Wer hat Schuld am ersten Weltkrieg?

Rheinflip  21.07.2024, 13:41

Wo steht eigentlich das Deutschland offiziell schuld am ersten weltkrieg ist?

Thesecretguy 
Beitragsersteller
 21.07.2024, 13:41

In unserem Geschichtsbuch und in irgend welchen alten Dokumenten (laut Geschichtslehrer)

Rheinflip  21.07.2024, 13:43

Bitte gib die Quelle genau an.

Thesecretguy 
Beitragsersteller
 21.07.2024, 13:44

Unser Geschichtsbuch eben, wo soll ich die genau Quelle her haben?

10 Antworten

Dieser Student ist Schuld der den Thronfolger und seine Frau ermordet hat. Ist halt alles bisschen eskaliert. Finde es voll unfair das DE somit für beide Kriege Schuld trägt. Zweiter ok, verstehe ich. Aber die Regelungen beim ersten waren echt krass.

Wie ich bereits in der Vergangenheit ausführlich beschrieben habe, trägt Deutschland neben der (Haupt) Schuld des 1./2. WK auch eine Teilschuld am Ukraine-Russland-Konflikt. Deutschland ist mitverantwortlich, da es den Krieg damals erheblich in die Länge gezogen hat.


 Ja, Deutschland hat sehr viele Kriegserklärungen verschickt

-> eben.

Und damit hat man den grossen Krieg begonnnen.

Letztendlich ist keiner einer kriegerischen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen.

Die Deutschen haben sich allerdings sehr dilettantisch angestellt.

Die Diskussion um die Beurteilung der Julikrise und damit der Kriegsschuld flammte im Oktober 1959 durch einen Aufsatz des Hamburger Historikers Fritz Fischer – Deutsche Kriegsziele – Revolutionierung und Separatfrieden im Osten 1914–1918 – und vor allem durch sein Buch Griff nach der Weltmacht (1961) wieder auf. Fischer zog das Fazit:

„Da Deutschland den österreichisch-serbischen Krieg gewollt, gewünscht und gedeckt hat und, im Vertrauen auf die deutsche militärische Überlegenheit, es im Jahre 1914 bewusst auf einen Konflikt mit Russland und Frankreich ankommen ließ, trägt die deutsche Reichsführung einen erheblichen Teil der historischen Verantwortung für den Ausbruch eines allgemeinen Krieges.[101]

Jürgen Angelow fasste im Jahre 2010 aus seiner Sicht die deutschen Forschungstendenz wie folgt zusammen:

„In Auseinandersetzung mit den Thesen Fritz Fischers hat sich in der deutschen Historiografie die Auffassung durchgesetzt, dass das Vorgehen der Reichsleitung während der Julikrise 1914 aus einer außenpolitischen Defensivposition resultierte. Die für notwendig befundene Verbesserung der eigenen Position sollte mit Hilfe einer ‚Politik der begrenzten Offensive‘, unter Inkaufnahme eines ‚kalkulierten Risikos‘, durchgesetzt werden. Das Risiko ihres Scheiterns habe darin gelegen, zur Führung eines Großkriegs gezwungen zu werden, dessen Siegeschancen von den maßgeblichen Militärs von Jahr zu Jahr immer skeptischer bewertet wurden. […] Tatsächlich bringen die Begriffe ‚begrenzte Offensive‘ und ‚kalkuliertes Risiko‘ das Unverantwortliche und Abgründige der deutschen Position nicht vollständig zum Ausdruck. Dagegen beschreibt der von jüngeren Historikern verwendete Begriff ‚Brinkmanship‘ eine waghalsige Politik des ‚unkalkulierten Risikos‘, des Wandelns am Rande des Abgrunds.

Im Jahr 2013 forderte der australische Historiker Christopher Clark in seinem Bestseller Die Schlafwandler eine Sichtweise, die sich weniger auf Deutschland konzentriert, sondern stärker auch das Verhalten der übrigen Nationen in den Blick nimmt. Sein Fazit:

„Alle [europäischen Großmächte] meinten, unter Druck von außen zu handeln. Alle meinten, der Krieg werde ihnen von den Gegnern aufgezwungen. Alle trafen jedoch Entscheidungen, die zur Eskalation der Krise beitrugen. Insofern tragen sie auch alle die Verantwortung, nicht bloß Deutschland[.]“

Julikrise – Wikipedia

Mein Fazit lautet. Deutschland trug erhebliche Mitschuld an dem Verlauf. Man nahm einen Krieg in Kauf, bei dem ein Sieg unwahrscheinlich war und machte es mit dem Marsch durch Belgien, der Grossbritannien in den Krieg bringen musste, nur noch schlimmer. In diese Situation hatte man sich, auch dank des Deppenkaisers Willy II. in den Jahrzehnten zuvor selber hineinmanövriert.

Viele „Staaten“ warteten nur auf den gezündeten Funken, um dann endlich losschlagen zu können.

Russland wollte einen eisfreien Zugang zum Zarenreich, weil die Balkankriege nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hatten.

Österreich-Ungarn wollte die ständig produzieren Serben in die Schranken weisen und den Mord am Thronfolgerpaar sühnen.

Frankreich unterstützte die Russen und Serben mit Militärisch und Logistischen Hilfen , um die Monarchien zu destabilisieren.

Das Kaiserreich Deutschland wollte den Erzfeind Frankreich zeigen, wer in Mitteleuropa zukünftig das Sagen hat und den Belgiern die Kolonien wegnehmen.

England wollte der aufstrebenden Seemacht Deutschland zeigen, wer der Herr über die Weltmeere ist.

Buchtip:

GRIFF NACH DER WELTMACHT - Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/1918

von Fritz Fischer

DIE SCHLAFWANDLER - Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog

von Christopher Clark

RUSSLANDS WEG IN DEN KRIEG - 

von Sean McMeekin

Im Grunde war die Situation schon lange am Sieden, es bedurfte nur eines Fünkchens, um die Katastrophe zu entzünden.

Tatsächlich hat der deutsche Kaiser vorher einige Versuche unternommen, zu vermitteln und das Ganze zu verhindern, leider erfolglos. Er war kein Hitler und in keinster Weise an Krieg interessiert.