Diskussion zum Ukrainekrieg - Diplomatie und Krieg

Ich bin natürlich auch dafür, dass die souveränen Grenzen wiederhergestellt und gewahrt bleiben, nicht weil ich geschichtlich davon überzeugt bin, da die exsowjetischen Länder teilweise sehr wohl mehr zu Russland als zum Westen passen und auch in der Ukraine viel russisch gesprochen wird, sondern ganz einfach weil tausende Jahre von Kriegen nunmal jetzt gewisse Grenzen geschaffen haben und ein weiteres Verschieben nichts als Leid bedeutet. Wir haben uns unseren Frieden in Europa hart erkämpft. Diesen zu zerstören und statt gemeinsamer globaler Klimaziele jetzt wieder die Rüstungsindustrie anzuwerfen ist eine Schande für die Menschheit, aber nunmal die natürliche Folge von Diktaturen.

Die Invasoren können aufgrund der NATO Verhinderung durch Atomdrohungen leider nicht vertrieben werden. Waffenlieferungen können maximal den Krieg so lange in die Länge ziehen, dass der Krieg in einen Stillstand gerät. Über kurz oder lang wird sich Russland Kursk zurückholen und die Ostukraine weiter besetzen und kontrollieren. Sie haben ein riesiges Reich, endlos viele Menschen und China als Handelspartner und Kriegspartner nebenan. Leider unterstützt auch Indien teilweise Russland. Damit sind die aufstrebenden BRICS Staaten involviert. Wirtschaftlich leidet Europa durch diesen Krieg sehr. Fehlende Importe aus der Ukraine, teure Exporte an die Ukraine.

Es geht nicht darum, wofür ich oder jemand anderer bin, weil man einen Diktator noch nie mit feindlichen Worten überzeugt hat. Auch nicht mit kleinen Siegen. Entweder man überzeugt mit einheitlich geschlossenem Ausschluss (also auch China und Indien isolieren Russland als Handelspartner) oder mit Gewalt (geht nicht aufgrund von Atomwaffen) oder mit freundlichen Worten (Kompromisslösungen). Deswegen, und nur deswegen weil der aggressive Krieg und der wirtschaftliche Ausschluss unmöglich scheinen, bin ich für den Ansatz von Wagenknecht mit Russen zu reden. Nicht weil es "richtig" ist, sondern weil es die einzige Option ist.

Dass dabei vielleicht auch über Jahre nichts vernünftiges herauskommt, kann gut sein. Und natürlich muss man auch weiterhin als Westen Stärke demonstrieren. Man braucht deswegen aber nicht arrogant sein oder absurde Forderungen stellen, die reinem Wunschdenken entspringen. Wohl kaum wird jemals Russland den Schaden seines eigenen Angriffs bezahlen. Schon mal einen Mobber gesehen, der die Wunden seines Opfers verarztet? Auch die bedingungslose Forderung eines sofortigen Rückzugs ohne Wenn und Aber scheint absurd. Russland hat Bedenken geäußert, dass die USA Waffen in ihrer Nähe stationieren und die NATO sich kontinuierlich in den Osten hin erweitert und heranpirscht. Auch wenn das klarerweise ein Vorwand für den Krieg ist, so hat man dennoch diese Äußerungen nie ernst genommen. Man hätte zumindest auf dieser Ebene Annäherungsversuche und gemeinsames Interesse äußern können.

Die Diplomatie kommt viel zu spät, wir hatten zwischen der Krim 2014 und dem Angriffskrieg jetzt, sehr viel Zeit gehabt uns mit Russland zu beschäftigen, aber es verabsäumt. Diplomatie bringt nicht immer eine Lösung, aber mir scheint, dass wir auch nicht besonders fähige Politiker haben, die sich für gemeinschaftliche internationale Interessen einsetzen, sondern die europäische oder gar nationale Arroganz ihrer eigenen Wähler widerspiegeln. Mir ist auch klar wer hier der Hauptaggressor war, jedoch auch wie einseitig und verzerrend unsere Medien von den Geschehnissen berichten. Ist nicht klar, wer etwas getan hat, vermutet man in unseren Medien sofort Russland hinter dem Angriff. Russland macht indes medial Ukraine oder USA verantwortlich. Manchmal ist ihr Vorwurf haltbarer und realistischer. Wir kritisieren russische Medien und "Propaganda" und sehen dabei nicht unsere eigene. Auch Russen und deren Führung sind letzten Endes nur Menschen. Die Führung jedes Landes, das andere Interessen als die unseren hat zu dämonisieren wird uns nicht weiterbringen.

Langfristig braucht es einen Weg hinaus aus Diktaturen und Scheindemokratien, damit innernationale und auch internationale Konflikte aufhören. Doch auch hier könnte sich Deutschland mal selbst an den Kopf greifen und sich fragen, wie es das selbst schafft. Mehr als die Hälfte unseres Volkes wählt aus Frust das geringste Übel oder gar nicht. Die Regierung entscheidet gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung. Viele Wähler sind ungebildet. Viele Parteien populistisch. Unsere Wissenschaft bringt fragwürdige neue Forschungszweige heraus, die als Grundlage für politische Entscheidungen herangezogen werden. Unsere Wirtschaft und Lobbyismus kontrollieren unsere Politik statt umgekehrt. Auch unsere Kriegsbeteiligung durch Waffenlieferungen wird zum Teil völlig über unsere Köpfe hinweg entschieden. Wie frei sind wir wirklich? Und wie kann eine friedliche Lösung wirklich funktionieren? Allein durch einen ewigen Abnutzungskrieg? Davon profitiert nur die Waffenlobby.

Bitte bleibt freundlich, sachlich und verzichtet auf Polemik

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