Könntet ihr euch vorstellen, ein gutes Verhältnis mit jemandem aufzubauen, der seine eigene Mutter umgebracht hat?
Ich bin ja fast 1 Jahr gemäß § 126a untergebracht gewesen.
Am Anfang habe ich mich sehr erschrocken, wenn ich erfahren habe, was die Leute dort so gemacht haben sollen.
An diesen Umgang kann man sich allerdings gewöhnen.
Die längste Zeit - bis zuletzt - war ich mit einem jüngeren Mann im Zimmer. Ich lernte ihn kennen, ohne sein Anlassdelikt gekannt zu haben. Später dann musste er sich vor dem Schwurgericht verantworten. Es wurde teils öffentlich verhandelt. Man hat so Einiges mitbekommen, und er zeigte mir sogar irgendwann seine Anklageschrift und das Urteil.
Nun ja, er soll laut dem Urteil sein Haustier und seine Mutter getötet haben, indem er ihr einen Hammer immer wieder auf den Kopf geschlagen hat. Das kam sogar in der Bild und im Radio. Auch jetzt im Nachhinein sah ich, dass der Fall damals bundesweit Wellen schlug und großes Aufsehen erregte. Sein Motiv war sehr skurril! Mehr möchte ich zu dem Fall nicht sagen.
Ich habe mit ihm eine Beziehung aufgebaut, waren gute Sozialkontakte. Wir haben zeitweise jeden Abend etwas gespielt, z. B. Uno oder Spielesammlung, etc. Außerdem haben wir gemeinsam Unfug getrieben oder mal zusammen gekocht.
Er erzählte mir, dass er genau in die selbe Maßnahme (Eingliederung) wie ich ging, nur eben 1 Jahr später als ich. Wir haben uns also knapp verfehlt.
Wir haben uns sogar Briefe jetzt im Nachhinein geschrieben. Ich finde einfach nur bedauerlich, was die Situation betrifft. Er bekam § 63 StGB wegen Mord.
Wenn man mit jemandem so lange (schätze es waren 8 Monate) im Zimmer ist, gewöhnt man sich aneinander. Man denkt irgendwann nicht mehr an das Anlassdelikt.
Auch die Leute, mit denen ich zuvor im Zimmer war, hatten heftige Ankassdelikte.
War auch mal mehrere Wochen mit einem jungen Mann im Zimmer, der seine Mutter erschossen haben soll. In den Medien steht teils so Zeug, dass er sie erst erstickt haben soll und als sie schon tot war, soll er ihr mit einem Gewehr mehrmals in den Kopf geschossen haben.
Dann war ich noch paar Wochen mit einem Gleichaltrigen im Zimmer. Das war ganz am Anfang. Laut einem Teil seines psychiatrischen Gutachtens, welches er mir mal vorgelesen hat, soll er vor 7 Jahren eine fremde 57 Jährige Frau erst vergewaltigt, dann mit etlichen Messerstichen verletzt, und anschließend im Kofferraum ihres Autos verstaut haben. Glaube er ist dann ohne Fahrerlaubnis noch mit ihrem Auto wo hingefahren. Angeblich soll die Frau durch einen Blutstau im Kopf gestorben sein, weil sie wohl so im Kofferraum eingepfercht war. Das war auch derjenige, der es geschafft hat, noch im Alter von 26 Jahren in der forensischen Psychiatrie sein Leben zu beenden. Er hat sich wohl aufgeschnitten, vermutlich mit einer Scherbe des Geschirrs, das immer zu den Mahlzeiten kam. Ich hörte, wie er an dem Tag wiederbelebt wurde, war direkt im Zimmer gegenüber. Ich sah die Tage später dann ein Handtuch voller Blut im Zimmer liegen, als die Zimmertür für die Reinigungskräfte geöffnet werden musste. Er war ganz allein im Zimmer und es wurde erzählt, dass er einen Abschiedsbrief geschrieben haben soll.
Das muss alles erst mal verarbeitet werden.