Generisches Maskulinum noch zeitgemäß?
Hallo Community.
Das generische Maskulinum hat sich in der Deutschen Sprache festgesetzt. Doch es gibt Menschen, die das kritisch sehen. Denn auch wenn angeblich "alle mitgemeint" sind, fühlen sich lange nicht alle damit angesprochen.
Wenn also z.B. gesagt wird "Alle Schüler möchten gute Noten." wird daraus nicht klar, ob für männliche Schüler gemeint sind, oder ob wirklich alle mitgemeint sind, wie immer behauptet wird.
Auch beispielsweise nicht-binäre Personen werden damit ausgeschlossen, auch wenn "alle mitgemeint" sein sollen.
Daher die Frage:
Ist das generische Maskulinum noch zeitgemäß?
Zusätzlich: was wäre eine gute Alternative?
Bleibt bitte respektvoll.
92 Stimmen
35 Antworten
Ich denke, dass diese Frage nicht so einfach zu beantworten ist. Deshalb ist ja die Nutzung gendergerechter Sprache auch so ein großes Streitthema. Man versucht, die Sprache möglichst inklusiv zu gestalten, baut damit aber wieder neue Probleme ein. Die verkürzten Formen mit Sternchen, Doppelpunkt oder Unterstrich klingen nicht natürlich und haben oft auch noch grammatische Schwierigkeiten, zum Beispiel bei Arzt/Ärztin = A/Ärzt*in oder bei Kunde/Kundin = Kund(e)*in. Genau aus diesem Grund sind die verkürzten Formen auch noch nicht vom Rat für deutsche Rechtschreibung anerkannt, da einfach bestimmte Fragen noch gar nicht geklärt sind.
Die anderen Formen mit Partizipien (z. B. Radfahrende, Zufußgehende, Studierende) oder nominalisierten Adjektivformen klingen oft auch etwas seltsam und sind auf einem sprachlich recht hohen Niveau, sodass dies dem Prinzip einfache Sprache, das gerade für Neulerner einer Sprache oder für Menschen mit Beeinträchtigung wichtig sein kann, widerspricht. So kann es schnell passieren, dass eine gendergerechte Sprache zwar inklusiv wirkt, aber exklusiv wiederum andere Menschen ausschließt.
Interessant ist, dass man im Deutschen versucht, die männliche und weibliche Form zu mischen, anstatt die männliche Form als generisches Maskulinum anzusehen und damit als gendergerecht.
Im Englischen zum Beispiel ist es nämlich so, dass gesonderte weibliche Formen wie actress gerade teilweise verschwinden und nur noch die männliche Form für alle Geschlechter genutzt wird.
Im Deutschen übrigens ist es auch so, dass in bestimmten Regionen die weibliche Form gar nicht verbreitet ist, gerade in bestimmten Teilen Ostdeutschlands nutzen auch die Frauen oft beispielsweise Berufsbezeichnungen nur in der männlichen Form für sich selbst.
Insofern bin ich gespannt, wie sich die Sprache weiter entwickelt. Das Thema ist auf jeden Fall spannend und Sprache ist ja immer im Wandel.
Mir war schon als Kind bewusst, dass das generische Maskulinum wirklich alle meint und im Kontext nicht als männliche Form gesehen werden darf. Es ist im Grunde ein Neutrum. Es gibt auch generische Feminimum. Diese sind ebenso als Neutren zu verstehen und schließen männliche Personen nicht aus.
Ich finde es viel schöner und respektvoller diese Neutren beizubehalten, da sie alle gleich machen. Keiner ist schlechter. Die neuen Genderformen schaffen eine Trennung. Es gibt Intersexuelle, die sich dadurch ausgeschlossen fühlen.
Ich käme bei dem Beispielsatz nie auf die Ideen dass hier ggf. nur Jungen gemeint sein könnten.
Ich nutze fast immer das generische Maskulinum. Bei Binnen-I, Sprechpausen und co fühle ich mich als Frau nicht angesprochen. Die Doppelnennungen (Schüler und Schülerinnen) fand ich schon zu meiner eigenen Schulzeit extrem nervig.
Absolut noch zeitgemäss! Verwendet ja auch jeder, außer ein kleines Grüppchen.
Weniger Jammern und nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen... Das wäre mein Ansatz für Menschen die sich "nicht angesprochen" fühlen O_o