Hallo,
Ich wache auf. Ich weiß es im Moment noch nicht, aber dieser Tag markiert das vierte Jahr, seitdem ich im Dogscape – dem Hundeland – lebe. Ich stehe von dem Teppich bestehend aus lebendem, beweglichem Hundefleisch unter mir auf und strecke mich in der morgendlichen Sonne. Ich brauchte eine Weile, bis ich lernte, auf der Fläche solider Hundemasse das Gleichgewicht zu halten, die nun jeden Zentimeter des Bodens bedecken, doch heutzutage kann ich darauf so leicht und so schnell gehen und rennen wie ich es auf solidem Beton konnte. Vielleicht schneller…
Dies war einst eine Stadt, jedoch kann ich mich nicht daran erinnern, welche es war. Meine Erinnerung basiert einzig und allein auf einer massiven Säule von Hunden, die gen Himmel ragen; wahrscheinlich uralte Gebäude, welche nun vollkommen von einer hundeartigen Masse überwuchert sind. Einst habe ich eines erklommen, meine Finger und Zehen tief in die Hundemauer gegraben, um Halt zu bekommen. Und nach unzähligen Stunden des Kletterns wurde ich mit einem unglaublichen Anblick belohnt – Fell und Augen, röchelnde Zungen und wedelnde Schwänze, die nun die Kontur des einst brachen Landes umklammern und sich nun bis zum Horizont zu einer einzigen, gigantischen Masse ausbreiten.
Nun mache ich das allerdings nicht mehr. Nun lebe ich nur noch in den Tag hinein. Ich laufe zu den Gärten – wo Hundepflanzen in bizarren Formen aus dem Boden des Dogscapes wachsen und sich strecken – um die Welpenfrüchte direkt von den wedelnden, lebhaften Zweigen zu rupfen. Ich beiße in das schmackhafte Fleisch, dessen Säfte mein Kinn herunterlaufen und nach unten tropfen, wo sie vom Bodenfleisch aufgenommen werden und ich erfreue mich an ihrem Geschmack. Ich habe Durst. Daher suche ich, bis ich eine der Mutterhügel erblicke, wo ich dann an den Zitzenfeldern sauge, bis ich meinen Durst nach Milch gestillt habe. Manchmal sehe ich andere Menschen um mich herum, welche so an das Dogscape angepasst sind wie ich. Jedoch nehme ich von ihnen kaum Notiz, spreche nicht mit ihnen. Was gab es denn zu sagen? Die Welt hat sich verändert – welche Bedeutung hätten unsere archaischen Worte noch?
Freilaufende Hunde werden immer seltener und diejenigen, die ich sehe, scheinen so verloren, so teilnahmslos zu sein, wie ich. Sie fressen ebenfalls von den Hundepflanzen, treten vorsichtig auf dem wellenden, blutenden Hundeboden auf, nehmen nur passiv Notiz von mir und anderen. In der Weite des Himmels, weit über dem Horizont, sehe ich manchmal riesige Formen wie sie segeln oder krabbeln oder wellen und ich frage mich, ob in dieser Welt normale, einzelne, wandernde Hunde so veraltet sind wie ich.
Ich würde gerne aus dem Hundeland fliehen aber weiß nicht wie
Habt ihre eine Idee?
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