Komposita Grammatik/Orthographie?

Hallo,

ich habe mich gerade gefragt, ob hinter Komposita(zusammengesetzten Wörtern) grammatikalische Regeln stecken.

Für Muttersprachler scheint die (Spontan-)Bildung von zusammengesetzten Wörtern kaum ein Problem darzustellen. Oft erlebt man ja im Alltag, dass man mehrere Wörter in einem Wort zusammenfasst, ohne aktiv über die möglichen Regeln nachzudenken.

Ich schreibe hier mal Spontanbildungen auf(auch wenn sie schwachsinnig sind):

Koffermafiatrickbetrüger (kein Suffix)

Eisenstufentreppe

Seifenspenderpackung

Rennstreckenabsperrungsband

Usw.

Natürlich muss ich kurz überlegen, welche Wörter man zusammen setzen kann, aber es ist eher unterbewusst, genau wie das anhängen der Suffixe an den Bestimmungswörtern). Obwohl ich diese Wörter noch nie geschrieben habe(als ganzes), kann ich sie problemlos aufschreiben.

Ich gebe mal ein paar Beispiele:

I) das Grundwort ist maskulin

der Motivation - s - coach

der Meinung - s - austausch

der Einkauf - s - wagen

der Olive - n - baum

der Matte - n - wagen

der Pille - n - dreher

der Klima - wandel (kein Suffix -n?)

der Bein - Krampf

der Honig - kuchen

der Dach - decker

der Buch - laden

II) das Grundwort ist feminin

die Haus - arbeit

die Mager - sucht

die Laie - n - arbeit

III) das Grundwort ist neutral

Das Luxus - gut

Das Abend - mahl

Das Hand - zeichen

das Mist - stück

das Hirn - gespinst

Das Glocke - n - spiel

das Frau - en - haus

das Ferie - n - haus

das Küche - n - messer

das Gespräch - s - thema

das Arbeit - s - Zimmer

Meine Regelbildung (ich habe versucht, aus den oben genannten Beispielen Regeln zu Komposita zu bilden)

Bestimmungswort = Substantiv

a) Zweigliedrige Komposita, deren Bestimmungswort(=Substantiv) auf einem Konsonanten endet, werden nicht dekliniert¹.

(Ausnahme: Bestimmungswörter, die von Verben abgeleitet werden)

Bsp.: Das Hirngespinst, der Angsthase [...]

(¹ bzw. das Bestimmungswort wird nicht dekliniert, das Kompositum kann natürlich im Plural dekliniert werden (Bsp. Sgl. das Hirngespinst -> Pl. die Hirngespinste))

Bestimmungswort = Substantiv

b) Zweigliedrige Komposita, deren Bestimmungswort(=Substantiv)auf einem Vokal endet, werden durch das Suffix -n dekliniert.

(Ausnahme: Bestimmungswörter, die von Verben abgeleitet werden)

Bsp.: das Glockenspiel, das Frauenhaus, die Laienarbeit [...]

Bestimmungswort = aus Verb abgeleitetes Substantiv

c) Zweigliedrige Komposita, deren Bestimmungswort(=Substantiv) von einem Verb abgeleitet ist(hoffen -> die Hoffnung), werden durch das Suffix -s dekliniert.

Bsp.: der Hoffnungsschimmer (abl.²<<hoffen>>), der Motivationscoach (abl. <<motivieren>>), das Gebetszimmer (abl. <<beten>>)

² abgeleitet von

Ausnahme: z.B. das Arbeitszimmer

Erklärung:

Bestimmungswort = Verbstamm

d) Zweigliedrige Komposita, deren Bestimmungswort(=Verb, Substantiv) der Verbstamm selbst ist (z.B. laufen -> Lauf-) ist, werden nicht³ dekliniert¹

Bsp.: das Laufband, das Fließband, der Gehstock

³Ausnahme: z.B. das Arbeitszimmer

mögliche Erklärung: bei dem Substantiv Arbeitszimmer wird das Suffix -s an dem Bestimmungswort angehängt, da der Verbstamm gleichzeitig das Substantiv ist (arbeit(en) -> die Arbeit))

(¹ bzw. das Bestimmungswort wird nicht dekliniert, das Kompositum kann natürlich im Plural dekliniert werden (Sgl. das Laufband -> Pl. die Laufbänder))

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Wie gesagt, ich habe mir ein paar mögliche Regeln zusammengebastelt, aus den Komposita, die mir spontan in den Kopf geschossen sind.

Vielleicht gibt es ja ein paar Linguisten unter euch, die sich mit der Bildung von Komposita und deren Regeln auskennen. Ich würde mich freuen, wenn ihr euer Wissen oder eure Ansätze teilt (:

P.S. Kann jemand das Wort Bundesausbildungsförderungsgesetz bzgl. der Regeln der Kompositumbildung aufdröseln?

Deutsch, Studium, Sprache, deutsche Grammatik, Germanistik, Linguistik, Sprachwissenschaft

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