Wie kommt es, dass Köln nur eine Stadtbahn hat und Nürnberg eine richtige U-Bahn?
Dabei hat Köln gut 1 Million Einwohner, während in Nürnberg nur gut eine halbe Million leben.
8 Antworten
Das hat was mit der Entwicklungsgeschichte zu tun.
In Köln hat man aus der Strassenbahn eine Stadtbahn gemacht. Das heißt man begann immer mehr und mehr STreckenabschnitte einzutunneln und mit dem Ziel eine vollwertige U-bahn zu schaffen. Das erkennt man noch daran das es Hochflurige FAhrzeuge gibt und Niederlfurige Fahrzeuge die einer Strassenbahn entsprechen. Auch viele U-Bahnhöfe sind vorbereit auf Hochflurbetrieb, kennt man noch an dne Rampen. Solche Konzepte heißen Pre-Metro oder U-Strassenbahn.
Es gibt also fliessenden Übergänge von STrasenbahn zu Stadtbahn bis hin zu U-Bahn.
Auch in Frankfurt ist das mit der U-Bahn nicht immer so eindeutig, die U3 ist eindeutig eine Überlandstrasesnbahn und die U5 ist eigentlich eine Strassenbahn.
@IA3007, Im Prinzip hast Du Recht. Es hatte politische Gründe. Die Bundesländer NRW und Bayern wollten jeweils einheitliche Systeme.
Bayern:
München und Nürnberg bauten Ihre Voll-U-Bahn zur gleichen Zeit, anlässlich der Münchner Olympiade 1972. Man entschied sich aus Kostengründen für ein baugleiches System. Bei Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest konnten sich beide Verkehrsbetriebe mit dem Fuhrpark gegenseitig aushelfen.
NRW:
In Nordrhein-Westfalen wollte man ebenfalls ein baugleiches System errichten, hier entschied man sich für Stadtbahnen (zum großen Teil Straßenbahnen) und den Stadtbahnwagen B. In NRW liegen viele Städte dicht bei einander, z. B. Köln/Bonn, Düsseldorf/Duisburg, Mülheim (Ruhr)/Essen/Gelsenkirchen/Bochum. Sehr viele Städte teilen sich ein Stadtbahn-System, deswegen auch gemeinsame Verkehrsverbünde (VRR/VRS).
In Köln wollte man "Stück für Stück" das Netz umbauen, und begann mit der simpelsten Methode: Straßenbahn im Tunnel, Niederflur-Bahnsteige, und Gleiskreuzungen (Apellhofplatz, Poststrasse). Der Tunnel in Köln-Nippes ist schon aufwendiger gestaltet (kreuzungsfrei und großzügiger Kurvenradius, annähernd nach U-Bahn-Kriterien). Oberirdisch wurde die Strecke Zoo - Mülheimer Brücke/Rhein und die Hochbahn der Linie 13 (Mülheimer Brücke - Nippes - Ehrenfeld/Nussbaumer Straße) kreuzungsfrei ausgebaut.
Erst 1989 wurde die erste U-Stadtbahn-Strecke mit Hochbahnsteigen für die Stadtbahnwagen B auf der Linie 3 eröffnet, vom Hans-Böckler-Platz/Bahnhof Köln-West bis Ehrenfeld, Venloer Straße/Gürtel.
Versäumt wurde es, am Barbarossaplatz eine Tunnelhaltestelle zu bauen, (sowohl für die Ringe-Linien 12, 15 vom Rudolphplatz bis Eifelstraße/ Richtung Chlodwigplatz, als auch für die Linie 18, Neumarkt Richtung Weißhausstraße). Linie 16 soll künftig die Nord-Süd-Stadtbahn über Heumarkt/Gürzenich, Severinstrasse nutzen.
Der Barbarossaplatz ist eine Hauptkreuzung nahe der Innenstadt, für PKWs und Straßenbahn.
Heute würde ich in Köln keine U-Bahn wie in München oder Nürnberg bauen, sondern eher die Stadtbahn Frankfurt (Main) oder Stuttgart zum Vorbild nehmen, die fahren zwar beide in den Vororten auf der Straße, sind aber barrierefrei und an den stark befahrenen Kreuzungen in der City untertunnelt. Die Stadtbahn-Systeme in Frankfurt und Stuttgart sind eben weiter fortgeschritten als in Köln.
Aber man ist in Köln auf einem richtigen Weg. Die Linien wurden seit 1994 umgestaltet und verbessert, die Barrierefreiheit ist in Köln weit fortgeschritten. Aber es ist unnötig, etwa in Zollstock oder in Zündorf (Porz) Tunnel zu graben, was nämlich nötig wäre, wenn man eine Voll-U-Bahn in Köln bauen würde nach Münchner oder Nürnberger Vorbild. Strecken wie nach Sülz, Hermeskeiler Platz würden evtl durch Linien-Busse ersetzt, (wie in Hamburg bei vergleichbaren ehemaligen Straßenbahn-Strecken), das wäre auch nicht optimal.
Experte blackhaya hat das sehr gut beschrieben. Erģänzend zur Abgrenzung : Eine U-Bahn hat ein eigenes Gleisbett und teilt sich den Verkehrsraum weder mit anderen Bahnen noch mit anderen Verkehrsteilnehmern. Anders eine Strassenbahn, die teilt sich den Vekehrsraum mit anderen Teilnehmern. Die Oberirdigkeit und Unterirdigkeit ist kein Kriterium zur Unterscheidung, eine U Bahn fährt oberidisch,hier in Hamburg exemplarisch zwischen Rödingsmarkt und Landungsbrücken. Und eben die Strassebahn unterirdisch, exemplarisch Hannover Kröpke.
Und der Name Stadtbahn soll eben eine Mischform darstellen.
In Nürnberg war man in den 60er und 70er Jahren finanziell wohl besser ausgestattet und orientierte sich an München.
In Köln regierte schon damals der Klüngel und verhinderte weitsichtige Planungen aus einem Guss.
Quatsch in Köln hat man da selbe gemacht wie in Stuttgart, aus einer Strassenbahn wurde eine Stadtbahn.
Wie kommst du auf die Idee, dass die Stadtbahn KEINE U-Bahn ist. Auf den Strecken wo sie unterirdisch fährt, wird sie auch als U-Bahn bezeichnet. Das ist übrigens in anderen Städten ganz genau so (selbst in New York)
In NY interferiert die U-Bahn nicht mit der Straßenbahn, wie in Köln. Außerdem sind dort die Tunneln häufig tiefer.