Sind Krankenpfleger, Heilerziehungspfleger usw die Deppen der Nation?

10 Antworten

Hi,

Stimmt ihr dem zu?

Ich denke, dass man über die typischen Probleme des Gesundheitswesens mit Lohn, Personalproblemen und Wertschätzung nicht diskutieren braucht. Da stimme ich vollkommen zu.

Interessanter finde ich allerdings den Punkt: was macht man draus?

Und da komme ich zumindest für mich zum Schluss: die Persistenz der Probleme ist mindestens zum Teil hausgemacht.

Ein Problem ist, dass viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens immer noch nicht ihren "Wert" kennen. Es herrscht flächendeckender Personalmangel und damit eine exzellente Verhandlungsposition für die Arbeitnehmerseite. Genutzt wird es nicht.

Es wird sich über Einspringen, die sehr kreative Definition der Arbeitszeit und die Dienstplanung ausgelassen...und im Endeffekt doch völlig widerspruchslos mitgemacht.

Es wird festgestellt, dass arbeitgeberseitig gegen Rechte verstoßen wird, dagegen vorgegangen wird nicht.

Es wird gefordert, dass die Politik eine Lösung findet, aber das berufspolitische Engagement der meisten geht gegen Null.

Und all das sind keine neuen Probleme, sondern diese existieren weit über ein Jahrzehnt - passiert ist trotz allem nichts. Dementsprechend habe ich die Befürchtung, dass auch dieser Aufruf letztendlich wirkungslos bleiben wird. Etwas ändern kann man nur dann, wenn man etwas ändert - und da sehe ich in weiten Teilen des Gesundheitswesens keine Bereitschaft.

LG


peace87 
Beitragsersteller
 09.07.2024, 11:54

Dazu etwas das ich in einer Diskussion an anderer Stelle zur selben Thematik geschrieben habe.

Bitte nicht angesprochen fühlen. Zitiere mich hier um dir aufzuzeigen was passiert wenn man quer schießt und sich auflehnt. Da kann ich auch aus eigener Erfahrung sprechen.

Anbei:

Weihnachtsgeld ist kein Ausgleich dafür, dass ich bei einer solchen Freizeit weit unter dem Mindestlohn bezahlt werde als Fachkraft!
Du hast wie oft von den Problemen kleiner Leute keine Ahnung. So redet nur jemand der selbst eine priviligierte Stellung inne hat und sich dabei die Missstände, mit denen andere konfrontiert sind, schön redet.
Zumal: Weist du wie das läuft wenn man quer schießt? Ich bin da ein Experte dafür, weil ich mir selten etwas gefallen lasse. Die Retourkutsche habe ich da bislang immer über den Dienstplan bekommen. Schießt du quer und lehnst dich auf, bekommst dann dafür hintenrum über den Dienstplan eines rein gedrückt. Der Dienstplan wird in unserer Branche regelmäßig als Machtinstrument missbraucht um Mitarbeiter die sich zur Wehr setzen, zu züchtigen, damit sie künftig die Fresse halten und die Missstände still hinnehmen. - Das Arbeitsrecht gibt den AGs dazu auch noch die Möglichkeit, weil in unserer Branche deutlich mehr möglich ist und viele Rechte die AN eigentlich haben bei uns aufgeweicht werden.
SO sieht meine Realität aus, wie auch die vieler Kollegen im Land!
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SaniOnTheRoad  09.07.2024, 12:11
@peace87

Zitiere mich hier um dir aufzuzeigen was passiert wenn man quer schießt und sich auflehnt.

Ich drücke es mal hart aus: das ist die fehlende Bereitschaft, konsequent zu sein. Die Erwartung, dass von der Arbeitgeberseite alles widerspruchslos hingenommen wird, ist nicht realistisch.

Und spätestens an dem Punkt

Der Dienstplan wird in unserer Branche regelmäßig als Machtinstrument missbraucht um Mitarbeiter die sich zur Wehr setzen, zu züchtigen, damit sie künftig die Fresse halten und die Missstände still hinnehmen.

könnte man bequem sagen: kündigen - die nächste telefonische Zusage hat man in den meisten Bereichen noch bevor man das Gelände des alten Arbeitgebers verlassen hat.

Und wenn man es sogar noch schafft, sich zu organisieren, kann man auch etwas bewegen. Die Arbeitgeber sitzen hier nicht am längeren Hebel, dafür ist die Personalsituation flächendeckend viel zu angespannt.

Dafür müsste das Personal im Gesundheitswesen aber durchaus auch Teile der eigenen Bequemlichkeit aufgeben...und vielleicht auch zur Einsicht gelangen, dass "durch bedingungslose Fügung Druck aufbauen" nicht funktioniert.

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Skywalker17  09.07.2024, 12:42

So ist es. Meine diesbezüglichen Argumente in einer Frage die parallel gestellt wurde hat er abgeschmettert.

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SaniOnTheRoad  09.07.2024, 13:00
@Skywalker17

Für mich stellt sich hierbei letztendlich die Frage, ob überhaupt eine nennenswerte Bestrebung zur Verbesserung im Gesundheitswesen besteht - oder ob man "Jammern" schlicht als Teil des beruflichen Selbstverständnisses sehen möchte.

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Skywalker17  09.07.2024, 13:03
@SaniOnTheRoad

Ich kann mir vorstellen, dass jemnd der in diesem Beruf arbeitet mehr als andere eine Verantwortung für die Insassen empfindet.

Das wird dann aber auch weidlich ausgenützt von den privat geführten Unternehmen.

Wie es gehen muss, hab ich oben geschrieben.

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Ja, das ist eine berechtigte Frage, die nicht nur in Deutschland aktuell ist. Habe gerade gestern eine Doku über Frankreich gesehen, die am Limit heißt. Es geht in diesem Film über eine sehr kompetenten Psychiater, der seinen Idealismus trotz ständigem Stress noch nicht aufgegeben hat. Diese Doku ist sehenswert.

Hier wird deutlich gemacht, wie sehr auch die Menschen am Limit arbeiten. Gerade wenn man mit Menschen arbeitet, hat man außer dem körperlichen Stress noch den psychischen Stress und das kann auf Dauer krank machen. Das System muss geändert werden, weil es so nicht weitergehen kann. Der Krankenstand in diesen Bereichen sagt alles.

Trotzdem würde ich nicht von den Deppen der Nation sprechen, sondern eher von denen, die es noch schaffen, dass das System nicht sofort zusammenbricht.

Jeder kennt den Stess, der in Krankenhäusern, Heimen oder anderen Einrichtungen herrscht, die Schlangen in der Notaufnahme, das gehetzte Personal, aber es wird davon zu wenig berichtet.

Die Politik und Medien schweigen weitestgehend.

https://www.youtube.com/watch?v=eiVlIZ-j8kE

Woher ich das weiß:Recherche

peace87 
Beitragsersteller
 09.07.2024, 10:46
Die Politik und Medien schweigen weitestgehend.

Erstmal danke für die Antwort und ja das tun sie. Wie an meinem Beispiel von Lindner aufgezeigt befeuern sie sogar noch schlechtere Arbeitsbedingungen.

Hier ist der Gesetzgeber gefragt und das ehrlich gesagt schon "vorgestern".

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Naja würde ich nicht so sehen.

Das der Pflegeberuf seit langer Zeit ne Katastrophe ist weis mittlerweile jeder.

Das trifft aber auch andere Berufsgruppen.

In der Pflege sinds halt die Arbeitsbedienungen die übel mies sind. Die Bezahlung ist mittlerweile eher nicht mehr das Problem.

Da gibts Berufsgruppen die deutlich schlechter fahren.

Ich bin Altenpflegerin, deshalb kann ich nur über den Bereich urteilen.

Auch in der Altenpflege gibt es Einrichtungen, in denen das Personal gnadenlos ausgenutzt wird. Und wie hier schon jemand geschrieben hat: Viele scheinen ihren Wert nicht zu kennen.

Tatsache ist doch, dass wir uns die Einrichtung aussuchen können. Auf der anderen Seite findet der Arbeitgeber so gut wie keine Fachkraft als Ersatz. Er steht also unter Druck, nicht der Arbeitnehmer.

Was du da beschrieben hast würde ich nie im Leben mit mir machen lassen. Für die Stunden, die ich arbeite, will ich auch bezahlt werden. Und 30 Stunden am Stück würde ich niemals arbeiten. Da ist mir die Gesundheit wichtiger als die Arbeit.

Bezüglich der Bezahlung hat die Pflege schon sehr gut aufgeholt. Darüber kann sich eigentlich niemand mehr beschweren. Nur die Arbeitsbedingungen sind immer noch schlecht. Dies wird sich in absehbarer Zukunft nicht verbessern.

Der Pflegenotstand war schon seit den 80er Jahren bekannt, aber die Politik hatte es unterschätzt. Jetzt, nachdem so lange nichts aufgearbeitet wurde, kann man natürlich keine Wunder erwarten. Es wird zwar oft versucht im Hauruckverfahren alles zu verbessern, aber sowas hat noch nie irgendwo funktioniert.

Ein zusätzliches Problem ist, dass Pflegekräfte in Deutschland nicht organisiert sind. Nach meinem letzten Stand sind nur 5% in einer Gewerkschaft. Dass die nichts bewegen können dürfte einleuchtend sein. In den skandinavischen Ländern und den Niederlanden sieht es viel besser aus und deshalb haben die auch eine viel bessere Qualität.

Im Endeffekt ist es so, dass Pflegekräfte Weltmeister im jammern sind, aber niemand kann oder will etwas verändern.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pflegefachkraft

Hi,

Ich würde tatsächlich zustimmen, denke aber das das Hauptproblem darin liegt das die Politik vieles nicht weiss und auch die Mittel fehlen die Berufe attraktiver zu gestalten. Denn so gesehen wollen wir bessere Arbeitsbedingungen, nur um die zu schaffen braucht man mehr Personal, um die anzulocken geht es erstmal nur über den Lohn. Nur da ist das Manko das Pflege jetzt schon für viele unbezahlbar ist, höhere Personalkosten würden dann wieder die Situation für die Patienten verschlechtern. Es ist einfach eine miserable Ausgangslage.

Hinzu kommt das einige Betriebe mich persönlich an die Mafia erinnern 🤷‍♀️ daher auch mein Satz das vieles an Missstände gar nicht bei der Politik ankommt weil es systematisch vertuscht und verheimlicht wird. Hab da schon Pferde kotzen sehen, wie gefälschte Dienstpläne, ganze Patientenakten die verschwinden zu MDK Prüfung und dazu eben Leistungsbetrug als auch Pflege durch unqualifiziertes Personal. Es sind nur wenige die damit tatsächlich auffliegen und da ist jeder Pfleger selber mit Schuld, mich inbegriffen, solche spiele sollte man nicht mitspielen. War selber so dumm, 12 Tage Woche, im teildienst gut und gerne auch mehr als 24-30 std auf 2 Tage verteilt gearbeitet, auf den Monat verteilt kam man teilweise auf mehr als 216 std ...das Ding ist nur wenn man sowas mitmacht ist man selber Schuld, Arbeitgeber gibt es genug 🤷‍♀️

Denn im Grunde sollte man bei Überlastung Nein sagen das haben wir alle in der Schule gelernt - Thema Überlastungsanzeige

https://de.m.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberlastungsanzeige

Ich halte es für richtig was einige Pfleger bereits gemacht haben wenn tatsächlich Missstände beim Personal vorliegen, wenn man die vielen Patienten nicht versorgen kann ist es richtig Hilfe zu rufen

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/pflegeheim-personalmangel-nacht-notruf-polizei-feuerwehr-katastrophenschutz-100.html

Wir brauchen keine grosse Angst haben auf Dauer arbeitslos zu werden, das heisst auch Nein zu sagen wenn das einspringen schon zur Selbstverständlichkeit wird. Wir müssen nicht Krank uns zur Arbeit schleppen damit der Betrieb noch irgendwie läuft.

Ich weiss das man das alles dennoch für die Patienten macht aber das ist im Grunde genau das Problem der Pflegeberufe, denn es löscht nur kleine Brandherde während im hintergrund die komplette Basis abfackelt denn es wird so nicht besser sondern schlechter.

Wir müssen alle lernen Nein zu sagen damit überhaupt der tatsächliche Missstand registriert werden kann.