Tatsächlich hast du recht, die Bibel ist kein einfach zu verstehendes Buch. Immerhin ist das nicht einfach ein Buch, sondern es ist eine Sammlung aus 66 Büchern (protestantisch). Zudem sind die Schriften 2000 Jahre alt oder sogar nicht älter. Es ist vollkommen verständlich, dass da eine Kluft ist zwischen dem Leser heute und dem Autor damals.
Ich kann dir nur ein paar Tipps geben:
1. Lese fürs erste eine moderne Übersetzung. Der Inhalt ist schwer genug, da solltest du dich anfangs noch nicht mit der Form durchkämpfen. Ich persönlich habe die NeÜ schätzen gelernt, es gibt aber noch andere.
2. Achte auf den Kontext. Was steht davor? Was steht danach? Häufig ist ein roter Faden oder ein Argumentationsmuster erkennbar. Das hilft Bibelstellen einzuordnen.
3. Sofern es geht, achte auf die Gattung. Poetische Texte in der Bibel werden metaphorisch verstanden. Geschichtstexte sind in der Regel eher buchstäblich zu verstehen. Verliere dich nicht bei jedem Text in der Frage, ob da verborgener, tieferer Sinn steckt. Die meisten Texte haben das nicht. Suche also nicht in allem etwas metaphorisches, sondern nimm das meiste erstmal so wie es da steht. Was das für heute bedeutet, ist ein weiterer Schritt - da wirst du mit der Zeit bestimmt einiges begreifen.
Selbstverständlich gibt es Metaphern, die findest du aber vor allem in den klar sinnbildlichen Texten. Manche Predigten von Jesus enthalten Metaphern, aber auch Bücher wie Sprüche, Offenbarung, Psalmen, Daniel etc. Sind gefüllt mit Sinnbildern. Wie gesagt, die Gattung spielt dabei eine Rolle.
4. Suche das Gespräch zu anderen Christen. Im Austausch zueinander kann man viele neue Impulse aus den einzelnen Bibelstellen erfahren.
Um jetzt zu deiner Textstelle zu kommen: Als Text aus einem Geschichtsbuch, dem Matthäusevangelium, würde ich das erstmal buchstäblich nehmen. Jesus wurde zuvor bereits vorgestellt als jemand, der Wunder getan hat und interessante Lehren verkündete. Menschen sind ihm nachgefolgt, unter denen waren auch seine engsten Jünger, die er Apostel genannt hat - der Zwölferkreis. Diese Jünger werden an der Stelle von Jesus ausgesandt und bevollmächtigt Wunder zu tun.
Was das jetzt für heute bedeutet wäre ein extra Schritt. Man könnte darüber nachdenken, in welchem Rahmen wir heute auch gesandt sind und wozu Gott und heute auch bevollmächtigt. Ich habe jetzt nicht den Kontext aufgeschlagen, aber Jesus zeigte viel Mitgefühl den Menschen. Wie zeigt sich das bei uns?
Das sind jetzt nur angeschnittene Fragen - da müsste man natürlich noch tiefer reinschauen, wenn man diese Stelle wirklich auslegen will.
Letzter Tipp: Lese mit einem Bleistift in der Hand. Schreibe Gedanken in deine Bibel, markiere vlt wichtige Aussagen. Und wenn du etwas nicht verstehst, mach ein Fragezeichen an die Seite und lies weiter. Vielleicht kannst du dann eines Tages das Fragezeichen wegradieren.