Sind Faschismus und Nationalsozialismus zuendegedachter Humanismus?
Mein Dozent, Professor Schwabe (LMU) hat kürzlich in der Vorlesung darauf hingewiesen, dass Voegelin zuzustimmen ist, wenn er den Faschismus und den Nationalsozialismus als „zuendegedachten Humanismus“ auffasst. In Voegelins Werk ist der Begriff des „Gnostizismus“ zentral, den er auf moderne politische Bewegungen anwendet, um deren eschatologischen und utopischen Charakter zu beschreiben. Der „Gnostizismus“ meint hierbei eine geistige Haltung, die das Wissen (Gnosis) über das wahre Wesen der Realität und den damit verbundenen Anspruch auf deren radikale Veränderung besitzt. In diesem Sinne sieht Voegelin den Nationalsozialismus und den Faschismus als Endpunkt einer säkularisierten Form des Gnostizismus, der sich in der modernen Welt manifestiert.
Nationalsozialismus und Faschismus sind für Voegelin zuendegedachter Humanismus, weil sie den Gedanken des vollkommenen, autonomen Menschen in einer radikalen, Weise weiter- und fertig denken. Beide Weltanschauungen versprechen eine utopische Gesellschaftsordnung, die durch die völlige Kontrolle und Neugestaltung des Menschen und seiner Gesellschaft verwirklicht werden soll. Diese Vorstellung ist jedoch nicht mehr in einem metaphysischen oder religiösen Kontext verankert, sondern ist vollständig immanent, d.h., sie bezieht sich ausschließlich auf die irdische Existenz. Die Konsequenz dieser Denkweise kann die Eliminierung alles „Unreinen“, um eine perfekte Gesellschaft zu schaffen.
Was sagt ihr dazu?
6 Antworten
Dem widerspreche ich vehement.
Faschistische Ideologien lassen hingegen viele Grundprinzipien des Humanismus außer Acht. Zu allererst ist diesbezüglich zu betonen, dass sie undemokratisch sind und den Menschen entmenschlichen, weil sie nicht das Individuum sehen sondern die Bevölkerung als einen gleichgeschalteten Organismus, den "Volkskörper", wahrnehmen. Der Mensch ist eben nicht mehr autonom. Klassen sollen zwar verschwinden, aber sein ganzes Leben lang ist er niemals frei, sondern wird von der diktatorischen Regierung fremdbestimmt.
Hier Adolf Hitler persönlich dazu:
...dass Rousseau die Tugend ins Zentrum stellt, während die Nationalsozialisten Blut- Rassen und Schicksalsgemeinschaft als zentrale Elemente ausmachen.
Kant stellt ebenfalls Pflicht und Tugend ins Zentrum.
So kann eine geeinte Menschheit auch irgendwann funktionieren (aufgegriffen in StarTrek).
Rasse und auf den Menschen übertragener Darwinismus (Survival of the fittest) ist hingegen alles andere als humanistisch, sondern menschenfeindlich.
Ein übersteigerter Individualismus ist jedoch ebenfalls gefährlich für die Kohärenz von Gesellschaften.
Ich bin kein Apologet der LGBTIQ-Bewegung oder Anarchist, die genau das favorisieren. Das sehe ich kritisch. Da bin ich eher bei Kant.
Aber trotzdem wird mich niemand vom Faschismus überzeugen.
Richtig! Wer auch nur einen Funken von Geschichte kennt weiss dass das nie funktioniert hat.
Voegelin Verständnis des Gnostizismus wird ja immer wieder aufgegriffen. Auch wenn ich normalerweise selbst ausführe, scheinst du scheinst du mir der Typ zu sein, der jetzt kein Problem hat sich Videoessays anzusehen.
Dementsprechend empfehle ich:
TIK History is wrong about Nazis & Gnosticism von veritas et caritasIst natürlich in erster Linie eine Antwort auf, wie der Titel schon sagt, TIK History, aber beleuchtet auch Voegelin da dieser TIKs Primärquelle darstellt.
Ansehen kannst du dir auch: TIK didn’t check his sources on Gnosticism, ebenfalls von veritas et caritas.
Vielleicht findest du dadurch Antworten auf deine Frage.
Sind Faschismus und Nationalsozialismus zuendegedachter Humanismus?
Das ist der größte Blödsinn, den ich in letzter Zeit hier gelesen habe. Da hat dieser Voegelin, den ich nicht kenne, eine ganze Serie von Gehirnfürzen entweichen lassen. Die Praxis widerlegt das eindrucksvoll.
Der größte und schlimmste davon ist dieser hier:
Gesellschaftsordnung, die durch die völlige Kontrolle und Neugestaltung des Menschen und seiner Gesellschaft verwirklicht werden soll.
Das bedeutet nichts anderes, als ein Terrorregime zu errichten, denn anders ist das nicht zu machen. Was an einem Terrorregime humanistisch sein soll, will sich mit aber nicht offenbaren.
Die NAZIS haben sich ja auch selbst als SOZIALISTISCH bezeichnet. Dann kann man sich auch SELBST humanistisch nennen. Dann ist doch sowieso alles egal.
Genau das habe ich doch gesagt. Sie haben sich so GENANNT. Und dann können sie sich auch HUMANISTISCH nennen.
Eine Lüge ist so gut wie die andere.
Ich bin mir sicher dass diese Frage vor einigen Wochen schon mal gestellt wurde und ich auch darauf geantwortet habe. Aber ich konnte nichts mehr finden. Na ja, macht nichts.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Voegelin
war ein Rassist und was wir heute als Rechtspopulisten bezeichnen würden. Er war für einen autoritären Staat und er war Anhänger des Austrofaschismus. Von daher würde ich seine Ausführungen schon in ihrer Grundlage als Unfug bezeichnen. Die Aussage von
https://www.gsi.uni-muenchen.de/personen/aplprof_pd/schwaabe/index.html
hast du wahrscheinlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen, wie es bei Leuten wie dir üblich. ist.
Voegelin hat übrigens keine sehr positive Sicht auf den Totalitarismus.
Nicht alles, was Professoren von sich geben, ist dann auch sinnvoll.
Der Denkansatz, dass sich der Faschismus und der Nationalsozialismus von religiösen Ankern gelöst hätte, ist ein Fehlschluss. Vielmehr wurde der Faschismus und insbesondere der Nationalsozialismus als Ersatzreligion etabliert und durch Mythen begründet.
Der Faschismus basiert seine „Utopie“ auf dem Überlegenheitsdenken elitärer Gruppen und lässt den Menschen als ein Gesamtgebilde außen vor. Vielmehr noch: es wird komplett abgelehnt.
Was du im mittleren Absatz schreibst, ist ja im Grunde das, was eben auch Voegelin meint.
Du beschreibst es anders:
Diese Vorstellung ist jedoch nicht mehr in einem metaphysischen oder religiösen Kontext verankert, sondern ist vollständig immanent, d.h., sie bezieht sich ausschließlich auf die irdische Existenz.
Und das ist halt einfach nur falsch.
Der Nationalsozialismus hat die Kraft des Einzelnen und die Rolle des Individuums bei der Vervollkommnung der Gesellschaft nie geleugnet. Zugleich wird aber aber eben ein überzogener Indivualismus und die Vorstellung, die wahre Freiheit könne außerhalb des Staates erlangt werden verneint. Freiheit kann allein in der Gesellschaft - im Kollektiv, und der Vollidentität von Individuum und Gesellschaft erlangt werden. In gewisser Im Wesentlichen entspricht diese Auffassung dem klassischen Republikanismus bei Rousseau. Mit dem Unterschied, dass Rousseau die Tugend ins Zentrum stellt, während die Nationalsozialisten Blut- Rassen und Schicksalsgemeinschaft als zentrale Elemente ausmachen.