Gendert ihr oder Gendert ihr nicht?

Unholdi  24.09.2023, 16:30

Wen interessiert das...

trans64 
Beitragsersteller
 24.09.2023, 16:31

Mich Interessiert es sehr. Auch als Frau möchte ich Angesprochen werden.

38 Antworten

Solange es bei uns keine Gender-Pflicht gibt, werde ich das generische Maskulinum und die allgemeine Anrede "Sehr geehrte Damen und Herren" verwenden, außer das Geschlecht des Empfängers ist mir bekannt.

Wenn ich, was immer häufiger vorkommt, in Anschreiben "Sehr geehrte*r Frau Zolloberinspektor*in …" lese, vergeht mir die Lust zu antworten.

Ich als Frau fühle mich überhaupt nicht angesprochen, wenn ich irgendwo etwas mit "*in(nen)" lese oder höre.

Wenn man schon gendern möchte, sollte man es ordentlich machen, entweder mit Nennung beider Formen ausgeschrieben und/oder, wenn es geht, richtig abgekürzt. Bespiele:

  • Juden/Jüdinnen, Jude/Jüdin
  • Ärzte/-innen (aber: Arzt/Ärztin!)
  • Wirt/-in, Wirte/-innen
  • Mitarbeiter/-in(nen)
  • Bürger/-in(nen)
  • Staatsanwälte/-innen (aber: Staatsanwalt/-anwältin!)
  • Täter/-in(nen)
  • Bauer/Bäuerin, Bauern/Bäuerinnen
  • Polizist/-in, Polizisten/-innen
  • Zöllner/-in(nen)
  • Beamter/-in, Beamte/-innen
  • Nutzer/-in(nen)
  • Lehrer/-in(nen)
  • Abgeordnete/-r 

Damit sich niemand benachteiligt fühlt, kann gerne in Schriftsätzen der Zusatz (m/w/d) hinzugefügt werden, wie es bei den Stellenanzeigen im öD der Fall ist.

Gendern an sich kann ja sinnvoll sein, aber nur an Stellen, an denen es sauber funktioniert, und keine neuen Formen geschaffen werden.

Gegen das Gendern an sich habe ich nichts, allerdings geht mir das Gendern mit Sternchen und Konsorten sowie den substantivierten Partizipien auf den Keks.

Jeder, der gendern möchte, sollte nochmal die 2. Klasse Grundschule besuchen, da wurde es grammatikalisch richtig gelehrt (s. Beispiele oben).

Ich persönlich bin überhaupt kein Fan (nicht Fanin oder gar Fan*in!) von dieser gendergerechten Sprache mit Sternchen und ähnlichem. Das generische Maskulinum hat nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun.

Es gibt feste grammatikalische Regeln, und diese werden durch Nutzung des Sternchens teilweise gebrochen.

Das Gendern mit Gendersternchen (oder ähnlichem) ist aber nicht nur grammatikalisch problematisch, sondern stört den Lesefluss, sowie die Aussprache und vergewaltigt die schöne Deutsche Sprache.

Gerade für Menschen, die auf Textleseprogramme angewiesen sind oder die gerade erst Deutsch lernen, stellt dies große Probleme dar.

Durch das Gendersternchen werden zu dem teilweise falsche maskuline Formen gebildet. Schreibt man bspw. "Jüd*innen", ergibt sich daraus für die maskuline Pluralform das Wort "Jüd", obwohl die maskuline Pluralform "Juden" lautet. Gleiches Problem ergibt sich für den maskulinen Singular bei "Ärzt*in", denn der maskuline Singular lautet Arzt und nicht Ärzt! Auch bei Russ*in(nen) ergeben sich falsche maskuline Formen [Russ statt Russe (singular) und Russen (plural)].

Diese Formen mit Sternchen und Co sind im Grunde nichts anderes als generische Feminina, die durch das Sternchen minimal verschleiert werden. 

Auch von den substantivierten Partizipien a la Lehrende, Studierende, etc. bin ich kein Fan. Partizipierte Adverbien beschreiben nämlich eine gegenwärtig stattfindende Tätigkeit, während Lehrer, Student den beruflichen Status beschreibt. Ein Lehrer ist nur Lehrender, wenn er unterrichtet aber nicht in seiner Freizeit.

Dieser Genderwahn wird teilweise so schlimm, dass der WDR, ich glaube WDR 2 war es, sogar schon von "Krankenschwesterinnen" gesprochen hat.

ich gendere, aber anders, denn diese Methode mit Binnensatzzeichen, die man nicht aussprechen kann find ich unmöglich, und sie kostet die Vorlesbarkeit.

Ich mach entweder "sie oder er" und entsprechend mit immer beiden Formen, oder aber wechsle von einem Satz (oder Satzteil) zum nächsten das Geschlecht, also "Falls die Kundin sich beschweren sollte, bekommt er eine Rückgabeoption" usw.

(Hauptgrund für diese Position war, dass ich beruflich überwiegend englisch geschrieben habe und eine Gendermethode suchte, die in beiden Sprachen anwendbar ist und auch grammatisch korrekt.)

Du sagst, "Gendern kostet nichts". Doch, Gendern kostet die Klarheit der Sprache und Gendern kostet das Verständnis durch Sprache.

Im Gegensatz dazu schließt das Generikum alle Menschen ein, es ist nicht diskriminierend und nicht sexistisch. Gendern reduziert Menschen auf ihr Geschlecht, es stellt das Geschlecht in den Vordergrund. Und Gendern beruht auf einer Lüge: Man leugnet den grundsätzlichen Unterschied zwischen Genus (grammatikalisches Geschlecht) und Sexus (natürliches Geschlecht).

Gendern schließt alle aus, die auch so schon genug Probleme mit dem Lesen haben.

Ich als Frau fühle mich nicht diskriminiert, wenn nicht gegendert wird.

Für mich kommt es nicht darauf an, wie man etwas sagt, sondern wie man handelt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich gendere oft, aber nur, wo es Sinn macht. Das bedeutet, nur, wo es wirklich Männer und Frauen gibt oder gab. Und ich gendere nur bei Menschen.

Deine Art des Genderns, z.B. auch bei Ländern und wo es gar nicht geht (Ich erinnere an den Thüringer:innen Ministerpräsidenten) dagegen ist kontraproduktiv. Denn das verstärkt nur die Ablehnung des Genderns allgemein.

Ähnlich schlimm finde ich die Verwendung des Partizips I.


guitschee  24.09.2023, 17:15

Ich persönlich finde das Partizip I in diesem Kontext noch deutlich schlimmer, es beraubt dem Partizip I nämlich seiner wichtigsten Bedeutungsebene, der zeitlichen - es ist einfach eine falsche Verwendung.

Denn ich bin zwar durchaus im Moment Student, aber kein Studierender - dazu sitze ich definitiv zu faul hier rum...

trans64 
Beitragsersteller
 24.09.2023, 17:15

Wie gesagt Experimentiere ich eben manchmal noch. Ähnlich z.B bei Flughäfen.

Flughafen Frankfurt beinhaltet den Namen der Stadt.

Frankfurter Flughafen beinhaltet eben nicht den Namen der Stadt. Deshalb habe ich eben auch mal Frankfurter:innen Flughafen gesagt.

Dann kamen wieder extrem Rechte die mich beleidigt haben. Aus Angst musste ich das zurücknehmen. Habe dann Flughafen Frankfurt genommen. Bei dem o.g beispiel habe ich dann einfach

Ministerpräsident von Thüringen entschieden

salome77  24.09.2023, 17:48
@trans64

Dann kannst Du aber ziemlich alle Experimente (Nur das Substantiv wird großgeschrieben, nicht das Verb!) als gescheitert erklären.

Denn Frankfurter ist nicht von den Menschen abgeleitet, sondern ist ein Adjektiv.

https://www.dwds.de/wb/Frankfurter#2

Genauso bei Thüringer.

Nicht jeder, der Deine merkwürdige Verwendung der Sprache kritisiert, ist ein extremer Rechter, sondern nur jemand, dem Sprache wichtig ist.