Einen Künstler live zu hören, der seit über 60 Jahren im Musikbusiness tätig ist, unzählige Songs komponiert hat, Blues, Folk, Country, Rock und Gospel beherrscht, tiefsinnige Texte schreibt, tausendfach gecovert wurde (zugegeben: tlw. besser als das Original), ist schon ein besonderes Ereignis.
Ein Handy-Verbot durchzusetzen gelingt nicht jedem. Aber es hat sich positiv auf die Atmosphäre ausgewirkt gestern Abend in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf, ebenso war die überschaubare Anzahl von Zuschauern (ca. 4000) angenehmer als manches Stadion-Konzert mit zehntausenden Besuchern.
Bob Dylan spielt überwiegend neue Songs, die hörenswert sind (z.B. "Key West" oder "I contain Multitudes"), wenngleich er mit alten Hits Abende füllen könnte. Kein "Blowing in the Wind", kein "Like a Rolling Stone", kein "Knockin’ on Heavens Door", aber dafür "Desolation Row", "It’s all over now, Baby Blue" und "It ain’t me Babe".
Bei einigen Songs muss man genau hinhören, um sie zu erkennen. Er interpretiert neu und seine Stimme hat ihre Charakteristika verstärkt, krächzende Tone haben zugenommen – geschenkt, er ist 83 Jahre alt. Dylan benötigt keine Show, keine Videos, keine Ansprachen. Er kommt auf die Bühne und macht Musik.
Seine kleine Blues-Band ist richtig gut. Die Atmosphäre wirkt trotz Halle intim. Bei den Zuschauern überwiegen graue Haare. Tanzeinlagen von ein paar Zuschauerinnen sind nicht erwünscht. Nach 2 Stunden ist Schluss – keine Zugabe. Dylan ist ein Eigenbrötler, der nicht auf sein Publikum eingeht, er ist aber auch eine Legende.
Er hat die Musikwelt der letzten 60 Jahre beeinflusst, wie nur wenige Künstler. Dennoch ist er in der jüngeren Generation nicht mehr verankert, so mein Eindruck. Da ist jemand, der macht mit seiner kleinen Band einfach nur Musik, jemand der alles erreicht hat. Wie sehen andere seine Konzerte?