Frage zu Identität (Theseus-Paradoxon, Philosophie/Physik)?
Folgendes Szenario:
Das menschliche Gehirn besteht aus unzähligen Nervenzellen. Aus diesem Konglomerat geht das Ich-Bewusstsein hervor.
Was würde nun passieren, wenn man das Atom einer einzelnen Nervenzelle austauschte? Wenn man davon ausgeht, dass das Ich-Bewusstsein auf jedes einzelne Atom angewiesen ist, würde es vermutlich erlischen und durch ein anderes Ich-Bewusstsein, also eine andere Person in meinem Kopf, ersetzt, weil während des Austauschs kurz das Atom fehlt.
Die Frage ist: Liegt es daran, dass genau dieses Atom kurz fehlt, oder daran, dass generell ein Atom dieser Art fehlt?
Um das herauszufinden folgendes Gedankenspiel:
Angenommen, jede Nervenzelle würde überflüssigerweise über gleich zwei Verbindungen zur anderen verfügen und ein Atom ließe sich in zwei Atomhälften teilen (physikalisch/chemisch nicht möglich, aber das tut jetzt mal nichts zur Sache). Dann könnte man eine der beiden Verbindungen kappen, die eine Atomhälfte ersetzen und danach die andere bei der anderen Verbindung. Da es unnötig ist, dass es zwei Verbindungen gibt und eine der beiden immer aufrechterhalten wird, gäbe es keine zeitliche Lücke, in der ein Atom fehlt.
Jetzt ist die große Frage: Würde dieses eine Ich dann weiter existieren oder trotzdem erlischen? Das Ich sitzt ja nicht bloß im ausgetauschten Atom. Gleichzeitig braucht es alle seine Bestandteile, um zu sein. Die reine Funktionalität aller Bestandteile wäre im obigen Gedankenspiel ja permanent gewahrt.
5 Antworten
Wenn es so ist, dass das Bewusstsein aufgrund der großen Anzahl der Nervenzellen entsteht (was letztlich aber noch nicht wirklich erwiesen ist), dann dürften einzelne Atome da keine Rolle spielen, die werden doch eh ausgetauscht. Vielmehr sind es dann die hochkomplexen Verknüpfungen, die die Anzahl der Nervenzellen an aich bei weitem übersteigen.
Atome müssen doch ausgetauscht werden, allein schon wegen Stoffwechsel, Energiehaushalt.
Es gibt zwar sogar im Gehirn Neurogenese, aber ob das wirklich für alle Bereiche gilt?
Auch wenn Neuronen als Ganzes länger bleiben, ihre Verknüpfungen (Synapsen, Dendriten, ...) verändern sich dauernd, wie sonst sollte Lernen, Gedächtnis, Denken sonst stattfinden.
Bis vor kurzem ging man ja sogar davon aus, dass überhaupt keine Neuronen erneuert werden.
Das ist ja mittlerweile widerlegt. Und auch wenn die Neuronen lange "leben", sind deren Moleküle, Atome zumindest großenteils nicht immer dieselben.
Danke, das wusste ich tatsächlich nicht. Also kannst du mit Gewissheit sagen, dass jedes Atom des menschlichen Körpers inkl. Gehirn irgendwann im Laufe des Lebens ausgetauscht wird? Kannst du mir erklären, warum? Ich habe leider keine Ahnung von sowas, bin daher sehr dankbar, wenn jemand mit Expertise aushelfen kann.
Das weiß ich nicht, bin da kein Spezialist. Vermutlich ja, weil bestimmte Dinge wie Reflexe sich ja eher nicht verändern.
Ob buchstäblich jedes Atom im Körper ausgetauscht wird, weiß, glaube ich nicht. Aber wie erhalten Zellen denn ihre Energie? Durch bestimmte Moleküle, die in die Zelle gelangen. Und nach Abgabe der Energie müssen die "Reste" wieder raus. Zudem findet auch ständig Eiweißneubildung statt, und manches mehr. All das bedingt doch Molekül- und damit Atomaustausche.
Hirnaktivität und Bewusstsein ist die reine Dynamik. Da sind ständig Atome (als Ionen) im Fluss. Milliardenfach.
Jedes Neuron hat weit mehr als zwei Verbindungen zu anderen Neuronen. Tausende.
Das Ich-Bewusstsein hat nichts mit den Atomen zu tun, die dein Hirn physikalisch konstituieren. Hirn und Bewusstsein sind nicht identisch.
Das Ich-Bewusstsein hat sich während der sozialen Interaktion und Kommunikation der Menschen individuell entwickelt innerhalb eines dadurch entstandenen Informationsflusses, bis es zur Sprachentwicklung und der Ausbildung eines kollektiven o. gesellschaftlichen Bewusstseins u. Gedächtnisses kam.
In diesem Informationsfluss denken wir, stellen uns etwas vor oder musizieren wir und entwickeln wir unsere Wertvorstellungen. Dieser Informationsfluss ist zugleich ein physikalisch/ energetisches Geschehen und erfolgt im akustischen System des VIII. Hirnnerven zwischen Corti-Organ (innere und äußere auditive Wahrnehmung), Hirnstamm, Thalamus und Großhirnrinde (Gedächtnis).
Aus diesem Konglomerat geht das Ich-Bewusstsein hervor.
Nun - da wird doch eher die Erfahrung aus dem Bewußtsein gespeichert gespeichert.
So machen auch deine ganzen weiteren Überlegungen keinen Sinn.
Ansonsten - wenn in einem Datenspeicher einige "Bit/Byte" gelöscht werden, verloren gehen so passiert nix, es ist eben weniger Information präsent.
In der quantenphysik gibt es die theorie das das bewusstsein in der quantenluecke existiert und der koerper rezeptoren besitzt um es zu emfpangen, daher wuerde ein bewusstsein bei veraenderten bedingungen trotzdem nicht erloeschen sondern in eine art standby gehen
Das ist aber hochspekulativ, durch nichts real belegbar - es sei denn Du zeigst mir das Gegenteil ;--) Quantenphysik nun für alle anders nicht erklärbare Dinge herhalten zu lassen, ist aber auch keine Lösung...
Ich vertraue da auf die expertise des biologen der das in einer doku reihe publiziert hat ;)
Danke dir. Also, dass einzelne Atome sowieso ausgetauscht werden, da bin ich mir eben nicht ganz sicher, weil wohl nicht alle Körperzellen ausgetauscht werden. Es gibt zwar sogar im Gehirn Neurogenese, aber ob das wirklich für alle Bereiche gilt?