Meinung des Tages: Wie bewertet Ihr Tools wie den "Wahl-O-Mat" und nutzt Ihr so etwas vielleicht sogar selbst?
Viele kennen ihn, irgendwo ploppt regelmäßig vor anstehenden Wahlen die orangene Seite auf. Der Wahl-O-Mat wird seit 2002 betrieben und zwar von der Bundeszentrale für politische Bildung. In Deutschland kann die Wahlentscheidungshilfe für anstehende Europa-, Bundestags- und Landtagswahlen genutzt werden.
So funktioniert der Wahl-O-Mat
Nutzen wir als exemplarisches Beispiel die anstehenden Europawahlen. Der Wahl-O-Mat stellt dem Anwender 38 Fragen quer durch das politische Spektrum. Beantwortet werden können die Fragen mit „stimme zu“, „neutral“ und „stimme nicht zu“. Wer keine Meinung zum Thema hat, kann die These allerdings auch überspringen. Am Ende der 38 Fragen können die für den Nutzer besonders wichtigen Themen außerdem doppelt gewichtet werden. Anhand der Auswahl und der Gewichtung wird dann die eigene Stellungnahme mit denen der antretenden Parteien vergleichen. Ein Balkendiagramm zeigt dem Anwender dann, zu wie viel Prozent seine Auswahl mit welcher Partei übereinstimmt. Für mehr Transparenz ist die Berechnungsvorschrift übrigens auch öffentlich einsehbar.
Kritik am Wahl-O-Mat
Die Parteien können die verschiedenen Thesen, die im Durchlauf des Programms erscheinen, mit Selbstauskünften beantworten. Kritisiert wird entsprechend oft der Wahrheitsgehalt der von den Parteien gegebenen Antworten. Nicht selten kam es bereits vor, dass beispielsweise zu einem Thema „neutral“ angegeben wurde, obwohl die entsprechende Partei eine wesentlich konkretere Stellung zum Thema hatte. Dies könnte nachgelesen werden, wenn der Anwender sich das komplette Statement der Parteien dazu durchliest. Doch es stellt sich die Frage, welcher Nutzer dies bei 38 Fragen tatsächlich macht.
Kritisiert wurde in der Vergangenheit auch von einigen Parteien, dass Abfragen nicht übereinstimmen würden mit den Wahlprogrammen und auch schlichtweg nicht so einfach zu beantworten seien, wie es beim Wahl-O-Mat vorgegeben ist.
Weiter stand die Wahlentscheidungshilfe vor einigen Jahren in der Kritik, da anfangs nur größere Parteien berücksichtigt wurden. Per Eilentscheidung wurde dies allerdings im Jahr 2008 vom Verwaltungsgericht München untersagt.
Auch, dass bis vor einigen Jahren nur acht Parteien verglichen werden konnte, wurde mehrfach als negativ dargestellt. Darunter würden Kleinparteien leiden, da die wenigsten Nutzer mehrere Durchläufe tätigen würden, um alle Parteien zu vergleichen und sich deren Statements durchzulesen. Die Partei Volt klagte im Zuge der Europawahl 2019 gegen die Bundeszentrale für politische Bildung wegen Missachtung der Chancengleichheit. Die Entscheidung des Gerichts fiel positiv für die klagende Partei aus. Noch im Mai wurde daraufhin das Angebot des Wahl-O-Mats zur Europawahl abgeschaltet.
Die Betreiber der Wahlentscheidungshilfe gaben zwar erst an, dass ein Vergleich mit mehr als acht Parteien technisch nicht möglich sei, einen Tag nach der Urteilsverkündung veröffentlichte allerdings „DIE PARTEI“ den „Partei-O-Mat“ , eine Kopie des „Wahl-O-Mat“, bei dem die Beschränkung auf die acht Parteien entfiel.
Die Bundeszentrale für politische Bildung sagte im Rahmen einer außergerichtlichen Einigung zu, eine Möglichkeit einzubauen, sodass ab den Landtagswahlen im September 2019 alle Parteien miteinander verglichen werden können. Aufgrund dieser Einigung ging der „Wahl-O-Mat“ bereits am 23. Mai, also drei Tage nach der Abschaltung, wieder online.
Dieses Jahr dürfen bei der Europawahl auch Wähler ab dem Alter von 16 Jahren teilnehmen. Viele Jungwähler setzen auf Entscheidungshilfen wie den „Wahl-O-Mat“ oder auch alternative Angebote wie „DeinWal“, „Klimawahlcheck“ oder „Wahlkompass“.
Unsere Fragen an Euch:
- Wie steht Ihr zu onlinebasierten Wahlentscheidungshilfen?
- Setzt Ihr Vertrauen in Tools wie den „Wahl-O-Mat“?
- Habt Ihr diesen bereits genutzt oder habt es vielleicht noch vor?
- Wie informiert Ihr Euch über die Stellungnahmen der Parteien zu den für Euch relevanten Themen?
- Welche Gefahren seht Ihr in der Nutzung solcher Anwendungen?
Wir freuen uns auf Eure Antworten!
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.bpb.de/themen/wahl-o-mat/177432/die-wirkung-des-wahl-o-mat/
https://www.sueddeutsche.de/politik/wahlomat-bundestagswahl-alternativen-1.5404896
https://www.heise.de/news/Wahl-O-Mat-macht-Politiker-nervoes-130421.html
https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/cdu-und-wahl-o-mat-du-sollst-nicht-flunkern-a-650321.html
Das Ergebnis basiert auf 177 Abstimmungen
43 Antworten
Ich finde es sinnvoll, um kleinere Parteien, die scheinbar den eigenen politischen Ideen nahe kommen erst einmal kennen zu lernen. Wer von den kleinen Parteien die höchsten Werte hat, da informiere ich mich dann weiter.
Scheinbar ist die Selbstauskunft der AfD sehr ehrlich, denn es war die einzige Partei ohne nennenswerte Übereinstimmung. Alles was von denen Versprochen wird möchte ich nicht. Die anderen Parteien am rechten Rand scheinen hingegen viele Wahlversprechungen zu machen, nur um besser abzuschneiden.
Für mich ist Demokratie die beste Staatsform, welche real bisher funktionierte. Alles was es sonst real gegeben hat, das war für die Menschen weniger positiv. Ich will auf keinen Fall einen starken Mann oder Frau an der Spitze, welche(r) politisch alles für mich regelt ohne das ich ein Mitspracherecht habe.
Meine Güte, warum kaut ihr in der Frage die ganzen ollen Kamellen, die als Problem in der Vergangenheit - zurecht oder unrecht sei mal dahingestellt - bestanden haben mögen, wieder durch? Und natürlich ist es unmöglich - auch für die Bundeszentrale für politische Bildung -- eine umfassende politische und neutrale Bewertung der Parteiprogramme vorzunehmen, um damit eine objektive (gibt es sowas wie "Objektivität" im Politischen überhaupt) "Aussagenbasis" der Parteien zu haben, auf der dann eine Auswertung beruhen kann. Daher ist es auch statistischer Usus, jemandem einen Fragebogen mit statistisch einfach erfassbaren und standardisierten Fragen zuzusenden und den Adressaten zu bitten, diesen beantwortet zurückzusenden (wird hier bei GF Umfragen auch so gemacht).
Wenn ich den Wahl-O-Mat in der Vergangenheit genutzt habe, ist noch niemals ein wirklich überraschendes Gesamtergebnis bei meiner Auswertung herausgekommen, auch wenn mich in der einen oder anderen Sachfrage die Übereinstimmung mit bestimmten Parteien in Erstaunen versetzt haben mag.
„Neutrale” Einordnungen gibt es nicht, weil wir Menschen keine „neutrale” Wahrnehmung haben. Und Objektivität bei Wahlprogrammen? Wie soll das denn gehen. Keiner bewirbt seine „Produkte” objektiv. Dann wäre das Leben ja einfach.
Der Wahl-O-Mat bietet, meiner Meinung nach, eine gute Anlaufstelle um erstmal einen Überblick über die Parteien zu bekommen, gerade wenn man plant eine Kleinpartei zu wählen. Von vielen habe ich zumindest vorher nicht mal gehört und es war, unter anderem, auch der Wahl-O-mat der mir gezeigt hat was es gibt. Man geht halt nicht unbedingt eine liste der Kandidaten durch und informiert sich über jede einzelnen Partei.
Natürlich lässt sich auch viel kritisieren. Vor allem, dass eine Antwort aus sehr unterschiedlichen Gründen zustande kommen kann und eben nicht unbedingt die Position klar macht. Wenn (ausgedachtes Beispiel! Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Antworten der Parteien in Wirklichkeit völlig anders sind) die Frage nach dem Aufgeben der Klimaziele sowohl von Afd als auch Grünen Zustimmung findet, erkennt man erst später, dass die Grünen es so begründen, dass die Ziele nicht weitgenug gehen und neue Ziele ausgearbeitet werden müssen, während die Afd sagt, der Klimawandel sei nicht echt und die Ziele nur Manipulation. Oder wenn die CDU keine Waffen an die Ukraine senden möchte weil es zu teuer ist und der Sieg nahezu ausgeschlossen wird vs Linke, die Russland ein Recht einräumen sich ihr Territorium zurück zu holen und deshalb keine Waffen möchten. Wenn ich solche Fragen dann noch doppelt gewichte, dann kann das Ergebnisse ganz schön verzerren. Und, wie bereits im Ausgangstext erwähnt: Niemand liest sich 38 stements von 5-10 oder gar allen 35 Parteien durch.
Ich persönlich vermisse vielleicht noch ein paar Grundsatzfragen, die nicht nur von bestimmten Themen abhängen. Fragen in Richtung "Wer mehr leistet soll mehr Mitspracherecht haben", "Das Ziel sollte sein Einwanderung so gering wie möglich zu halten", "Ländergrenzen gehören abgeschafft" oder "Kein Mensch braucht ein Vermögen über Betrag X". Sachen wie diese, die dann eben noch eine Grundeinstellung zeigen.
(Man könnte das auch getrennt machen und in der Ergebnissliste die Parteien hervorheben, die auch mit Grundwerten übereinstimmen. Wenn ich CDU 70%, Linke 68%, Afd 67% und Grüne 66% habe (fiktives Beispiel, Plausibilität mal außen vor gelassen) , meine Grundwerte aber links sind, dann könnten Linke und Grüne beispielsweise einen Rahmen haben, fetter geschrieben sein. Oder anders herum:Afd und CDU hätten ein Sternchen "Hey, du hast hier zwar Übereinstimmungen, aber deine Grundwerte unterscheiden sich, es ist empfohlen in der Begründung die tatsächlichen Statements zu lesen" oder sie wären ausgegraut.)
Auf der anderen Seite würde ich aber schon behaupten, dass sich zumindest gewisse Tendenzen gut zeigen lassen. Wenn ich 1% mit Linken und 3% mit Grünen übereinstimme, bei Afd aber 40% und bei der CDU 70% habe, dann ist es für mich schon ziemlich eindeutig, dass mein Kreuz nicht bei Linken oder Grünen landet. Und wenn ich mit einer Kleinpartei zu 80-90% übereinstimme, kann es sich schonmal lohnen, diese Parteien nochmal genauer zu beleuchten.
Die Website macht schon im allerersten Moment klar, dass sie eben explizit nicht als Wahlempfehlung, sondern als Informationsangebot genutzt werden soll. Und dafür ist er mittlerweile ziemlich gut.
Wie gesagt, weiß ich nicht unbedingt wie die tatsächlichen Positionen sind.
Aber dass bei Wahlen falsche Sachen versprochen werden gehört meiner Meinung nach einfach zum Risiko und lässt sich kaum verhindern, auch wenn es natürlich schöner wäre wenn es anders wäre. Da gibt es, wie du es ja schon machst, eine gewisse Pflicht zu überlegen wie realistisch dieses Versprechen gerade von dieser Partei ist. Oder man muss, wenn die Partei schonmal regiert hat, auch mal schauen inwieweit sie schonmal Chancen hatten es umzusetzen und inwieweit es umgesetzt wurde.
Ich finde aber, dass das auch nicht Aufgabe des Wahl-O-mat ist, Aussagen zu bewerten (außer natürlich es geht jetzt in irgendwelche Extremen Ecken wie "Rechte sollen in Angst leben" oder "Deutschland den Deutschen") sondern eben die Positionen zu vergleichen, wie die Parteien sich repräsentieren.
Der Haken ist das man selbst nach der Geschichte der Partei nur bedingt gehen kann. Das sieht man an Union. Die Union hat einige durchaus grüne Themen eingeführt, doch wie man halt bei genauerem hinsehen sieht, vielleicht auch wegen FDP bisweilen wischi waschi oder gar toxisch. Das toxische sieht man bei regenerativen Energien und Biogasanlagen gut. Die Regelungen bei den Regenerativen sind vor allem auf Big Player zugeschnitten und die Biogasanlagen machen den Bauern Konkurrenz bei Futter und Heu statt deren Abfälle (Gülle) zu Gas zu machen.
Den Überblick über die Standpunkte der einzelnen Parteien finde ich gut, aber so eine Berechnung finde ich unsinnig.
Die meisten Thesen sind mir zu unkonkret und die bloße Frage nach einer Zustimmung wird dem Problem nicht gerecht. Den Grund, warum bei einer These so abgestimmt wurde, finde ich wichtiger als die Abstimmung selber. Die Abstimmung einer Partei kann zwar mit meiner übereinstimmen, aber die Begründung kann für mich trotzdem ein Ausschlussgrund sein. Zu einer Forderung ist oft nicht klar, wie sie umgesetzt werden soll und das dann genau aussieht. Da möchte ich konkrete Pläne lesen, wie die Partei etwas umsetzen will.
Wenn etwas erhöht oder gesenkt werden soll, ist für mich interessanter, um wieviel erhöht oder gesenkt wird und ob es dafür noch andere Maßnahmen gibt. Wenn in einer These eine konkrete Zahl genannt wird, fehlt dagegen die Abgrenzung, ob mir die Zahl nur geringfügig nicht passt, oder ob mir die These unabhängig von der Zahl nicht passt.
Die Gewichtungsmöglichkeiten reichen mir auch nicht. Manche Thesen sind für mich fast irrelevant, während andere für mich Ausschlusskriterien sind. Die Thesen sind zudem von einander abhängig, sodass man, wenn man einer These zustimmt, wahrscheinlich auch einer anderen zustimmt bzw. nicht zustimmt. So werden manche Standpunkte mehr gewichtet. Andere mich interessierende Themen könnten dagegen überhaupt nicht auftauchen.
So geben die Thesen auch bereits eine Richtung vor, indem bestimmte Bereiche stärker thematisiert werden und z.B. gefragt wird, ob etwas erhöht werden soll, aber nicht, ob man sogar für eine Senkung wäre.
Irgendeine Prozentzahl abzuleiten finde ich also Unsinn. Am Ende schaue ich dann lieber noch selber, was die Parteien zu den mir wichtigen Themen sagen, wobei nicht nur die offizielle Position im Parteiprogramm relevant ist. Bei der Wahl berücksichtige ich auch nicht nur die Standpunkte, sondern auch das Auftreten der Partei und der einzelnen Mitglieder, und besonders der Vertreter, welche konkret für die Wahl aufgestellt sind.
Dem Anwender 38 Fragen quer durch das politische Spektrum zu stellen und diese zu bewerten ist nicht schlecht.
In Parteiprogrammen der Parteien wird ja viel versprochen, nur kann das nicht zu 100 Prozent umgesetzt werden, da eine Partei, in einer parlamentarischen Demokratie nicht alleine ist.
Bezüglich Umweltpolitik könnte man meinen die Partei Bündnis 90/Die Grünen wäre doch richtig, aber viele Dinge wurden nie umgesetzt, wie die Mobilitätswende/Verkehrswende mit Ertüchtigung des öffentlichen Transports. In Deutschland immer noch eine Katastrophe und die Bürger fahren weiter mit dem motorisierten Individualverkehr, mit Steigerungen nach oben.
Warum sie nicht umgesetzt wurden sieht man an den jetzigen FDP Verkehrsminister, kaum soll er seinen Job machen seinen Beitrag zum CO2 einsparen leisten, droht er mir Fahrverboten. Die Grünen und SPD hätten es drauf ankommen lassen sollen, mal sehen wie lange die FDP das durchgezogen hätte.
CO2 einsparen leisten, droht er mir Fahrverboten.
Das ist keine Drohung, das wäre konsequent!
Das war aber bzgl. Forderung des Tempolimits, was Rot-Grün wollten. Der von der FDP hat das Fahrverbot nur als Drohgebärde benutzt. Klar, gerade deshalb hätten Rot-Grün den auflaufen lassen müssen.
...du solltest mal einen Blick in den Koalitionsvertrag werfen!
Willst du hier in Andeutungen Diskutieren oder was? Die FDP hat sich in mehreren Punkten bereits nicht am Vertrag gehalten.
Du solltest dir Hintergrundwissen aneignen, bevor du hier laufend herumschwafelst und beweist, von der Materie zuwenig Wissen zu haben!
Wenn man selbst nicht mehr wie Andeutungen macht würde ich hier nicht andere kritisieren. ... Okay, sehe gerade, dein Profil sagt schon alles, von dir ist nichts konkretes zu erwarten selbst wenn du Bescheid weißt.
...auch du wanderst jetzt in meine Ignorier-Liste. Dann kannst du hier ungestört deine Irrungen und Wirrungen weiter verbreiten.
Ich sehe da beim Punkt Umwelt und AFD vs. Grüne eher das Problem Wahlprogramme und welche davon ist wahr, das ist etwas was der Wahlomat auch nicht sagen kann. Versprechen tun alle viel, doch etliches, was man auch an Merz gern sieht ist nur fischen in fremden Wählergründen. Bei AfD gehe ich daher auch von aus das die Umweltziele der AfD eher Deko sind, wo eh ein Teil der AfD den Klimawandel angeblich leugnet.