Israel Pager Explosionen in Libanon

Hamas und Hisbollah schießen seit Jahren Tausende von Raketen auf Israel. Dabei entstehen nicht mal Kollateralschäden, sondern gezielte Schäden an zivilen Einrichtungen und Zivilisten. Warum sollte Israel das ungestraft hinnehmen?

Naja, nach 40.000 Toten, innerhalb von nicht mal 1 Jahr, und der Aktion im Libanon, fallen nun zum ersten mal flächendeckendere kritische Worte gegenüber Israel. Hat aber gedauert.

Ich finde es sowieso schlimm, dass so viele Menschen aus unserer Gesellschaft nur Schwarz Weiß kennen.
Israel führe einen Krieg, die Hamas hätte ihn am 7.10. begonnen, Israel tötet vor allem nur Terroristen…
Wenn sie es schon als Krieg bezeichnen, dann ist doch wohl klar, dass dort auch viel Kriegspropaganda läuft??

Ich verstehe es nicht.
Natürlich besteht die Hamas aus grausamen Monstern. Natürlich berufen sie sich auf antisemitische Lügen.
Nur man kann doch dennoch die Apartheid im Westjordanland ansprechen. Man kann doch trotzdem die gausamen israelischen Verbrechen im Gazastreifen als das benennen, was sie sind.
Und natürlich orientieren sich Kinder im Gazastreifen dann an der Hamas, wenn sie zwischen Bombenhagel aus Israel aufwachsen.

Sicher kann man nicht von Kollateralschaden sprechen. Es ist gezielt gegen unbewaffnete Menschen angegriffen worden. Dafür ist der Angreifer verantwortlich. Wann kommt das Bekennerschreiben?

In einer kriegerischen Auseinandersetzung bleibt Moral und Ethik immer auf der Strecke, ebenso die "Wahrheit". Natürlich ist es für uns, die wir nicht direkt in den Konflikt eingebunden sind, irgendwie unfassbar wenn Zivilisten gefährdet/verletzt/getötet werden. Andererseits ist uns allen sicherlich bewusst dass die Gewalt der Hisbollah keinesfalls auf militärische Ziele gerichtet ist. Es ist für mich unmöglich in diesem Konflikt für eine Seite Verständnis zu äußern.

Ehrlich gesagt kann ich die Formulierung “Es wurden unschuldige Zivilisten getroffen” in Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt nicht mehr hören.

Die gesamte Region - nicht etwa nur zwei Länder oder Ethnien - befindet sich seit ich selbst Kind war in einem Zustand stetiger politischer und auch gewaltvoller, militärischer Auseinandersetzungen. Zu meiner Schulzeit schon war „Bombenstimmung in Tel Aviv“ eine Art Dauerwitz. Kinder in allen beteiligten Ländern wachsen schon seit Generationen mit dem Bewusstsein über das Pulverfass, in dem sie sich befinden, auf. Ich als Deutsche der Generation Y kann mir gar nicht vorstellen, was es psychisch mit einer Person macht, seit Geburt überhaupt kein Gefühl von Sicherheit zu kennen. Die palästinensischen Kinder leben in etwas, was nicht einmal ein souveräner Staat ist, in einem Belagerungszustand durch ein anderes Land, dessen Menschen eine andere Sprache sprechen und einer verfeindeten Religion angehören und ihren Eltern ggf. Land wegnehmen. Die israelischen Kinder wachsen auf umzingelt von Ländern, die Israel die Auslöschung wünschen, und zum Erwachsenwerden gehört in Israel unweigerlich der Armeedienst. Nicht so wie bei uns damals, als Frau eh nicht und die Jungs können auch stattdessen Freiwilliges Jahr machen… einmal feierlich schwören, dass man Pazifist ist und gut ist, nein nein, zum Dienst in Israel wird angetreten. Seit letztem Jahr sind nun die gegenseitigen Angriffe noch zahlreicher geworden. Ein ganzes Gebäude, an dem man im Gaza-Streifen morgens noch vorbeigegangen ist, kann abends in Schutt und Asche liegen, nichts besonderes. In Israel können jeden Moment die Sirenen losgehen, ist auch Normalität. Noch immer sind Geiseln weg, mittlerweile weiß vermutlich nicht einmal Hamas mehr, wo ihre Leichen sind und woran genau sie gestorben sind. Hunger, Durst, Flucht. Geschlossene Grenzen, kein Internet, kein Strom. Polio, Verwandte kommen plötzlich nicht mehr wieder, die 57. Evakuierung.

Und ja, in dieser Shitshow sind jetzt (soweit ich gelesen habe) zwei Kinder von den Pagern tödlich getroffen worden. …Und das finden Leute jetzt schlimm?! Ganz ehrlich?! Ich finde alles davor schon so unsagbar schlimm, dass ich geneigt bin, die Tötung, egal ob gezielt oder kollateral oder was auch immer, als eine Art humane Alternative zu dem Leben zu empfinden, das die Opfer stattdessen erlebt hätten.