Meinung des Tages: Mit Krankheit in die KiTa oder den Job - verständlich oder unverantwortlich?

25 Antworten

Unverantwortlich. In jeder Hinsicht.

Noch unverantwortlicher ist jedoch unsere Gesellschaft, die ein solches Handeln überhaupt auslöst.

Wann sind wir von "Wir arbeiten, um zu leben" zu "Wir leben, um zu arbeiten" umgestiegen?

Dass man Angst vor Schikane oder gar Kündigung haben muss, wenn man selbst krank ist oder das kranke Kind zuhause pflegt, muss ein Ende finden.

Und hier wäre meiner Meinung nach die Politik gefragt.


BeviBaby  02.10.2024, 13:46

Und was soll die Politik machen? Die kann da schlicht nichts dran drehen. Der Umstand dass man als Arbeitskraft ausfällt und Kollegen das kompensieren müssen ist trotzdem gegeben.

lynnmary1987  02.10.2024, 14:03
@BeviBaby

Genau. Zumal die rechtlichen Voraussetzungen bezüglich Krankenstandstagen, Kündigungsschutz und Recht auf Kinderbetreuungszeiten sowieso schon da sind. Das die Leute ihr Recht nicht durchsetzen weil sie Angst vor Konsequenzen haben (egal wie begründen oder unbegründet diese Angst ist), kann auch die Politik nicht großartig ändern.

gutefrage 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 12:50

Danke für Deine Antwort zum Thema.

Jensen1970  02.10.2024, 13:56

AfD 💙

BeviBaby  02.10.2024, 14:06
@Jensen1970

Und was soll die machen? Ne, ganz im Ernst... es wird immer nach der Politik geschrien, aber was sollen die machen?

Wenn die Kollegen verstimmt sind und man deswegen im Büro einen schweren Stand hat, soll dann 'die Politik' an die Tür klopfen und das in Ordnung bringen?

Das Eltern die Kinder trotzdem schicken ist oft unvermeidlich. Nicht jeder kann sich ohne Schikanen im Job unendlich viele Pflegetage nehmen auch wenn sie einem rechtlich meist immer noch zustehen.

Und als Erwachsene selbst krank zur Arbeit gehen ist auch oft die bessere Lösung als sich daheim dann vor einem Jobverlust zu fürchten. Ja, ein Job bei dem man wegen so was Angst vor einer Kündigung habe muss, ist kein besonders guter Job. Aber es ist immer noch einer, der die Rechnungen bezahlt und wenn Existenzängste in einem drin stecken, dann rotzt man die nicht einfach ins Taschentuch!

Außerdem muss man immer noch zwischen "ich bin wirklich krank und damit nicht nur keine Hilfe sondern eher eine Zumutung für die Kollegen" und "ich brauch stündlich mal ein Taschentuch" unterscheiden.


NotThisGirlAgan  02.10.2024, 13:52

Und Ansteckungsgefahr ist dir egal?

lynnmary1987  02.10.2024, 14:06
@NotThisGirlAgan

Das Menschen mal einen Schnupfen bekommen, auch sehr junge Menschen, ist MENSCHLICH und kann man sowieso nicht ganz verhindern. Und ja, ich meine mit Schnupfen hier wirklich nur einen Schnupfen und keine Erkrankungen wie die echte Grippe oder Corona.

Zu sehr in der Blase zu leben oder es auch nur zu versuchen ist auch nicht gesund. Weder physisch noch psychisch!

gutefrage 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 12:34

Dank Dir für Deinen Beitrag.

Die Möglichkeit sich krankschreiben zu lassen hat jeder Arbeitnehmer. Und wenn das nicht zu häufig vorkommt sollten verantwortungsvolle Arbeitgeber dafür auch Verständnis aufbringen.

Eltern haben zudem eine gewisse Anzahl Kinderkrankentage. Die aktuelle Gesetzeslage dazu sieht folgendermaßen aus:

Jeder gesetzlich versicherte Elternteil hat für jedes Kind Anspruch auf 15 Tage Kinderkrankengeld. Bei mehreren Kindern besteht eine jährliche Obergrenze von insgesamt 35 Tagen pro Elternteil. Alleinerziehenden stehen pro Jahr und Kind 30 Kinderkrankentage zu. Stand Februar 2024.

Außer selbstgemachten Druck oder Druck durch den Arbeitgeber besteht also in Deutschland kein Grund sich krank zur Arbeit zu schleppen und eventuell Kollegen anzustecken.

Ebenso besteht kein Grund kranke Kinder in Kita oder Schule zu bringen.

Ich befürworte also sich und die Kinder zuhause auszukurieren.

Wenn ich persönlich (in den Jahren vor Corona meistens zwei bis drei Mal pro Jahr) mir einen grippalen Infekt einfing, fing dieser mit erstaunlicher Häufung am Samstagnachmittag bzw. frühen Samstagabend an, nachdem ich am Samstagmorgen oder -mittag im Supermarkt in meinem Viertel (wo viele junge Familien wohnen) einkaufen war. Viele junge Eltern nehmen ihre verrotzten Babys und Kleinkinder an diesem Tag mit zum Einkaufen, tragen sie an der Kasse auch gern mal auf dem Arm, Gesicht des Kindes gern auch mal nach hinten und das Kind ist dann genau auf meiner Kopfhöhe und niest mir ins Gesicht.

Seit der Zeit der Masken im Supermarkt hatte ich allerdings nie wieder einen grippalen Infekt.


gutefrage 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 13:00

Besten Dank für Deinen Beitrag.

rotesand  02.10.2024, 14:09

Dem reihe ich mich ganz direkt an.

Insomnia12345  02.10.2024, 13:51

Ist dir klar, dass Eltern, die sich Kindkrank melden das Gehalt gekürzt wird?

Und längst nicht alle Eltern haben die Möglichkeit ihr Kind zuhause zu lassen, wenn sie Einkaufen müssen. Sollen die verhungern, weil du sie nicht im Supermarkt willst?

Geht nicht. Wenn das Kind krank ist, bleibt es Zuhause. Kränkeln - das verstehe ich als Pädagoge noch. Idr. Haben Einrichtungen auch ruheräume oder zumindest Ruheecken, in denen man sich ausruhen kann und im schlimmsten Fall, holt man das Kind dann eben doch früher ab.

Aber das Kind krank und die Einrichtung zu schicken, ist schlicht nicht korrekt. Und nicht Bedürfnisorientiert. Sowohl für das Kind, wer von uns ist schon gerne krank und muss dann n lauten, langen Kita Tag überleben, und auch für alle anderen ist es nicht Bedürfnisorientiert. Ich möchte gesund bleiben, meine Kollegen auch und alle anderen Kinder auch.

Das ist nun sehr generell gesprochen. Ich verstehe, dass es Situationen gibt mit Arbeitgeber etc., in denen es schwierig werden kann. Ausnahmefälle gibt es immer. Das menschliche Leben ist vielschichtig und komplex. Aber generell gilt: einfach Zuhause lassen. Glücklicherweise haben wir ja auch nen guten Arbeiterschutz in Deutschland, sodass man aaaaallerhöchstens mit sozialen Minuspunkten rechnen muss, idr. Aber nicht mit Kündigung, weil das Kind die ersten 5 Lebensjahre halt häufig krank ist.

Und: die Kinder bitte gesund ernähren! Wen wundert es denn, dass Kinder krank werden, wenn sie nur industriezucker und und schlechte Samenöle serviert bekommen. Dass Kinder häufig krank sind, ist normal. Aber man kann mit der richtigen Ernährung dennoch sehr viel vorbeugen und unterstützen. Da habe ich, anders als in vielen anderen Thematiken, auch nur wenig Verständnis. Man muss es ja nicht strikt nach einer japanischen, Gemüsereichen-fischbasierten Diät ernähren oder so. Einfach auf die makronährstoffe achten und paar Vitamine dazu. Es gibt keine in meinen Augen kaum Entschuldigungen dafür, warum man zu den haribos für die Brotdose greift, statt zu günstigen Tiefkühlbeeren.

Alles liebe und viel Kraft an alle Eltern. Ich möchte nochmals betonen, dass ich Verständnis für schwierige Situationen habe. Nicht jeder Chef und nicht alle Kollegen sind cool drauf.

Im allerschlimmsten Fall macht die Kita zu. Ein Alibi-schreiben für den Arbeitgeber und dann sind die Eltern da hoffentlich fein raus.

Aber das wäre ja wirklich ein Extremfall. Wenn schon so viele krank sind, gibt's eben gekürzte Öffnungszeiten und wenn das nicht reicht, normalerweise woanders Einrichtungen, die einige Kinder aufnehmen können. Und wenn das nicht geht, hat der Arbeitgeber nicht rumzuheulen. Kindererziehung ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Abgesehen von Moral, brauchen wir Kinder auch für unsere Wirtschaft. Der Arbeitgeber möchte in 20 Jahren auch stabile, gesunde Leute haben, die er einstellen kann.

Dass Kollegen krank kommen, geht auch nicht. Einfach krank melden, auch wenn's häufiger ist. Wenn ich krank bin, bin ich krank.


gutefrage 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 13:00

Danke für Deine ausführliche Antwort.

Als Erzieherin finde ich es immer frustrierend, wenn man uns kranke Kinder bringt. Krank im Sinne von hundelend oder ansteckend.

Wenn wir ausfallen, gibt es auch keine Betreuung des Kindes. Also lohnt sich das nicht. Und auch wir Erzieher hängen an unserem Leben und sind ungerne ständig krank, weil wir kotzende, erkältete Kinder haben.

Aussagen wie "Aber sie hatte im Auto schon gebrochen, ich dachte, sie ist fertig" sind nicht so selten, wie man denken mag.

Kranke Kinder brauchen Mama, Papa, Oma, Opa...Und nicht 24 andere Kinder, Trubel und Lärm drumherum. Sie sind bei uns in dem Fall nicht am Besten aufgehoben!

Bei uns Erzieherin ist es oft so, dass wir arbeiten gehen, solange wir nicht ansteckend sind. Leider. Auch wir stehen unter Druck, auch wir wissen, dass sonst eine Gruppe schließen muss. Und solang wir halt wie ein Schluck Wasser in der Kurve rumsitzen, ohne dass wir euren Kindern in irgendeiner Art und Weise schaden, tun wir das oft. Damit ihr, liebe Eltern, arbeiten gehen könnt.

Und wir rufen auch nicht wegen eines Hüsterchens an. Wir rufen an, weil wir dazu verpflichtet sind bei bestimmten Kriterien.


Aurofons  02.10.2024, 14:18

Das ist so alles richtig.

Was ich aber trotz Hinweis meinerseits nicht verstehen konnte, warum selbst in Monaten mit erhöhter Ansteckungsgefahr oder bei Ausbruch der Hand-Mund-Fuß-Krankheit nicht auf das Händegeben zur Begrüßung verzichtet wurde. Hände sind immerhin die zweithäufigste Ansteckungsquelle.

Nachtkindchen  02.10.2024, 15:04
@Aurofons

Ja, das ist dann etwas irritierend. Da kann ich nicht mitreden, weil ich noch nie irgendwo gearbeitet habe, wo man die Hände schütteln muss - Weder als Kind noch als Erwachsener.

gutefrage 
Beitragsersteller
 02.10.2024, 13:45

Danke für Deinen Beitrag aus der Erzieherperspektive.