Sind Faschismus und Nationalsozialismus zuendegedachter Humanismus?

Mein Dozent, Professor Schwabe (LMU) hat kürzlich in der Vorlesung darauf hingewiesen, dass Voegelin zuzustimmen ist, wenn er den Faschismus und den Nationalsozialismus als „zuendegedachten Humanismus“ auffasst. In Voegelins Werk ist der Begriff des „Gnostizismus“ zentral, den er auf moderne politische Bewegungen anwendet, um deren eschatologischen und utopischen Charakter zu beschreiben. Der „Gnostizismus“ meint hierbei eine geistige Haltung, die das Wissen (Gnosis) über das wahre Wesen der Realität und den damit verbundenen Anspruch auf deren radikale Veränderung besitzt. In diesem Sinne sieht Voegelin den Nationalsozialismus und den Faschismus als Endpunkt einer säkularisierten Form des Gnostizismus, der sich in der modernen Welt manifestiert.

Nationalsozialismus und Faschismus sind für Voegelin zuendegedachter Humanismus, weil sie den Gedanken des vollkommenen, autonomen Menschen in einer radikalen, Weise weiter- und fertig denken. Beide Weltanschauungen versprechen eine utopische Gesellschaftsordnung, die durch die völlige Kontrolle und Neugestaltung des Menschen und seiner Gesellschaft verwirklicht werden soll. Diese Vorstellung ist jedoch nicht mehr in einem metaphysischen oder religiösen Kontext verankert, sondern ist vollständig immanent, d.h., sie bezieht sich ausschließlich auf die irdische Existenz. Die Konsequenz dieser Denkweise kann die Eliminierung alles „Unreinen“, um eine perfekte Gesellschaft zu schaffen.

Was sagt ihr dazu?

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Warum ist der Onlinediskurs rund um die Verbrechen in Gaza so toxisch? Wer kann das alles nur gutheißen?

Auf Seiten wie Twitter und anderen Social Media Webseiten bekommt man immer mehr mit, dass sobald das Leid der Bevölkerung im Gaza angesprochen wird, dass das schnell relativiert wird nach dem Motto "f*ck around and find out" oder sogar direkt gutgeheißen wird.

Da frage ich mich, ob das hauptsächlich nur Propagandisten schreiben oder ob viele Menschen wirklich so ein Gedankengut entwickelt haben, dass sie Mord an einer Zivilbevölkerung gut finden? Es kann mir doch niemand sagen, dass man mit einem vernünftigen Menschenverstand das irgendwie gutheißen könnte.

Das müssen doch Menschen sein, die gezielt eine Menschengruppe hassen, um den Mord an tausenden Menschen rechtfertigen zu können und keiner kann mir erzählen, dass das alles Terroristen seien, die da getötet wurden. Dafür müsste man so vieles ignorieren.

Selbst ein großer Teil der israelischen Bevölkerung und Juden aus verschiedensten Ländern stellen sich gegen die israelische Regierung. Netanjahu würde niemals bei der nächsten Wahl wiedergewählt werden.

Und damit mir jetzt keiner damit kommt, dass alle im Gaza Hamasunterstützer wären, die ausgerottet gehören… denkt nochmal ganz genau nach, ob man so einfach mehrere hunderttausende von Menschen einfach über einen Kamm ziehen kann.

Außerdem sollten wir als Deutsche das doch genauer verstehen… wäre es gerechtfertigt gewesen die deutsche Bevölkerung auszulöschen in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg? Hätten da wirklich alle Deutschen es verdient? Ich denke nicht und so wie es jetzt läuft, kann das in Gaza nicht richtig sein.

Ich verstehe absolut, dass das alles eine Reaktion auf dem 7. Oktober 2023 war. Das war absolut schrecklich. Dass war das brutalste antisemitische Pogrom seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Aber selbst zu Monstern werden, ist auch keine Lösung.

Ich verstehe es auch, dass man nicht einfach ein Pazifist sein kann. Aber zu einem gewissen Punkt, ist es einfach viel zu viel und es kommen dann hauptsächlich Leute zu Schaden, die nichts mit der eigentlichen Situation zu tun haben.

Wieso können also Leute nicht sachlich über das ganze Thema reden und Verständnis für alle Opfer in dieser Situation haben? Wirkt der Online Diskurs durch Propaganda nur so extrem oder sind so viele Menschen wirklich moralisch so abgedriftet, dass sie so vielen Menschen Leid und Tod wünschen?

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