilchen an den gleichen Positionen.

Bei Universen mit mehr als fünf Teilchen ist es noch viel einfacher eine Situation zu konstruieren, sodass selbst bei unendlich häufiger Wiederholung der Zustand eines Universums niemals in einem anderen wiederhergestellt wird.

Dokkalfar 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 21:25
@PhotonX

Bin leider gerade zu doof es zu verstehen. Vielleicht kannst du mir einen großen Gefallen tun und dir mal das hier durchlesen (es reicht im Grunde der Unterpunkt 6.2 und geht es mir darum, was wäre, wenn es eben doch zu einem Big Crunch und Big Bounce käme)? Mir ist das Thema sehr wichtig, also ich wäre dir sehr dankbar, auch wenn du dir davon nichts kaufen kannst.

https://klaus-reitberger.com/wp-content/uploads/2008/08/die-ewige-wiederkehr-des-gleichen.pdf

PhotonX  06.10.2024, 21:35
@Dokkalfar

Habe mir Kapitel 6 durchgelesen. Ich fürchte, der Studi, der das geschrieben hat, hat die Sache nicht ganz zu Ende gedacht, siehe mein Gegenbeispiel.

Um es etwas verständlicher zu machen: Nehmen wir ein eindimensionales Universum. Hier erwarten wir ja, dass weniger Kombinationen möglich sind als in einem dreidimensionalen Universum. Unser Universum soll auch nur aus zwei Teilchen bestehen.

Auch hier kann es selbst bei unendlich häufiger Wiederholung passieren, dass keine zwei Universen gleich sind. Nämlich: Bei der ersten Wiederholung ist der Abstand der beiden Teilchen zum Zeitpunkt t gleich 1 Meter, bei der zweiten Wiederholung ist ihr Abstand 2 Meter usw. Bei der N-ten Wiederholung ist der Abstand N Meter. In keinen zwei Universen ist die Konfiguration der Teilchen identisch, auch wenn es unendlich viele Wiederholungen gibt.

Dokkalfar 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 21:39
@PhotonX

Ich verstehe, was du meinst, aber das würde ja voraussetzen, dass der Raum unendlich groß wäre, sodass es unendliche Positionsmöglichkeiten gäbe. Aber der Raum ist ja nicht unendlich. ?
Danke, dass du dir Zeit nimmst.

PhotonX  06.10.2024, 21:43
@Dokkalfar

Okay, guter Einwand. Nehmen wir ein zweidimensionales Universum mit drei Teilchen. Die drei Teilchen bilden ein Dreieck. Wir betrachten einen der Innenwinkel des Dreiecks, nennen wir ihn alpha. Im ersten Universum ist alpha = 90°, im zweiten 45°, im dritten 22,5° und im N-ten gleich 90°/N. Das geht dann auch in einem endlichen Universum. Auch hier wieder: In keinen zwei Universen ist die Konfiguration der Teilchen identisch, auch wenn es unendlich viele Universen gibt.

Dokkalfar 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 21:46
@PhotonX

Ich verstehe es immer noch nicht, aber da ich glaube, dass du mich verstanden hast, glaube ich dir einfach, dass eine Wdh. nicht möglich ist.

PhotonX  06.10.2024, 21:53
@Dokkalfar

Ja, sorry, das liegt wahrscheinlich daran, dass ich mich bei den Zahlen vertan habe! :-)

Richtig wären die Winkel 90°/1 = 90°, 90°/2 = 45°, 90°/3 = 30°, 90°/4=22,5° usw.

Dokkalfar 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 21:58
@PhotonX

Machen wir es einmal für komplett Ahnungslose wie mich:

Wir haben nur 2 Teilchen, einen endlichen Raum und unendlich viele Big Bounces: Du sagst mir, dass es trotz endlichen Raumes und unendlich vieler Big Bounces nicht möglich ist, dass die 2 Teilchen sich exakt in der gleichen Position einfinden wie bei einem der vorherigen Male.

Was ich halt nicht verstehe ist, dass doch wegen der Endlichkeit des Raums und der unendlichen Zahl an Big Bounces irgendwann zwangsläufig jedes Ereignis noch einmal vorkommen muss, egal wie unwahrscheinlich es ist, denn die Wahrscheinlichkeit ist nicht 0.

PhotonX  06.10.2024, 22:12
@Dokkalfar
Du sagst mir, dass es trotz endlichen Raumes und unendlich vieler Big Bounces nicht möglich ist, dass die 2 Teilchen sich exakt in der gleichen Position einfinden wie bei einem der vorherigen Male.

Nein! Ich sage nur, dass es möglich ist, dass die zwei Teilchen sich selbst bei unendlich vielen Wiederholungen nie in der gleichen Position befinden, wie bei einem der vorherigen Male.

Was ich halt nicht verstehe ist, dass doch wegen der Endlichkeit des Raums und der unendlichen Zahl an Big Bounces irgendwann zwangsläufig jedes Ereignis noch einmal vorkommen muss, egal wie unwahrscheinlich es ist, denn die Wahrscheinlichkeit ist nicht 0.

Das ist zu pauschal und stimmt so nicht.

Ich hab noch ein besseres Beispiel, das ohne Winkel auskommt.

Zwei Teilchen.

  1. Universum: Abstand 1m
  2. Universum: Abstand 1m/2 = 0,5m
  3. Universum: Abstand 1m/3 = 0,3333...m
  4. Universum: Abstand 1m/4 = 0,25m

usw. N-tes Universum: Abstand 1m/N. Der Abstand bleibt immer endlich, er wird immer kleiner aber nie Null. Und in beliebigen zwei Universen ist er unterschiedlich.

Dokkalfar 
Beitragsersteller
 08.10.2024, 12:07
@PhotonX

Jetzt verstehe ich, was du meinst. Aber ist das nicht eher ein mathematisches Theoretikum? In der Praxis würde das ja den Raum immer größer und damit unendlich groß machen, was er aber nicht ist

PhotonX  09.10.2024, 20:21
@Dokkalfar

Wieso denn immer größer? Das Universum könnte sogar statisch und 1m groß sein. Der Abstand der beiden Teilchen würde aber mit jedem Durchlauf kleiner werden.

Wenn man ein unendlich großes Universum annimmt, dann kommt jede mögliche Anordnung von Atomen irgendwo vor. Und alles, was einmal vorkommt, tritt auch irgendwo anders und zu anderen Zeiten auf.

Also ja, mit einem naïven Undendlichkeitsbegriff kommt man zum Schluß, daß es in einem unendlich großen Universum ∞ viele identische Kopien von Dir gibt, und das zu allen Zeiten. Aber mit Realität hat das nichts zu tun — wahrscheinlich ist das Univer­sum nur endlich groß, und in jedem Fall sehen wir davon nur einen endlichen und ziem­lich kleinen Teil — viel zu klein, um derartig astronomische Unwahrschein­lich­keiten zu realisieren.

Das Ereignis ist nicht unmöglich, aber es wäre nicht dein Bewusstsein.


Dokkalfar 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 20:53

Danke, wenn du mir jetzt noch erklären könntest, warum, wärst du der Retter meiner Woche.

Takumi2007  06.10.2024, 20:56
@Dokkalfar

Dein Bewusstsein ist das, was du gerade erlebst. Wenn du stirbst ist das weg. Selbst wenn sich etwas formen sollte, was zu 100 Prozent exakt mit dem identisch ist, ist das bestenfalls eine exakte Kopie und damit dennoch ein eigenes Bewusstsein, welches im nächsten Moment auch einen völlig anderen Zustand haben wird, das deines nicht haben würde.

Könnte sein, aber das auch nur ansatzweise experimentiell zu bestätigen wird nicht in den nächsten "Tagen" möglich sein.

ich denke nicht, das was wir sind ist die summe unserer Erfahrung, nicht die Anordnung der Teilchen.


Dokkalfar 
Beitragsersteller
 06.10.2024, 20:50

Ist es nicht so, dass das Ich auf die Materie zurückgeht, und die Erfahrung lediglich ermöglicht, dass wir uns erinnern? Also wenn wir ohne Erfahrung materiell reinkarnierten, wären das ja trotzdem wir nur ohne Erinnerung.

Kiboman  06.10.2024, 20:51
@Dokkalfar
Also wenn wir ohne Erfahrung materiell reinkarnierten

bei so einem unsinn gehe ich nicht mit, dann musst du mit jemanden anderen reden.